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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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bei sich zu haben.
    » Entspann dich doch«, flüsterte er.
    Einen kurzen Moment überlegte sie, dass er » Sex hatte«, während sie wirklich » liebte«. Sie verstand nicht, wie man so starke Gefühle haben konnte, ohne völlig sicher zu sein, dass es auf Gegenseitigkeit beruhte. Gleichzeitig rief vielleicht dieses Gefühl, nicht genau zu wissen, woran sie mit ihm war, eben jene monumentale Anziehungskraft hervor.
    Sie erwachte davon, dass eine Elster vor die Balkontür flog und hinter den in Plastik eingepackten Benzingrill rutschte.
    Die weißen Textiltapeten sahen im seichten Dezemberlicht schmutzig grau aus. Sie musste pinkeln. Peter schlief noch. Sie drehte sich zu ihm und ließ den Blick über seine dunklen, auf dem Kissen ausgebreiteten Haare gleiten, über die gerade Nase, das zarte Schlüsselbein, die dünnen, doch muskulösen Arme und die schönen Hände mit den schwarzen Haaren darauf. Frida küsste ihn vorsichtig auf die Schultern, die Arme, die Wangen, dann stand sie auf, ging aufs Klo und schaltete die Kaffeemaschine ein. Als sie zurückkam, war Peter wach. Sie lächelte, kroch näher und schmiegte sich an ihn. Er gab ihr einen sanften Kuss. Frida überlegte, ob sie es wagen konnte, ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Das hatte sie noch nie getan. Er blickte ihr tief in die Augen, küsste sie erneut und legte sich, den Blick nun zur Decke gewandt, auf den Rücken.
    » Frida, ich habe über etwas nachgedacht.«
    Frida schmiegte sich enger an ihn und wartete auf die Fortsetzung, die jedoch ausblieb.
    » Ja?«, sagte sie. » Worüber hast du nachgedacht?«
    » Dass… wo wir jetzt mit dem Praktikum anfangen…«
    Es wurde wieder still. Frida hörte die draußen in der Plastikfolie verfangene Elster herumrascheln.
    » Was ist denn mit dem Praktikum?«, fragte sie.
    » Ich dachte nur, dass es vielleicht blöd wäre… Es geht ein halbes Jahr, und da möchte man einander doch nicht einschränken. Ich möchte dich nicht daran hindern, neue Kontakte zu knüpfen.«
    » Was denn für neue Kontakte? Wovon redest du?«
    Frida setzte sich im Bett auf. Plötzlich war da wieder dieses eisige Gefühl. Sie versuchte, Peters Blick aufzufangen, doch er blickte nur starr an die Decke und sagte: » Vielleicht triffst du in Eksjö jemanden, den du gerne näher kennenlernen möchtest. Das wäre doch gar nicht so unwahrscheinlich?«
    Sie fror plötzlich und wickelte sich fester in die Decke. »Aber du weißt doch, dass ich in Eksjö überhaupt niemanden kennenlernen möchte«, erwiderte Frida.
    » Das kannst du doch jetzt noch nicht wissen«, versuchte es Peter.
    » Doch, das kann ich. Ich habe überhaupt kein Interesse, andere Männer als dich zu treffen«, erklärte Frida und spürte, wie ihre Stimme fast versagte, als sie schließlich leise hinzufügte: » Ich liebe dich doch.«
    » Mach das lieber nicht.«
    » Warum sagst du das?«
    » Mach es einfach nicht.«
    » Was ist denn los? Ist irgendwas passiert?«
    » Nein, wirklich nicht. Ich möchte nur nicht deine Entwicklung aufhalten. Du bist ein kluges Mädchen, das… Spielraum braucht.«
    » Aber ich möchte gar keinen Spielraum haben. Du hast doch gesagt, dass ich mich an dich lehnen soll.«
    » Das hab ich vielleicht gesagt, aber es war nicht so gemeint.«
    » Und was meintest du dann?«
    » Ich halte sehr viel von dir, Frida. Du bist süß, charmant, cool… und du hast sogar Talent. Aber jetzt fängt eine neue Phase an. Ich glaube, dass es für dich und für mich besser ist, wenn wir frei sind. Später werden wir dann sehen. Neue Zeit, neues Leben.«

2
    Dass das Leben plötzlich so stehen bleiben konnte. Abwechselnd heulte sie, schämte sich und trauerte. Sie kam sich so dumm vor. Dumm, dumm, dumm. Wie hatte sie bloß glauben können, dass er allen Ernstes gerade sie haben wollte? Das war so naiv und bar jeder Intelligenz.
    Weihnachten verging in einem Nebel aus Tränen. Mona bekam endlich Wasser auf ihre Mühlen; Männer waren nun mal hoffnungslose Kotzbrocken, auf die man sich nicht verlassen konnte.
    » Früher oder später verlassen sie dich sowieso. Also ist es gut, dass du es überstanden hast«, sagte sie in einem Tonfall, der so klang, als hätte sie gerade die Probleme der Welt gelöst. Nachdem es niemand geschafft hatte, sich für den Kauf eines Weihnachtsbaums zu engagieren, mussten ein paar rote Kerzenleuchter und ein Eimer mit Fichtenzweigen für die Weihnachtsstimmung in Monas kleinem Haus in Kålltorp sorgen. Frida schenkte ihrer Mutter eine

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