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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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Hintergrund war Dani zu erkennen, der breit grinste und das V-Zeichen machte.
    Vielleicht spürte er irgendwo inmitten seines Unbehagens auch eine kleine Erleichterung, dass er ertappt und bloßgestellt worden war. Jetzt war alles gesagt, lag offen und ungeschützt da. Der letzte Panzer hatte einen Riss bekommen, und jetzt war er in all seiner Erbärmlichkeit sichtbar. Nur schade, dass Frida es abbekommen hatte. Das war ungerecht. Doch sie war die Erste, die ihn gefragt hatte, und in diesem Moment war er wie ein zum Bersten gefüllter Stausee gewesen.
    Am Freitagabend war es ihm gelungen, nach zwei Bier aufzuhören. Vermutlich hatte er deshalb nicht geschlafen und außerdem diese scheußliche Angst verspürt. Die Abstinenz, offenbar. Am Samstag hatte er ein großes Steak und ein Sixpack Leichtbier gekauft. Zum ersten Mal seit Monaten würde er den Herd putzen, sich ein richtig gutes Essen kochen und nur Leichtbier trinken. Das hatte er so entschieden.
    Er hatte gerade die Ako-Pads hervorgeholt und die erste Dose geöffnet, als Frida anrief.
    Zuerst hatte er überhaupt nicht verstanden, wovon sie redete, doch dann begriffen, dass sie nicht einfach irgendwas erfunden hatte. Es ging um eine völlig unfassbare Geschichte, die aber offensichtlich der Wahrheit entsprach. Das Seltsamste von allem war, dass Frida ihn, und nur ihn, um Hilfe gebeten hatte. Wie sollte er das verstehen?
    Er wusste noch immer nicht, ob es ein guter Vorschlag gewesen war, doch der Ausdruck » Not macht erfinderisch« hatte irgendwo in seinem Hinterkopf geklungen, und er hatte gedacht, dass dies vielleicht ein Zeichen war. Wenn die Familie nun mal keinen festen Wohnsitz hatte und Bruseryd mehr Einwohner brauchte, wäre er ja ein Idiot gewesen, wenn er den Zusammenhang nicht erkannt hätte.
    Der Gedanke, was wohl die Ortsbewohner davon hielten, eine Familie von Taschendieben in ihrer Nachbarschaft aufzunehmen, war ihm erst viel später gekommen, als es zur Umkehr schon zu spät war. Aber den Frauen konnte man ja wohl nicht anlasten, was ihre Männer taten? Oder doch? Nach Fridas Beschreibung hatte er geraten, dass es sich um Kosovo-Albaner handelte. Er erinnerte sich an einen Artikel in der DN vor ein paar Jahren, in dem beschrieben wurde, dass diese Volksgruppe bei Taschendieben überrepräsentiert war. Wie konnte so etwas sein? Es lag doch wohl nicht an der Kultur an sich? Stahlen sie wirklich, auch wenn sie eine Arbeit und einen festen Wohnsitz hatten? Vielleicht wurde ja die Lebensanschauung bei solchen Fragen ersichtlich, dachte er, als er nun an der Kasse stand und seine Waren aufs Band legte.
    Die Kassiererin lächelte und tippte die Artikel ein. » Erwarten Sie ein Enkelkind?«, fragte sie freundlich.
    Åke zögerte, nickte dann aber. Mit leichtem Stolz.
    Als Frida am Vormittag in die Redaktion herunterkam, war Agnes schon da. Sie war mit einem Frühstückstablett zu den Gästen heraufgekommen. Aliana hatte gerade aufgegessen und das Make-up ausprobiert, das sie am Abend zuvor in dem Päckchen von Frida bekommen hatte. Jetzt saß sie kichernd mit Agnes zusammen und führte Kartentricks vor, auf die Agnes jedes Mal aufs Neue hereinfiel. Die Mutter saß auf dem Sofa, trank Kaffee und aß ein Ei. Sie wirkte apathisch und schien Alianas rührende Bemühungen, Agnes zu Fall zu bringen, überhaupt nicht zu bemerken.
    Frida wurde klar, dass sie mit der Mutter noch gar nicht direkt gesprochen hatte. Sie setzte sich neben sie aufs Sofa und suchte Augenkontakt. Es klappte nicht. Nach einer Weile gab sie auf und bat Aliana zu übersetzen.
    » Kannst du deine Mama fragen, ob sie so schnell wie möglich in das neue Haus will oder noch warten möchte?«
    Aliana übersetzte. Die Frau röchelte und antwortete mit eintöniger Stimme.
    » Mama sagt, dass sie des Wartens müde ist. Sie hat schon seit Jahren nur gewartet und gewartet.«
    Agnes mischte sich ein. »Sie muss zu einem Arzt. Anscheinend ist sie schon länger krank. Es könnte eine Lungenentzündung sein.«
    » Darum kümmern wir uns, wenn sie sich erst mal eingerichtet haben. Außerdem hat es keinen Sinn, sie an einem Sonntag in die Notaufnahme zu bringen.«
    » Im Sommerhaus gibt es keinen elektrischen Anschluss. Haben Sie das bedacht?«, sagte Agnes mit neutraler, ruhiger Stimme.
    » Åke hat daran gedacht«, erwiderte Frida. » Er will sich von einem Bekannten ein benzinbetriebenes Stromaggregat leihen. Sturmfeuer hat er das genannt. Und eingekauft hat er auch.«
    » Åke? Sieh mal einer an. Er

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