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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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lassen?«, sagte Frida schließlich. » Vielleicht brauchst du nur eine Kleinigkeit zu ändern, das, was dich am meisten stört.«
    Plötzlich erwachten Annikas Zorn und Verbitterung. »Aber ich sitze doch fest! Ich komme nirgendwohin. Die Kinder sind hier, und ich muss hier wohnen. Es gibt nur eine Zeitung, bei der ich arbeiten kann, und ich werde es nie schaffen. Auch wenn ich mich trenne, werde ich mich bei der Arbeit jeden Tag an Mats und die verfluchte Jeanette erinnern.«
    » Mats und Jeanette? Sind die beiden zusammen?«
    » Nein! Aber das passiert dann bestimmt. Männer können ja nicht mehr als zwei Wochen alleine sein, bevor sie sich eine neue Frau suchen. Natürlich wird er dann wieder mit ihr zusammenkommen. Oder mit einer anderen. Ich werde ein ewiger Single bleiben, für Jahr und Tag die alleinerziehende Mutter.«
    » Willst du dich denn trennen?«
    » Keine Ahnung! Ich will bloß nicht, dass es so weitergeht wie jetzt.«
    » Liebst du ihn denn?«
    » Das weiß ich auch nicht. Ich kenne nichts anderes. Aber es ärgert mich, dass er sein Leben so leben kann, wie er möchte, und dass ich das nicht kann. Da werde ich nur jedes Jahr trauriger und wütender. So funktioniert das nicht mehr.«
    » Wie würdest du es dir denn wünschen?«
    » Was?«
    » Dein Leben.«
    Annika wirkte plötzlich verwirrt, so als ob sie nie wirklich überlegt hätte, wie ihr Leben aussehen sollte, wenn sie selbst entscheiden könnte. Nachdenklich lehnte sie sich zurück, drehte sich zu dem kleinen Springbrunnen und tauchte die Fingerspitzen vorsichtig ins Wasser. Dann fuhr sie mehrmals mit der Hand durch das Bassin und hielt schließlich die Handfläche direkt unter den Wasserstrahl.
    » Ich würde es gerne so haben, wie er es hat. Ich möchte spüren, dass ich mich bei der Arbeit weiterentwickeln kann, dass ich Bestätigung bekomme und mit neuen Herausforderungen konfrontiert werde, und dass man mit mir rechnet. Ich möchte mich auch mit den Kindern beschäftigen, aber nicht immer alle Grundbedürfnisse erfüllen müssen. Ich möchte eigene Interessen und eigene Freunde haben. Mir Spaß erlauben.«
    » Und Mats? Wie würde er reagieren, wenn du ihm das hier sagen würdest?«
    » Mats…? Er würde sich nur genervt die Joggingschuhe anziehen und zwei Stunden laufen, und wenn er dann wieder nach Hause käme, würde er so tun, als sei alles beim Alten.«
    » Und wenn nicht einfach alles in die gewöhnlichen Bahnen zurückginge, was würde dann passieren?«
    » Anscheinend bin ich wohl zu feige, um das herauszufinden«, erwiderte Annika leise.
    » Ich finde gar nicht, dass du feige bist«, sagte Frida. » Vielleicht sauer und frustriert, aber nicht feige. Vielleicht ist es ja an der Zeit, dass er sich mal um die Kinder kümmert und du dich um deine Karriere.«
    Annika schnaubte verächtlich. »Er ist der bessere Journalist, und das wissen wir beide.«
    » Das war er vielleicht. Aber auf der Personalversammlung war er der größte Feigling, und nicht du. Ich war übrigens sehr beeindruckt, dass du unsere Arbeit verteidigt hast.«
    » Wirklich?«, rief Annika erstaunt.
    Frida nickte. Annika lächelte zaghaft und richtete sich etwas auf. Die vietnamesische Kellnerin kam angelaufen und legte die Rechnung auf den Tisch. Frida nahm siebzig Kronen aus ihrem Terminplaner und legte sie auf die hellgelbe, mit Kaffeeflecken übersäte Tischdecke. Annika zog zwei Hunderter hervor und schob Fridas Scheine zurück.
    » Das übernehme ich. Du bist viel klüger, als du wirkst«, erklärte sie und stand auf.
    » Danke. Und du bist viel tougher, als du wirkst«, sagte Frida.
    Der kurze Text über die Wetterlage war schneller fertig, als Frida geglaubt hatte. Es war schon eigenartig, dass man sich Geschwindigkeit antrainieren konnte, wenn es darum ging, den richtigen Blickwinkel zu treffen, eine komprimierte, schlagfertige Einleitung zu schreiben und dann zu entscheiden, wie der Text selbst aussehen sollte. Sie lieferte ihren Text direkt am Newsdesk ab und bekam grünes Licht, um noch vor Anbruch der Dunkelheit zurück nach Bruseryd zu fahren.
    Die Tage waren jetzt deutlich länger geworden, und schon bald würde es März sein. Frida kam am Eksjö Camping und dem Königreichssaal der Zeugen Jehovas vorbei. Die Landstraße 70 wurde zur Landstraße 90, und sie passierte die winterlich stille Golfanlage und den seltsamen Wohnwagenparkplatz, der mitten im Wald lag und bewachtes Parken rund um die Uhr feilbot. Frida fragte sich, ob hier überhaupt schon mal

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