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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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dem überraschend feudalen Bahnhofsgebäude zum Stehen, das aus roten Ziegelsteinen erbaut und mit weißen Einlassungen um Fenster und Ecken verziert war. Frida stieg aus und stellte fest, dass sie völlig allein war. Sie schaute auf die Uhr. Der Zug war genau pünktlich. Wo war die Frau? Und wie hieß sie noch gleich? Harriet soundso… Frida verwünschte sich selbst, weil sie sich die Telefonnummer nicht hatte geben lassen. Im schlimmsten Fall musste sie wohl ein Taxi zur Redaktion nehmen. Langsam ging sie auf das Bahnhofsgebäude zu. Die Wartehalle war geöffnet, aber leer. Dort war ebenfalls niemand. Sie lief durch die Halle und kam auf der anderen Seite des Gebäudes zu einem Parkplatz. Ein korpulenter Mann stand an einen goldfarbenen Volvo-Kombi gelehnt und sprach in sein Handy.
    Frida blickte suchend umher und versuchte auszumachen, wo sich der Taxistand befand. Der Mann sprach weiter in sein Handy, kam aber auf sie zu, was Frida etwas unsicher machte. Sie blickte zur Seite und tat so, als würde sie nicht bemerken, dass er sich näherte. Sie hörte, wie er sein Gespräch beendete, und spürte plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter.
    » Frida Fors? Sind Sie das?«
    Frida wandte sich abrupt um.
    » Åke Johansson, Smålandsbladet. Willkommen«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Frida ergriff sie und spürte einen trockenen, warmen und festen Händedruck.
    » Ja, das bin ich«, erwiderte Frida. » Ich dachte, mich sollte eine Frau abholen?«
    » Das war auch so gedacht. Aber Harriet, die sich in der kommenden Zeit um Sie kümmern sollte, wurde am Freitag wegen Erschöpfung krankgeschrieben. Es ist also noch unklar, wer Sie unter seine Fittiche nehmen wird.«
    Frida verspürte wieder dieses eisige Gefühl im Bauch. Was machte sie hier bloß? Warum hatte sie sich nicht etwas mehr gesträubt und den Praktikumsplatz nicht angenommen?
    Åke lud ihr Gepäck in den Wagen und bedeutete ihr, dass sie sich reinsetzen solle. Im Volvo roch es nach Kautabak, Feuchtigkeit und Wunderbaum. Åke fuhr vom Parkplatz, umrundete den Kreisverkehr und bog in die Regementsgatan. Frida blickte ihn verstohlen an. Die braune Wildlederjacke spannte sich über seinen kräftigen Bauch. Ein braun kariertes Halstuch hob den leicht roten Farbton seines runden Gesichts hervor. Freundliche braune Augen und eine gerade Nase ließen ihn trotz seines Körperumfangs ganz nett aussehen.
    » Was wissen Sie über diesen Ort?«, fragte Åke.
    » Nicht viel, wenn ich ehrlich bin. Vor ein paar Jahren hat er wohl sein sechshundertjähriges Bestehen gefeiert, soweit ich weiß.«
    » Ganz genau. Da haben wir eine bebilderte Sonderausgabe mit dem König und der Königin gemacht. Die waren nämlich hier und haben uns zugewinkt. Ein Bodyguard hat sich den Fuß verrenkt, da gab’s ein paar Schlagzeilen.«
    » Das kann ich mir denken«, erwiderte Frida und bereute, nicht mehr über den Ort gelesen zu haben. Aber schließlich hatte man sie sehr kurzfristig gebeten hierherzukommen. Oder hätte sie sich die Zeit nehmen sollen? War das nicht eigentlich selbstverständlich? Hatte sie sich bereits blamiert?
    » Ich habe gehört, dass Sie hier Verbindungen in den Ort haben?«
    » Meine Großmutter kam von hier«, entgegnete Frida.
    » Aus Eksjö?«
    » Nein, etwas nördlich von Bruseryd. Das ist nicht mal ein richtiger Ort, ich weiß gar nicht, wie das da heißt. Aber jetzt ist sie tot. Starb bereits vor fünfzehn Jahren. Sie wohnte mit ihrem unverheirateten Bruder in einem kleinen Haus dort draußen im Nirgendwo. Er blieb dann allein zurück.«
    » Lebt er noch?«
    » Er ist vor sieben oder acht Jahren gestorben. Wir waren in jenem Herbst hier zur Beerdigung.«
    » Und das Haus? Was ist damit geschehen?«
    » Leider nichts. Steht einfach nur da.«
    Eine Weile schwiegen sie. Åke bog nach links ab, dann nach rechts und wieder nach links und kam zu einem kleinen Marktplatz am Rande der Ortschaft. Er parkte den Wagen vor einem flachen Gebäude, das weiß verklinkert war.
    » Da wären wir.«
    Sie stiegen aus. Frida überlegte, ob sie ihre Tasche mitnehmen sollte. Sie verstand nicht wirklich, was er vorhatte, und dachte, es wäre vielleicht blöd zu fragen. Åke stellte sich ein paar Meter neben den Wagen und blickte sorgfältig umher. Dann deutete er mit dem rechten Arm auf etwas.
    » In dieser Richtung liegt Ränneslätt. Da hat das Militär ab dem 15. Jahrhundert Übungen abgehalten. Die Armee ist immer noch der drittgrößte Arbeitgeber der Stadt, mit fast

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