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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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keine andere Erklärung.«
    » Was denken Sie?«
    » Es war ein Unfall. Die Wirklichkeit ist leider nicht immer so spannend, wie man es sich wünscht. Sie ist ganz einfach runtergefallen. Sie gewöhnen sich am besten gleich daran, dass hier nicht so viel passiert. Besonders nicht in Bruseryd.«
    Frida spürte, wie der schnell aufgeloderte journalistische Begeisterungsfunken wieder zerstob. Åke trat an das Regal und zog die letzten fünf Ausgaben der Zeitung sowie ein kleines dünnes Heft mit dem Titel » Willkommen im Lagerwall-Konzern« heraus.
    » Hier haben Sie die Telefonnummern für die betriebliche Gesundheitsversorgung und so weiter. Und dann ein paar Exemplare der Zeitung, damit Sie die mal in Augenschein nehmen können. Harriets Seite finden Sie ganz hinten, da können Sie dann auch sehen, wie sie arbeitet. Sie werden schon Ihren eigenen Stil finden.«
    Das Stadthotel Eksjö war ein großes und stattliches Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, dessen Eingang auf den Stora Torget hinausführte. Dort checkte man ein und holte sich den Schlüssel. Das Hotelzimmer selbst lag im Anbau, einem flachen, rosa verputzten Gebäude in einer Nebenstraße nahe beim Bahnhof. Frida verspürte eine gewisse Enttäuschung, als sie das Zimmer sah. Es war zwar geräumig, jedoch trist und kühl, mit einem leichten Geruch nach altem, abgestandenem Tabaksqualm. Draußen war es dunkel geworden. Durch das Fenster konnte sie die Rückseite eines unaufgeräumten Hinterhofs mit Müllcontainern und Gerümpel erahnen. Sie öffnete den Rucksack und holte die Plastiktüte mit dem Usambaraveilchen heraus. Ein Blatt war abgebrochen, doch im Großen und Ganzen schien es den Transport überstanden zu haben. Frida nahm ein Zahnputzglas aus dem Bad, füllte es mit Wasser und drückte die Pflanze hinein.
    Sie legte sich aufs Bett und blätterte durch die Zeitungen, die Åke ihr gegeben hatte. Die Schlagzeile auf der ersten Seite der aktuellen Ausgabe lautete: » Bauholz in Ängatorp gestohlen«. Weiter in der Mitte der Zeitung stieß sie auf Überschriften wie » Sie gewann Handarbeitswettbewerb« und » Geldstrafe für Hansson, wenn er Autowracks nicht vom Hof entfernt«. In der heutigen Zeitung gab es nichts aus Bruseryd. Vielleicht fiel das weg, wenn die Redakteurin krank wurde.
    Frida wechselte zu einer anderen Ausgabe mit den Schlagzeilen: » Was ist in den Fässern hinter der Tankstelle in Oxbacken?« und » Gutbesuchter Vereinsabend in Markhult«. Hier stand auch etwas über Bruseryd. » Bushaltestelle kann stillgelegt werden« lautete die große Überschrift. Laut Harriets Artikel gab es zu wenig Leute, die am Ortseingang ein- oder ausstiegen, sodass es sich nicht lohnte, die Haltestelle anzufahren. Wenngleich es eigentlich keine konkreten Fakten gab, die die drohende Stilllegung hätten erklären können; fast schien es, als beruhte alles auf Harriets vagen Spekulationen. Das war merkwürdig. Gab es so wenige Nachrichten, dass sie sie selbst erfinden musste? Das wäre wirklich schlimm gewesen.
    Frida legte die Zeitungen beiseite und starrte an die Decke. Ein drückendes Gewicht lastete auf ihrer Brust. Sie hätte voller Enthusiasmus sein sollen, doch… das war ungefähr das Letzte, was sie verspürte. Sie wollte wirklich nicht völlig allein ein total ereignisloses Dasein auf dem Lande fristen. Wenn sie schon mal in die Welt hinausging, hätte es auch gleich richtig sein können– London, Paris, New York oder wenigstens Stockholm oder Göteborg. Und morgen sollte sie also noch weiter fort vom Zentrum des Geschehens. Sie wollte bloß noch nach Hause. Doch nach Hause zu wem? Zu einer Mutter, die dauernd weinte? Oder in eine leere Wohnung, wo Peters Schlüssel weiterhin wie eine Erinnerung auf der Flurkommode lag und wo niemand einfach auftauchte, um einen Kaffee zu trinken? Wie viele Nachbarn aus dem Treppenhaus kannte sie eigentlich? So oft hatte sie die Namen auf den Briefkästen gelesen. Sie und die Rentner nickten sich sogar zu, wenn sie sich begegneten, aber kannte sie sie? Nein. In ganz Strömmensberg kannte sie niemanden. Sie hörte Torkels Worte von der Abschlussparty: » Als ich dreiundzwanzig war, war das Leben ein Spiel. Da war alles top. Da nimmt man sich alles, was man haben will, und alle wollen einen haben. Man ist unsterblich, und die Welt steht einem offen.« Wo war er wohl gewesen, als er dreiundzwanzig war? Zumindest nicht hier.
    Fridas Handy gab einen Pling-Ton von sich. Eine SMS von Cilla: » Einladung zum Bankett im

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