Wo der Elch begraben liegt
wechselten das Thema und unterhielten sich über Danis Versuch, seine große Schwester zur vorübergehenden Anmeldung in Bruseryd zu bewegen.
» Sie sagt, dass wir niemals so viel Geld zusammenbringen könnten. Ihr Leben sei zu kurz, als dass sie hier ein paar Monate verbringen wollte.«
» Schade. Kennst du nicht sonst jemanden, der hierherkommen möchte?«
» Ich habe lange überlegt, aber mir will niemand einfallen.« Dani blieb plötzlich stehen. Bedächtig hob er seine Mütze an. » Aber jetzt! Jetzt kommt mir eine Idee! Du hast doch über diese Frau auf dem Stein geschrieben?«
» Gunnel, ja. Die ihre Familie verloren hat. Hast du ’s gelesen?«
» Der andere Sohn. Sie hatte doch noch einen. Wo ist er abgeblieben?«
» Nun, über den wollte sie nicht sprechen. Keine Ahnung, was mit ihm passiert ist. Das habe ich nicht weiterverfolgt.«
» Vielleicht sehnt er sich ja nach Hause?«
» Oder auch nicht. Ihr Verhältnis schien nicht das beste zu sein.«
» Solange er nicht verrottet ist, ist jeder Strohhalm gut«, sagte Dani. » Wenn ein Vogel auf deinem Kopf brüten will, solltest du dankbar sein und vorsichtig gehen, damit das Ei nicht herausfällt.«
Frida blickte ihn fragend an.
» Wir fragen sie«, sagte Dani. » Was haben wir zu verlieren?«
» Vielleicht wecken wir dann schlafende Hunde?«
» Aber kann das Leben für diese Frau noch schlimmer werden? Vielleicht sollte sie ihren Winterschlaf mal beenden?«
» Und wie erreichen wir den Sohn?«
» Dani weiß, wie man das macht. Ich habe spätestens morgen seine Adresse und Telefonnummer.«
» Und was sagen wir Gunnel?«, fragte Frida.
» Nichts. Nicht bevor wir mit dem Sohn gesprochen haben.«
» Sie hat einen Sohn verloren und keinen Kontakt mit dem anderen. Was kann er wohl getan haben? Was könnte dich dazu bringen, den Kontakt zu deinem Kind abzubrechen?«, fragte Frida.
» Nichts. Ich könnte mein Kind niemals aufgeben. Aber ich tippe mal, es geht um › Ehre‹. Damit fängt es meistens an.«
» Welche Ehre?«, wollte Frida wissen.
» Das musst du rausfinden, sobald ich seine Adresse habe.«
Aliana hatte lange zwischen den verschiedenen Disney-Motiven geschwankt, sich aber schließlich für eine große, leuchtende Sonnenblume entschieden. Sie hatten Garn in gelben, grünen und braunen Tönen ausgewählt, und Agnes hatte ihr gezeigt, wie sie anfangen sollte. Sie saßen in der Küche, wo der Holzofen brannte. Auf dem Tisch standen Kaffeetassen und Saftgläser. Aferdita saß mit dem Rücken zum Tisch auf ihrem Stuhl und blickte schweigend durch das Fenster auf die Felder hinaus. Agnes führte die Nadel durch das Tuch und erklärte die Technik. Sie hatte auch versucht, Zanas Interesse zu wecken, doch sie wollte sich lieber die Nägel lackieren, jetzt wo Trine schlief. Zana und Aliana mussten offenbar große Verantwortung für die Kleine übernehmen, da sich die Mutter in einer anderen Welt zu befinden schien. Aliana machte einen Versuch mit der Nadel und hatte die Technik schnell raus.
» Du hast geschickte Finger«, sagte Agnes aufmunternd.
» Danke. Du solltest mal Kazan sehen. Er kann…«
Plötzlich war Zanas Stimme aus dem Nebenzimmer zu hören. »Aliana! Du redest zu viel.«
» Oh«, sagte Aliana und lächelte unsicher.
Agnes verstand nicht genau. »Ist Kazan dein Bruder?«, fragte sie.
» Ja, er ist der Zweitälteste.«
» Hast du etwas von deinem Vater und deinen Brüdern gehört?«
» Gestern. Sie sind wohl in Norwegen«, sagte Aliana, während sie die Nadel durch den Stoff schob.
» In Norwegen?«, erwiderte Agnes erstaunt. » Was machen die denn da?«
» Arbeiten, glaub ich.«
» Ach so… Aber ich dachte, die sollten zu euch kommen?«
» Kazan kommt vielleicht und kümmert sich um uns. Papa und die anderen müssen arbeiten, um Geld zu verdienen.«
» Und wann kommt er?«
» Morgen, oder in einer Woche, oder in einem Monat. Das weiß man nie genau. Wir warten immer bloß.«
» Es wäre nett, ihn kennenzulernen«, sagte Agnes lächelnd.
Aliana war mit dem braunen Faden schnell fertig geworden, und Agnes gab ihr einen gelben. Doch Aliana war mittlerweile unruhig und fing an, mit dem Stuhl zu kippeln.
» Möchtest du vielleicht ein paar Runden ums Haus rennen, bevor wir weitermachen?«, fragte Agnes.
» Wozu denn?«
» Weil du so aussieht, als ob du dich gerne bewegen möchtest. Und weil es Spaß macht.«
» Dann musst du aber mitkommen!«
Agnes lachte. »Ich? Ich kann doch nicht rennen… aber ich kann eine
Weitere Kostenlose Bücher