Wo der Elch begraben liegt
fünfhundert Angestellten. Jetzt haben wir hier ein Ingenieurbauregiment und ein Minenräumungszentrum, die liegen in dieser Richtung«, fuhr Åke fort und zeigte in eine andere Richtung. » Das Haus der Kommunalverwaltung liegt auf der anderen Seite des Platzes, dann gibt es noch den Laden des staatlichen Alkoholmonopols, die Pizzeria und die Zeitung, und dann ist eigentlich schon Schluss.«
» Wieso sind die ausgerechnet hier gelandet?«, fragte Frida.
» Wer?«
» Die Soldaten, im 15. Jahrhundert. Warum haben die sich ausgerechnet diese Stelle in Småland zum Üben ausgesucht?«
Zum ersten Mal seit ihrer Begegnung lachte Åke, sodass eine ordentliche Portion Kautabak sichtbar wurde. Er hob erneut den Arm.
» Weil der Kuhpfad zwischen dem Bischofssitz Linköping im Norden und Växjö im Süden genau hier verlief. Ebenso verhält es sich mit dem Kuhpfad zwischen Västergötland und der Ostseeküste. Und genau da, wo die Pfade sich kreuzten, gab es eine große und fruchtbare Heide. Das ist zumindest meine Theorie.«
» Das klingt einleuchtend… Sind Sie selbst ein ehemaliger Soldat?«
» Weshalb glauben Sie das?«
» Der Arm«, erwiderte Frida. » Sie haben mit dem ganzen Arm gezeigt.«
Åke brach in Gelächter aus. »Diese alte Angewohnheit werde ich wohl nie los. Wenngleich ich da sicher kein großer Held gewesen bin. Im Dreck herumzukriechen war nie meine Stärke. Ich bin froh, dass ich mich nicht für diese Laufbahn entschieden habe, zumal alle Regimenter jetzt sowieso aufgelöst werden.«
Åke lief auf das niedrige Gebäude zu. Frida folgte ihm. Als sie sich den modernen Glastüren näherten, entdeckte sie den transparenten Schriftzug: Smålandsbladet.
» Das ist aber ein diskretes Schild.«
» Der Innenarchitekt meinte, das müsse so sein. Weiß auch nicht, wozu das gut sein soll. Es wissen doch sowieso alle, wo die Zeitung liegt, und auf der Rückseite des Hauses, zur Durchfahrtsstraße hin, haben wir auch ein großes Schild.«
Als sie in den unbesetzten Empfangsbereich traten, fasste Frida Mut und fragte: »Ich weiß gar nicht so recht, wo ich eigentlich hinsoll und wo ich wohnen kann.«
Åke blieb stehen und wandte sich um. »Das hab ich vergessen zu sagen. Jetzt, da Harriet krank ist, werden sie Bruseryd allein übernehmen müssen. Wir bringen sie morgen in die Lokalredaktion. Aber jetzt dachte ich mir, dass Sie erst mal die Redaktion hier und Ihre Kollegen kennenlernen möchten. Heute Abend ist Happy Hour in der Pizzeria. Da werden wir hingehen.«
» Und wo wohne ich?«
» Heute Nacht im Stadthotel. Das ist zwar leider nicht so schick, wie es klingt, aber völlig in Ordnung. Und dann zeige ich Ihnen morgen früh Bruseryd. Über der Redaktion gibt es eine winzig kleine Wohnung. Da können Sie kostenlos wohnen, wenn Sie keinen eigenen Vorschlag haben.«
Frida nickte, leicht betäubt angesichts all der neuen Informationen. Sollte Sie etwa ganz allein in der Lokalredaktion sitzen?
» Oder haben Sie daran gedacht, in dem Häuschen Ihrer Familie zu wohnen?«, fügte Åke fragend hinzu.
» Nein, nie im Leben. Das liegt ja vollkommen abseits und ist seit mehreren Jahren unbewohnt…«
» Dann bleiben wir dabei. Bruseryd kann bis morgen warten. Hier haben wir also die feudale Redaktion des Smålandsbladet«, sagte Åke und deutete mit einer ausladenden Geste über eine offene Bürolandschaft im typischen Stil der achtziger Jahre.
Mit Computern versehene Schreibtische aus Buchenfurnier standen in Zweier- und Vierergruppen zusammen und wurden mittels schalldämpfender Abschirmungen voneinander getrennt. Dort wo die Netzwerkkabel hinunter zu den Computern führten, standen die grauweißen Hartfaserplatten schräg von der Decke ab. Ein graugrüner Linoleumbelag erstrahlte im kalten Licht einer Neonröhre. An den Rändern des großen, auf den matschigen Parkplatz weisenden Panoramafensters hingen Schiebevorhänge mit verblichenen, pastellfarbenen Mustern. Inmitten des Raums stand eine dunkelgrüne Sitzgruppe. Auf dem kleinen Tisch in der Mitte drängten sich ein Kerzenhalter und eine leere Obstschale aneinander. An der hinteren Wand gab es Regale mit Postfächern, Drucker und Kopierer sowie eine riesiges schwarzes Brett mit jeder Menge Schlagzeilen und Zeitungsausschnitten. Die Klimaanlage rauschte. Åke trat auf eine der Schreibtischformationen zu, wo ein blonder Mann in den Dreißigern saß und intensiv an seinem Computer schrieb.
An seinem Trennschirm waren mit einer Stecknadel zwei
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