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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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anspruchsvoll gestaltete Homepage auf dem Bildschirm auf. Frida sah sie sich grübelnd an. Wozu eine solch aufwendige Seite für einen einfachen Kebab-Imbiss? Sie klickte das Kontakt-Symbol an. Dort war nur eine Adresse angegeben. Keine Öffnungszeiten. Doch noch war es ja mitten am Tag. Wenn sie dort irgendwann aufhatten, dann jetzt, zur Mittagszeit.
    Frida packte Block, Kugelschreiber, Kamera und Portemonnaie in ihre Umhängetasche. Sie überprüfte das Handy und legte es dann ebenfalls in die Tasche. Noch immer nichts von Peter. Mistkerl. Sie hätte ihm gestern nicht antworten sollen. Dann zog sie Mantel und Schal über und stopfte ihre Handschuhe in die Tasche. Im Vorbeigehen öffnete sie den Rucksack und zog vorsichtig das Usambaraveilchen heraus. Es lag schief in seinem Plastikbecher, aber nichts war abgebrochen. Frida stellte die Pflanze auf ein Tablett auf dem Couchtisch und hoffte, dass sie sich in den ausgekühlten Redaktionsräumen wohlfühlte.
    Es fühlte sich seltsam an, jetzt einfach loszuziehen. Gerade erst war sie angekommen, und schon sollte sie hinaus und sich der Wirklichkeit stellen. Sie hätte eine Pufferzone, eine ruhige Einführung, einen Kennenlernprozess gebrauchen können, doch dazu war offenbar keine Zeit. Wie hatte sie überhaupt auf den Gedanken kommen können, diesen Beruf zu wählen? Hinaus in die Kälte, ins Unbekannte und dann mit Leuten reden, denen sie noch nie begegnet war, und über Dinge schreiben, die sie vielleicht nicht einmal etwas angingen. Der Schneematsch drang in ihre Stiefel ein und sammelte sich bei den Zehen. Sie fror. Sie passierte den Weiher auf der linken Seite, die Einfahrt zur Fabrik und das Schild mit der Aufschrift Sportplatz. Auf der rechten Seite kam sie am verriegelten Bürgerhaus und einem geschlossenen Laden vorbei. Sie folgte dem brausenden Gewässer, das parallel zur Hauptstraße verlief, und kam nach ein paar hundert Metern zum stillgelegten Bahnhofsgebäude und zu Danis Kiosk und Kebab.
    Einen Moment blieb sie vor dem kleinen blassblauen Gebäude stehen. Sie hatte sich gar nicht richtig vorbereitet, war einfach aufgebrochen. Was hätte Peter getan?, fuhr es ihr durch den Kopf. Konnte sie sich seine Denkweise zu eigen machen? Welche journalistische Perspektive und welche Haltung hätte er gewählt? Nein, da konnte sie nichts erwarten. Er wäre schlicht und einfach überhaupt nie hierhergekommen. Sie versuchte, sich das Schulpensum in Erinnerung zu rufen, das ABC des Interviews– wie, was und warum?–, während sie gleichzeitig daran dachte, was Mats über menschliche Schicksale gesagt hatte. Wer ist dieser Dani, der einen Kebab-Kiosk in Bruseryd führt?, dachte sie. Könnte das mein Ansatzpunkt sein?
    Aus dem Kiosk glaubte sie, einen schwachen Widerhall von Technomusik zu hören. Sie klopfte. Nichts passierte. Sie klopfte noch einmal. Aus einem Fenster hörte sie plötzlich eine Stimme. Sie lief um das Haus herum und entdeckte einen jungen Mann, nicht älter als achtzehn oder neunzehn Jahre, der aus der alten Kioskluke herausschaute.
    » Ein Kunde? Hab ich einen Kunden? Willkommen, willkommen! Womit kann ich dienen?«
    » Hast du Kaffee?«, fragte Frida.
    » Eigentlich ist jetzt Mittagspause, aber für dich habe ich alles. Kebab, Eis, Schokolade.«
    » Ein Kaffee wäre toll«, erwiderte Frida.
    » Instantkaffee oder Espresso? Leider hab ich keinen Filterkaffee«, sagte der junge Mann.
    » Espresso ist perfekt. Aber wie kannst du denn ausgerechnet zur Mittagszeit geschlossen haben?«
    » Ach, das war nur ein Scherz. Ich hab einen etwas seltsamen Humor. Obwohl es auch stimmt. Ich mache, was ich will.«
    Frida konnte mit den widersprüchlichen Signalen nichts anfangen, ermahnte sich aber, auf den Grund ihres Besuchs zu kommen. »Also, wenn du Dani bist, dann würde ich gerne hier sitzen und eine Weile mit dir reden, wenn das für dich in Ordnung ist. Ich komme vom Smålandsbladet und schreibe einen Artikel für die Bruseryd-Seite. Könntest du dir vorstellen, mir dabei zu helfen?«
    » Wann denn?«
    » Am liebsten jetzt gleich.«
    » Ich logge mich nur schnell aus, und dann hab ich alle Zeit der Welt für dich. Komm doch rein«, sagte Dani, ging nach hinten und öffnete die Tür.
    Es war warm in dem kleinen Kiosk. Das lag an den zahlreichen Computern. Hier sah es gar nicht so aus, wie Frida es sich vorgestellt hatte. In dem kleinen Personalraum hinter dem Laden standen überall Bildschirme und Computer, und es gab nur einen Stuhl zum Sitzen. Dani

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