Wo der Elch begraben liegt
verkauft. Natürlich für Brosamen, aber immerhin so viel, dass ich mir ein Taxi nach Hause leisten kann.«
» Taxi? Wie luxuriös. Zu mir?«, flüsterte Frida.
» Vielleicht. Wenn du willst.«
» Das weißt du doch.«
Sie wollte gerade vorschlagen, ganz bald zu gehen, als Peter sie herumwirbelte: » Aber heute Nacht ist Party!«
Plötzlich schien es, als hätte jemand ein Streichholz an den Kamin gehalten; das ganze Fest erwachte zum Leben, und auf der Tanzfläche tauchten ungewöhnliche Paarkombinationen und Tanzstile auf. Die Band spielte eine seltsame Mischung aus alten Klassikern wie » Proud Mary« oder » Stand by me« und fröhlichen Schlagern wie » Dolce Vita« oder » Crazy in love«. Es gab mehr Gruppen- als Paartanz, und es war einfach schön, die Frustrationen aus dem Körper zu schütteln und laut zu schreien, wenn auch nur zu sinnlosen Schlagertexten. Frida bemerkte, dass Rendefors einen richtig tollen Jitterbug mit Enya tanzte, die alle Schritte perfekt zu kennen schien, und dass es Ann-Louise gelungen war, einen äußerst widerwilligen Örjan Berg auf die Tanzfläche zu ziehen. Als ein Lambada gespielt wurde, ging Peter Bier kaufen. Frida tanzte mit allen um sich herum weiter. Sie sah, dass Cilla ziemlich betrunken war; ihr Haar hatte sich gelöst, und sie drückte beim Tanzen ihren Unterleib dicht an Janne Ahlsén. Wusste sie nicht, wo die Grenze verlief? Offenbar nicht. Als Cilla anfing, sich die Bluse aufzuknöpfen, griff Frida ein und zog sie mit sich auf die Damentoilette.
» Verdammt, was machst du nur?«
» Was denn?«
» Hast du heute Morgen nicht gesagt, du seist verliebt? Wie kannst du dann so was tun?«
» Ich tanz doch bloß ein bisschen.«
» Mach nichts, was du hinterher bereust. Ahlsén ist verheiratet, und seine Frau hat auf der Schule gearbeitet. Alle wissen, wer sie ist. Und was ist mit deiner großen Liebe passiert?«
» Aber er ist es doch.«
» Wer?«
» Janne Ahlsén.«
Frida verschlug es die Sprache. Die Damentoilette drehte sich.
» Du spinnst doch wohl. Er ist fünfzig. Doppelt so alt wie du.«
» Ja? Und?«
» Nur du wirst bei dieser Sache verlieren. Lass es sein.«
» Du begreifst das nicht, Frida. Er wird sie verlassen. Jetzt sind es nur noch er und ich. Er liebt mich. Das sagt er die ganze Zeit.«
Frida versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. »Ich bringe dich nach Hause. Wir fahren sofort los.«
» Nein, ich gehe später mit Janne. Seine Frau ist verreist.«
» Zu ihm nach Hause? Bist du noch ganz bei Trost? Na, dann musst du eben selbst klarkommen.«
» Ja, geh nur. Ich bleibe.«
Frida blickte müde zu Cilla, die tapfer versuchte, ihr Lipgloss zurück in die Hülse zu bekommen. »Okay, viel Glück. Und danke für den Glühwein.«
In dem Augenblick, als Frida die Tür öffnen und die Damentoilette verlassen wollte, brach Cilla auf dem Fußboden zusammen. Gerade rechtzeitig vor dem ersten Schwall gelang es Frida, den Papierkorb heranzuziehen.
Als Frida, nachdem sie Cilla in der Viktoriagatan zu Bett gebracht und einen Eimer daneben gestellt hatte, zurückkam, waren nur noch ein paar Leute übrig. Ann-Louise und Örjan wiegten sich zu einem Schmusesong auf der Tanzfläche. Erst als sich das Paar halb herumdrehte, sah Frida, dass Örjan tatsächlich eingeschlafen war. Das Personal hatte mit dem Aufräumen begonnen. Peter war nirgendwo zu sehen. Wollten sie nicht zusammen ein Taxi nehmen? Sie versuchte ein paar Mal, ihn auf dem Handy zu erreichen, bekam aber keine Antwort. Wenn sie sich beeilte, würde sie noch die letzte Straßenbahn erwischen.
Als sie in der Bahn saß und durch die Stadt fuhr, tat sie sich zum zweiten Mal an diesem Tag furchtbar leid. Es war dezemberlich dunkel und kalt, und Frida Fors fühlte sich in dieser Nacht sehr einsam.
Gerade als sie zwischen ihren hellblauen Laken zu Hause in der Storhöjdsgatan in einen Traum zu versinken begann, hörte sie einen Schlüssel in der Tür. Sie spürte den unverwechselbaren Geruch von Zigaretten, Wein und Rasierwasser durch den Raum strömen. Sie hörte, wie Schuhe ausgezogen und Kleider abgelegt wurden. Sie blickte mit zusammengekniffenen Augen zu dem dunklen Schatten neben dem Bett, hielt die Decke hoch und wusste gleich bei der ersten Berührung, was Peter wollte. Seine winterkalten Lippen an ihrem Hals, seine Hand auf ihrem Schenkel, sein fester Körper an ihren weichen gedrückt. Sie war nicht wirklich bereit, wenngleich sie eigentlich nichts lieber gehabt hätte, als ihn ganz nah
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