Wo der Elch begraben liegt
Nummernzettel befestigt.
» Das ist Mats. Er ist unser allgemeiner Reporter und Redakteur. Bei einer Zeitung wie unserer muss man sich eben um alles kümmern«, sagte Åke.
» Und Fotograf, wenn kein anderer da ist. Vergiss das nicht«, sagte Mats und blickte zu Åke. » Hallo! Dann bist du also unsere neue Praktikantin?«
» Genau. Frida Fors.«
» Wie kann jemand bloß freiwillig die Großstadt gegen so ein Kaff hier eintauschen?«
Frida zögerte einen Augenblick und entschied sich dann für eine Kompromisslösung: »Ich hoffe, dass ich viel lerne.«
» Du kannst ja am Wochenende nach Hause fahren. Was machst du übrigens morgen Abend?«
» Morgen Abend? Keine Ahnung. Nichts, nehme ich an«, erwiderte Frida in der leisen Hoffnung auf irgendeine Art von Freizeiteinladung.
» Sehr gut. Da gibt’s nämlich ein Treffen vom Bauernverband, für das ich zugesagt habe. In Ubbhult, nur ein paar Kilometer entfernt. Das gehört eigentlich in deine Zuständigkeit. Kannst du da nicht hinfahren?«
» Ja, vielleicht.«
Frida spürte Nervosität aufkommen. So schnell wollte sie nirgendwo hinfahren. Sie war von den ganzen Eindrücken bereits erschöpft und wollte sich auf keinen Fall ganz allein in die Wildnis begeben.
» Kommt dann ein Fotograf mit dahin?«, fragte sie und hoffte, die Unruhe in ihrer Stimme zu verbergen.
» Nicht bei so einem Job. Das werden sowieso langweilige Bilder. Das schaffst du schon. Mit diesen praktischen Kameras heutzutage ist das ganz einfach. Kommst du denn heute Abend?«
» Klar kommt sie«, antwortete Åke an ihrer Stelle. » Wir sehen uns um sechs.«
Åke lief weiter in die Bürolandschaft hinein und bedeutete Frida, ihm zu folgen.
» Mats ist mit Annika verheiratet, die hier ebenfalls arbeitet. Heute ist sie nicht hier, denn sie arbeitet seit ein paar Jahren nur noch halbtags. Wenn Sie mal hierherkommen, um zu arbeiten, können Sie mit ihr den Schreibtisch teilen.«
» Liebe auf der Arbeit…«, sagte Frida. » Das geht hier also in Ordnung?«
» Die beiden sind seit der neunten Klasse zusammen. Er hat um ihre Hand angehalten, als sie drei Jahre später in Eksjö die heilige Lucia gespielt hat. Er ging auf die Bühne, überreichte ihr fünfzig rote Rosen und hat über Mikrofon um sie angehalten. Als sie vor fünf Jahren ihr viertes Kind bekommen haben, hat er mit dem Marathonlaufen angefangen. Sie werden ihn schon noch auf der Straße treffen. Er läuft und läuft.«
Åke blieb bei einer Frau in den Sechzigern stehen. Sie hatte einen Kopfhörer auf und telefonierte. Obwohl sie sich zur Wand gedreht hatte, war das Gespräch deutlich zu hören: » Wollen Sie diesmal einen etwas größeren Text? Der Preis bleibt gleich, aber dann passt etwas weniger Inhalt in den Text. Dafür wird alles viel deutlicher. Sie und ich, wir werden schon was Passendes finden. Und dann kommen alle und kaufen bei Ihnen ein.«
Åke flüsterte halblaut: »Inger verkauft Anzeigen. Ohne sie könnte die Zeitung dichtmachen. Sie ist fantastisch und bringt die Leute dazu, Anzeigen zu schalten, selbst wenn ’s nur um ein entlaufenes Kalb geht. Wir haben natürlich noch andere Anzeigenverkäufer, aber die arbeiten heute nicht.«
Während Inger weitertelefonierte, drehte sie sich um und winkte Frida lächelnd zu. Åke ging zum schwarzen Brett mit den zahlreichen Schlagzeilen und Ausschnitten. Er zeigte auf eine Seite aus der Pressens Tidning. Auf einem Bild war ein älterer Mann in einem Anzug zu sehen, der einem anderen älteren Mann im Anzug einen Preis überreichte.
» Unser Eigentümer, Henry Lagerwall, als er vor ein paar Jahren den Preis der Zeitungsherausgeber bekommen hat. Das war wohl wegen der Gewinnentwicklung sowie für lange und treue Dienste. Seine Familie betreibt diese Zeitung seit Beginn des 20. Jahrhunderts.«
» Und wie geht es der Zeitung?«, fragte Frida.
» Bestens. Wir verkaufen viele Anzeigen. Davon leben wir.«
» Und wie ist es um die journalistischen Ambitionen bestellt?«
» Ganz okay, wenn wir mal die Möglichkeit dazu haben. Was aber nicht oft der Fall ist. Außerdem haben wir einen willensstarken Eigentümer, der sich gerne einmischt. So viel passiert ohnehin nicht, und da muss man seine großen Visionen wohl etwas zurückstecken.«
Fridas Blick wurde von einer Schlagzeile angezogen: » 17-jähriges Mädchen bei Balkonsturz getötet. Polizei vermutet Mord«.
» Daran erinnere ich mich. Was war denn da der Hintergrund?«
» Das wurde als Unfall eingestuft. Die Polizei fand
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