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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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nicht, wie sie sich selbst wecken konnte, um den Verteidigungsmechanismus in Gang zu bringen. Wie sollte sie mit der Situation umgehen? Einfach raus in die Dunkelheit rennen oder sich herausreden? Er verstärkte seinen Griff um ihren Arm.
    » Micke, zerstör es jetzt nicht. Es ist noch zu früh«, sagte sie und hoffte, dass die Panik in ihrer Stimme nicht zu hören war.
    Er lehnte sich wieder über den Tisch, drückte seine Nase gegen ihren Hals und leckte hart und begierig von ihrem Schulterblatt bis hinauf zum Ohrläppchen. Frida saß stocksteif da. Dann ließ er sie plötzlich los, lehnte sich mit einem Lachen zurück.
    » Wie verkrampft du bist. Entspann dich! Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dich vergewaltige?«
    Erleichtert, aber immer noch etwas nervös, gab Frida ein vorsichtiges Lachen von sich. Dann sah sie plötzlich, wie seine Unterlippe zu zittern begann und seine Augen rot wurden und sich mit Tränen füllten.
    » Tut mir leid, tut mir leid… tut mir leid, verdammt. Wie blöd von mir«, sagte er und legte seinen Kopf in ihren Schoß.
    Frida fühlte sich unbeholfen, linkisch und schon viel zu betrunken, und sie überlegte, was sie jetzt mit einem heulenden Rockstar auf dem Schoß anstellen sollte. Vorsichtig strich sie ihm über den Kopf.
    » Ich brauche jemanden wie dich«, wimmerte er. » Du könntest hier wohnen. Wir könnten auch ein anderes Haus kaufen. Ein großes Schloss aus Holz, mit Turm und Zinnen und Geheimzimmern und einer Allee draußen. Du könntest hier barfuß durch die Räume laufen, während ich Songs schreibe.«
    » Und ich?«, fragte Frida, ohne nachzudenken. » Was soll ich dann machen, wenn du Songs schreibst?«
    » Kinder bekommen und den Garten pflegen und meditieren, vielleicht ein Buch schreiben oder malen.«
    » Du spinnst ja«, schnaubte Frida und stieß ihn weg.
    » Sag das nicht!«, rief Micke und setzte sich mit einem abscheulich verwirrten Blick hastig auf. » Ich hasse es, wenn ihr so was sagt.«
    » Wer wir?«
    » Sophie hat das immer gesagt. Verfluchte Sophie! Meine Sophie«, stieß Micke hervor und fing erneut an zu weinen.
    Langsam kam Frida wieder zu Bewusstsein und bemerkte, wie müde, genervt und sauer sie war. Sie überlegte, ob sie jetzt sagen sollte, dass sie nach Hause müsse, als er abrupt zu schluchzen aufhörte, aufstand und die Platte umdrehte. Er fragte, wie sie ihren Kaffee haben wolle, und benahm sich wieder so, als wäre alles ein gewöhnliches nettes Abendessen.
    » Sie war Künstlerin. Die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Lange dunkle Haare, braune Augen und immer Farbe oder Erde an den Händen. Wir wohnten in London in einem Haus mit Garten. Sie hatte einen grünen Daumen, züchtete Gemüse und Marihuana. Sie brachte alles zum Wachsen. Obwohl sie es dann ließ, als sie Liam erwartete.«
    » Wer ist Liam?«
    » Mein Sohn. Er müsste jetzt vier sein.«
    » Ich wusste gar nicht, dass du ein Kind hast.«
    » So lange kennen wir uns ja auch noch nicht, oder?«, sagte Micke und füllte sein Glas nach. » Ich habe ihn seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen.«
    » Wieso nicht?«
    » Sie wollte nichts mehr mit mir zu tun haben.«
    Micke drehte die Lautstärke auf und öffnete das Fenster einen Spaltbreit. Ein eisiger Wind zog durch die heiße, würzige Küchenluft und blies zwei der Kerzen aus. Frida überlegte hinauszulaufen, als er ihr den Rücken zuwandte, doch die Neugier war stärker. Außerdem bestand die Gefahr, dass er sich dann noch mehr aufregte.
    » Was ist passiert?«, fragte sie so sanft wie möglich.
    » Die verfluchte Schlampe hat’s mit einem meiner Kumpels getrieben, als ich auf Tournee war. Ich war stocksauer. Ich durfte ja wohl darauf reagieren, oder?«
    » Natürlich«, sagte Frida neutral und fragte sich, wie die Reaktion wohl ausgesehen hatte. » Aber müsstest du nicht trotzdem dein Kind sehen?«
    » Ich darf nicht«, erwiderte Micke. » Besuchsverbot. Ob ich ihn wohl jemals wiedersehe?«
    Er drehte die Lautstärke von » Brown eyed girl« auf und streckte die Hand aus. Frida wagte nicht, sie abzuweisen. Sie schloss die Augen, spürte seine Bewegungen auf dem alten Dielenboden und dachte, dass sie ziemlich glücklich gewesen wäre, wenn dieser Tanz hier nur eine Viertelstunde früher stattgefunden hätte. Jetzt hatte er eine völlig andere Bedeutung. Sie spürte, wie seine Hände über ihren Rücken hinunter zu ihrem Kreuz fuhren, dann löste er seine Hand und legte sie auf ihren Schenkel. Schaukelnd presste er seinen

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