Wo der Elch begraben liegt
dem Typ Mann, von dem sie sich bislang angezogen gefühlt hatte. Er war so jung, so flaumweich und… anders.
Skogby eröffnete die Sitzung und berichtete, was die weiteren Kontakte mit Magnus Nyström und Cartago Copy ergeben hatten. Die Schlussfolgerung war, dass es keine Ausnahmen gab. Die Regel über hundert Einwohner galt also auch für Bruseryd, ungeachtet irgendwelcher Proteste. Der einzige kleine Strohhalm, mit dem Nyström aufwarten konnte, war, dass sie vier Wochen abwarten mussten, bevor die Einwohnerzahl berechnet werden sollte, da vor einer schlussendlichen Entscheidung über das Landkartenlayout noch die Skiferien, ein paar Konferenzen, Dienstreisen und diverse andere Dinge lagen. Skogby versicherte, er habe genau überprüft, ob er es richtig verstanden hatte. Sie hatten also noch vier Wochen Zeit, um hundert Einwohner zu werden. Letzte Woche waren sie siebenundachtzig gewesen.
Agnes hob die Hand und bat ums Wort. »Wir sind nicht länger siebenundachtzig, wir sind fünfundneunzig.«
Zwar hatte sich die Ankunft der Neuankömmlinge im Dorf schon herumgesprochen, doch dass sie als feste Einwohner gerechnet werden konnten, war bisher nicht bekannt.
» Ist das nicht nur vorübergehend?«, fragte Björkman skeptisch.
» Sie stehen jetzt im Melderegister. Also sind sie richtige Einwohner. Das zählt«, sagte Agnes.
Am Tisch flüsterten die Leute durcheinander.
» Stimmt das, wie ich gehört habe, dass die aus Albanien kommen?«, fuhr Björkman fort.
» Das heißt jetzt Kosovo. Die wurden als eigenständige Nation anerkannt«, erklärte Agnes.
» Sind das denn seriöse Leute?«, fragte Skogby.
» Sie brauchen einen festen Platz zum Wohnen«, sagte Agnes. » Die Frau ist in ziemlich schlechter Verfassung, aber den Mädchen geht es gut.«
» Und die Männer? Sind das tüchtige Leute?«, fragte Eiwor.
» Darüber wissen wir nicht viel, sie sind nicht dabei. Aber auf alle Fälle haben sie jetzt ihre feste Adresse hier, und genau das nützt uns im Moment«, sagte Agnes.
Nur Frida und Åke kannten die ganze Wahrheit. Agnes hatte man eine abgeschwächte Version erzählt, in der die Männer als reisende Hilfsarbeiter dargestellt wurden, die gerade andernorts einen Auftrag ausführten, aber bald nachkommen sollten.
Keine ideale Lösung, dachte Frida, aber ihr war auch nichts Besseres eingefallen.
Eine intensive Diskussion setzte ein, die erst abbrach, als Skogby gegen eine Tasse klopfte.
» So, der Reihe nach, bitte! Wie ist es in der Gruppe gelaufen, die überlegt hat, wie man weitere Leute hierherlocken kann? Eiwor?«
Eiwor stand auf und nahm einen Zettel mit Stichwörtern zur Hand. Auf ihrer Oberlippe hatten sich Schweißperlen gebildet. »Wir sind herumgelaufen und haben die Leute gefragt, ob sie andere in der Familie kennen, die sich vielleicht vorstellen könnten, nach Hause zu ziehen. Das sieht ziemlich mies aus. Wir hatten auf Mats und Annika gehofft, aber der Vorschlag ist bei Annika auf keinen fruchtbaren Boden gefallen. Im Gegenteil. Die Einzige, die uns noch einfiel, war Harry Jonssons Nichte, aber die wohnt in London und war anscheinend nicht interessiert.«
» Habt ihr ihn mit dem Kiosk gefragt?«, sagte Agnes und nickte in Danis Richtung.
» Ich heiße Dani«, sagte er.
» Äh… nein«, erwiderte Eiwor zögernd. » Hätten wir das tun sollen?«
» Das denke ich schon«, sagte Agnes.
Alle Blicke wandten sich Dani zu, der in der Gruppe völlig fehl am Platz wirkte und sich seine Baseballmütze dem Anlass zuliebe verkehrt herum aufgesetzt hatte. Die Aufmerksamkeit schien ihn zu verunsichern, und vorsichtig sagte er: »Ich habe Flugblätter für meinen Kiosk. Kann ich die jetzt verteilen?«
Eiwor richtete sich auf und entschied, ihre Hausaufgaben weiterzuverfolgen. »Wie ich verstanden habe, kommen Sie aus der Großstadt. Gibt es vielleicht ein paar Verwandte oder Freunde, die möglicherweise Lust hätten, hierherzuziehen?«
» Ich bin ja hierhergezogen, um denen zu entkommen«, erwiderte Dani.
» Aber haben Sie keinen Bruder, der herziehen und Ihnen mit dem Kiosk helfen könnte?«, fuhr Eiwor fort.
» Solange niemand bei mir einkauft, brauche ich auch keine Hilfe mit dem Kiosk. An und für sich hab ich ja viele Brüder. Einer ist, glaube ich, arbeitslos…«
» Ach ja? Und wie ist er so?«, fragte Eiwor.
» Dumm wie Brot«, seufzte Dani erschöpft. » Er kümmert sich nur um Bräute und Sozialhilfe. Der würde nicht hierherpassen.«
» Haben Sie keine Schwester?«
» Mehrere,
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