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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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Unterleib gegen ihren Körper.
    » Rauchst du?«, fragte Frida.
    » Nur Gras«, erwiderte Micke und drückte sich weiter an sie.
    » Ich hol mal eben meine Zigaretten aus dem Wagen«, sagte Frida. » Bin sofort zurück, okay?«
    » Beeil dich«, sagte Micke und ließ sie gehen.
    Frida zog ruhig ihre Jacke an, ging auf die Treppe hinaus, schloss die Tür hinter sich und rannte, rannte, rannte. Im Laufen warf sie den fiktiven Brautstrauß weg. Molotov. Wie blöd konnte man eigentlich sein?
    Agnes fand es spannend. Sie wusste, dass viele Leute Angst vor Menschen aus fremden Ländern hatten oder sie negativ beurteilten. Doch für sie, die immer vom Reisen geträumt hatte, war es, als käme die Welt zu ihr, wo es doch nun für den eigenen Aufbruch schon zu spät war. Die letzten Wochen waren in vielerlei Hinsicht überwältigend gewesen. Erst Frida, die so ganz anders als Harriet war, dann die aufgeregten Versammlungen und nun Aliana und ihre Familie. Sie war von sich selbst überrascht, als sie sich am Abend hinlegte und einfache, kleine Verbesserungen im Sommerhaus oder verschiedene Möglichkeiten ersann, die Kinder zu beschäftigen. Sie hatte Eiwor gebeten, ihr beim Einkauf von Handarbeitsmaterial und Bastelsachen in einem Laden in Eksjö zu helfen, und hatte alte Muster aus ihrer Zeit als Handarbeitslehrerin zusammengesucht. Möglicherweise gefiel Aliana ja das Weben. Obwohl es ziemlich beschwerlich sein würde, den Webstuhl dorthin zu bringen. Vielleicht sollte sie mit einer kleinen Stickerei oder dem Stricken anfangen. Sie versuchte, Motive zu finden, die einem jungen Mädchen gefallen könnten, vielleicht ein paar Serienfiguren oder Ähnliches.
    Sie hatte versucht, mit Aferdita Kontakt aufzunehmen, doch es schien, als ob sie weder etwas sah noch hörte. Agnes hatte zwar von apathischen Kindern gelesen, wusste aber nicht, dass so etwas auch Erwachsene betreffen konnte. Vielleicht musste sie sich einfach nur ausruhen und gesund werden, um wieder Signale von außen aufnehmen zu können. Bis jetzt war Agnes immer von jemandem mitgenommen worden, zumindest bis zur Abzweigung bei Hultet. Von dort aus war es nicht weit zu laufen. Da sie Zeit hatte, fand sie, dass sie jeden Tag für eine Weile dorthin fahren sollte. Etwas Abwechslung und Kindergeschrei waren doch sehr schön. Doch es war lästig, die ganze Zeit auf eine Mitfahrgelegenheit warten zu müssen. Agnes holte den Schlüssel aus dem Schrank und ging hinaus zu dem kleinen Nebengebäude. Sie öffnete das Vorhängeschloss und zündete eine Kerze an. Das Fahrrad war noch da. Auf dem Sattel waren Staub und Spinnweben, und im Reifen war nur wenig Luft, doch sonst schien alles in Ordnung. Sie bugsierte das Rad durch die Tür und nahm die Luftpumpe aus dem Regal. Es war nicht leicht, das Rad in die richtige Position zu bekommen, und es fiel ihr schwer, den Rücken zu beugen, doch es funktionierte. Sie pumpte und lauschte. Kein Geräusch. Vielleicht hatte der Reifen gar kein Loch. Sie fühlte nach und wischte den Sattel ab. Wenn der Reifen immer noch fest war, nachdem sie ihren Kaffee ausgetrunken und Garn und Muster eingepackt haben würde, könnte sie es vielleicht wagen, auch wenn es schon viele Jahre her war, dass sie auf einem Rad gesessen hatte. Eine eigenartige Wärme und Fröhlichkeit erwachte in Agnes’ Brust, als sie nur daran dachte, schon bald neben der Kleinen zu sitzen und ihr zu zeigen, welchen Weg die Nadel nehmen musste.
    Es hatte fast eine Stunde gedauert, in der Nacht nach Hause zu laufen, aber Frida war erleichtert, dass sie es trotzdem getan hatte. Auf dem Heimweg hatte sie überlegt, ob sie sich tatsächlich in die Nesseln gesetzt oder eine große Sache aus etwas gemacht hatte, das an sich harmlos war. Mehrere Male rekapitulierte sie den Handlungsverlauf. Hatte sie auf irgendeine Weise zu Sex eingeladen, ohne es selbst zu bemerken? War es insofern eine völlig normale Reaktion seinerseits gewesen? Musste man etwa mit so etwas rechnen, wenn man sich auf ein Abendessen mit einem unbekannten, deutlich älteren, weltgewandten Mann einließ? In erster Linie kam sie sich dumm und albern vor, weil sie sich von dem Heiratsantrag hatte hinreißen lassen. War sie nicht doch etwas moderner, als wegen eines altmodischen Traums von einer Hochzeit die Fassung zu verlieren? Der Wagen stand noch auf seinem Hof. Wie würde es werden, wenn sie ihn abholte? Würde sie sich überhaupt trauen, alleine hinzugehen?
    Sie hatte schlecht geschlafen. In der Nacht hatte sie von

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