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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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kann ja doch, wenn er will. Was ist denn mit dem Vater und den Brüdern? Weiß man, wo die sind?«
    Aliana sammelte die Karten ein und erwiderte: »Ich hab drei SMS geschickt, aber keine Antwort. Vielleicht dürfen sie dort keine Handys haben. Aber ich habe geschrieben, dass wir in Småland sind. Sie sollen nachkommen.«
    » Aber ihr könnt doch nicht bloß da im Wald sitzen und warten«, sagte Agnes und zog eine Karte aus Alianas Stapel.
    » Wie heißt deine Mutter?«, fragte Frida.
    » Aferdita«, sagte Aliana. » Das bedeutet Morgengrauen.«
    Frida streckte der abgewandten Frau die Hand entgegen. »My name is Frida. Herzlich willkommen, Aferdita.«
    Eine schwache Regung im Gesicht und ein Zucken im Mundwinkel, dann folgte ein Satz auf Albanisch.
    » Sie möchte das Sommerhaus sehen.«
    Åke hatte das Sommerhaus nach einer Beschreibung von Frida selbst gefunden. Das Stromaggregat arbeitete bereits, und langsam kam Wärme in den Radiator. Ein schwacher Geruch nach verbranntem Staub machte sich im Haus breit, und Åke öffnete die Fenster, um den Raum zu lüften. Der Kühlschrank war problemlos angesprungen, und der Herd schien zu funktionieren. Eine ganze Weile hatte er das Wasser laufen lassen: Zu Beginn war es braun und stinkend, klärte sich aber nach einer Weile. Alles in dem kleinen Haus war alt und abgenutzt, aber ansonsten sauber und aufgeräumt. Åke war einmal um das Haus herumgelaufen und hatte einen Blick in den Keller geworfen. Dort standen einige alte Fahrräder. Vielleicht könnte er ein paar davon reparieren, damit die Leute nicht völlig isoliert waren. Niemand in der kleinen Frauenrunde hatte offenbar einen Führerschein. Wahrscheinlich gab es für Taschendiebstahl auch keine längere Strafe, sodass die Männer sicher bald zurück wären. Ob das gut oder schlecht war, wusste er nicht. Er war neugierig. Das war er wirklich. Wenn er genau überlegte, kannte er nicht einen einzigen Einwanderer. Obwohl er an Politik und der Entwicklung der Gesellschaft interessiert war, hatte er noch niemals jemandem helfend zur Seite gestanden. Umso besser fühlte es sich jetzt an. Die Frage war nur, ob er das Richtige tat. Aber da er jetzt schon mal die Verantwortung übernommen hatte, wollte er auch dafür einstehen.
    Er packte ein paar Einkäufe in den Kühlschrank und stellte den Rest auf die Arbeitsplatte, damit sie sehen konnten, was er besorgt hatte. Er hoffte, dass die Windeln passten. Er hatte auch eine Pflanze gekauft; eine haarige Topfpflanze mit kleinen, blaulilafarbenen Blüten. Er dachte, dass sie das inmitten des Elends vielleicht ein bisschen aufheitern könnte. Er stellte den Plastiktopf auf eine Untertasse und gab Wasser dazu, so wie es in der Pflegeanleitung stand. Sonst könnten die Blätter verfaulen, stand da; das Wasser musste von unten kommen. Zum Schluss setzte er Kaffee auf. Er hatte die Filtertüten vergessen, legte aber stattdessen etwas Küchenpapier in den Filter. In der Küche breitete sich das gemütliche Blubbergeräusch der Kaffemaschine aus, und der Geruch nach verbranntem Staub wurde bald von frischem Kaffeeduft verdrängt.
    Trine hatte ihr Essen verputzt und döste jetzt draußen im Kinderwagen. Aliana war wie ein Wirbelwind durch das Haus gerast und hatte das Sofa und die Betten probiert, sich aber jetzt in Stickans altem Zimmer mit Papier und Kreide an den Schreibtisch gesetzt. Zana hatte ihre Schminksachen vor dem einzigen großen Spiegel im Haus aufgereiht und bereits überprüft, ob Föhn und Lockenstab funktionierten. Aferdita hatte schweigend ihren Kaffee getrunken und dann darum gebeten, hinausgehen zu können. Jetzt stand sie schon eine ganze Weile dort draußen und blickte auf die überwucherte Wiese, die einmal fruchtbares Land gewesen war. Nachdem die Heizung lief, das Essen eingeräumt und sogar der Fernseher angeschlossen war, kamen sich Frida, Åke und Agnes langsam etwas überflüssig vor. Frida und Agnes spülten das Kaffeegeschirr ab, und Åke ging hinaus und stopfte ein paar Fahrräder ins Auto, um sie zum Flicken zu Björkman zu bringen. Dann kam er wieder rein und rief Aliana.
    » Ich glaube, deine Mutter möchte etwas. Geh doch bitte mal raus und hilf ihr.«
    Aliana stand widerwillig von ihrer Zeichnung auf, und Frida folgte ihr nach draußen. Die Mutter sah im Tageslicht ganz anders aus, so als hätte sie plötzlich ein bisschen Farbe im Gesicht und einen schwachen Anflug von Lebendigkeit in den Augen.
    » Sie fragt sich, wie die Erde hier ist«, sagte

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