Wo der Elch begraben liegt
herauszufinden, warum der Ofen nicht richtig warm wurde. Sie tippten auf eine falsche Einstellung, untersuchten erst das eine, dann das andere. Aliana saß am Küchentisch und führte Frida einen Hütchentrick mit Ein-Kronen-Stücken vor. Jedes Mal glaubte Frida, den Trick durchschaut zu haben, wurde aber immer wieder übers Ohr gehauen.
In der kleinen Küche war es warm und laut. Åke hatte seine Wildlederjacke ausgezogen. Dani hatte seine Schirmmütze abgelegt und den obersten Knopf seiner Uniformjacke aufgemacht. Der Kaffee war gerade fertig geworden, als sich die Tür zu Stickans altem Zimmer öffnete. Zana trat heraus. Ihr rabenschwarzes Haar fiel in langen weichen Locken herab, und ihre Augen mit den riesigen Wimpern waren wie bei einem Filmstar geschminkt. Sie trug ein einfaches weißes Hemd, enge Jeans und Schuhe mit hohen Absätzen.
» So viele«, sagte sie erstaunt. » Wo kommen die bloß alle her?«
Es hatte zu dämmern begonnen, als Frida Dani am Kiosk absetzte. Er hatte sich für den schönen Tag bedankt und sie leicht auf die Wange geküsst. Frida war rot geworden und hatte sich darüber gewundert. Agnes hatte darauf bestanden, mit dem Fahrrad zurückzufahren, und Åke war mit dem Wagen hinter ihr hergekrochen und hatte aufgepasst, dass sie sicher nach Hause kam.
Als es dunkel wurde, kochte Frida in ihrer kleinen Wohnung Tee und machte warme Sandwiches. Bestimmt zum zehnten Mal las sie die Nachricht von Peter. Nachdem sie nicht ans Telefon gegangen war, hatte er eine SMS geschickt. Frida konnte nicht verstehen, wieso sie jedes Mal, wenn sie auf Lesen drückte, so nervös wurde. Sie wusste doch mittlerweile, was dort stand: » Ciao Blondie! Hab zwei Karten für die Neueröffnung vom East (am Stureplan) am Sonntag. Willst du mitkommen? Kannst bei mir wohnen. Umarmung, Peter.« Wie hatte sie nur glauben können, dass es vorbei war? Ihr ganzer Körper bebte und kribbelte beim bloßen Gedanken. Fast vergessen waren die Tränen und die Erniedrigung. Er hatte es sich wohl anders überlegt. Konnte sie ihn dafür verurteilen? Schließlich hatte sie geantwortet: » Hab nichts Besonderes vor. Werde es mir überlegen und mich melden. Frida.« Sie war froh, dass es ihr gelungen war, ganz cool zu bleiben und etwas desinteressiert zu klingen, obwohl ihr ganzer Körper Ja schrie. Natürlich würde sie ihn treffen. Als sie sich in ihre kleine Koje auf dem Dachboden legte, merkte sie zum ersten Mal seit Monaten, dass sie einen Körperteil hatte, der sich nach Kontakt, Wärme und Reibung sehnte.
10
Ein Unwetter war während der Nacht von den britischen Inseln hereingezogen und hatte zu fast zwanzig Millimetern Regen geführt. Mit der Niederschlagsfront waren auch wärmere Luftströme ins Land gekommen. Zum ersten Mal in diesem Jahr war die Temperatur auf zehn Grad gestiegen, und während des Morgenkaffees in der Redaktion war das Wetter zum großen Gesprächsthema geworden. Frida dachte, dass Annika ungewöhnlich grau aussah. Mats hielt sich die ganze Zeit abseits von ihr und redete mit anderen.
Åke gab Kommentare zur aktuellen und zur Samstagsausgabe ab, bevor er die Aufgaben verteilte. Frida sollte die eingehende Post in der Kommunalverwaltung durchlesen und außerdem einen Meteorologen anrufen, damit sie in der Zeitung schreiben konnte, wie lange sich » die Wärme« voraussichtlich hielt. In dieser Gegend war man so früh im Jahr diese hohen Temperaturen nicht gewohnt. Daher war das Wetter durchaus eine Meldung wert.
Als es auf die Mittagszeit zuging, packte Frida ein paar Abendzeitungen ein und entschied sich für thailändisches Essen bei den Vietnamesen im Restaurant Sunrise in der Altstadt. Sie verstand nicht, wieso die Leute aus Vietnam eine thailändische Speisekarte führten, aber vielleicht wollten es die Bewohner von Eksjö ja so haben. Sie musste sich bei Gelegenheit erkundigen. Am Wochenende war so viel passiert, dass es Frida nichts ausmachte, keine Begleitung zu haben.
Als sie auf die Treppe hinaustrat, saß Annika dort und rauchte. Es sah aus, als ob sie geweint hätte.
» Mittagessen?«, fragte Frida, in erster Linie um Höflichkeit bemüht. » Ich wollte thailändisch essen.«
» Wenn du nichts dagegen hast?«
» Überhaupt nicht. Ich hab auch zwei Zeitungen, falls du dich nicht unterhalten möchtest.«
» Das würde ich aber gern«, erwiderte Annika. » Wenn es dir nichts ausmacht.«
Die warme Luft veränderte auch die Fahrbahntemperatur auf der Landstraße 33. Die im Winter
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