Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
Vom Netzwerk:
Menschen drinnen und draußen zu Hause fühlten. Doch sie sah nur vernachlässigten Grund und kaputte Fenster.
    » Haben Sie den Schlüssel?«, fragte Agnes.
    Frida nickte und holte ihn aus der Tasche. Das Schloss ging schwer, doch nach ein paar Versuchen gab es nach, und die Tür öffnete sich. Drinnen war es kalt und schmutzig, es roch nach Plastikteppich und Staub. Im Flur hingen noch alte Herrenjacken und Arbeitshosen. Vor dem kalten Heizkörper standen Stiefel und Holzpantinen. Zur Rechten ging die Küche ab. Auf der niedrigen Spüle vor dem Fenster standen eingestaubte Kaffeetassen und Teller. Ein Messer und ein Schneidebrett lagen ebenfalls dort. Auf dem runden Tisch mit der Wachstuchdecke lagen Briefe und Zeitungen auf einem Haufen. Wenn nicht die ganzen leeren Flaschen neben der Speisekammer gestanden hätten, hätte es richtig nett ausgesehen.
    » Wirklich schade, dass Stickan nie eine Frau gefunden hat. Er war etwas eigen«, sagte Agnes. » Elsa hat alles erledigt und sich um ihn gekümmert. Als sie starb, ging ’s mit ihm bergab. Alte Männer kommen nur schlecht alleine klar. Als ob ihre Energie verebbt und die Kraft völlig aus ihnen entweicht.«
    Sie betraten das Schlafzimmer. Überall waren Pappkartons mit alten Zeitungen und leeren Flaschen übereinandergestapelt, doch das Bett war ordentlich gemacht, wenn auch voller Reste von Mäusedreck, Abgenagtem und toten Fliegen. Hier hatte Stickan sein ganzes Leben gewohnt. Hatte er sich wohl jemals gefragt, ob es das war, was er wirklich wollte? Sie gingen zurück in die Küche, und Agnes öffnete die Kühlschranktür. Ein saurer Gestank nach Schimmel schlug ihnen entgegen. Schnell machte sie die Tür wieder zu und öffnete die Schranktür unter der Spüle.
    » Hier haben die Mäuse eine Party gefeiert. Igitt«, sagte Agnes und rümpfte die Nase. » Da müssen wir sauber machen.«
    Auf der anderen Seite des Flurs lag die Wohnstube. Der Korkteppich war verzogen und hatte sich an den Wänden aufgewellt. Von Jahren in Wind und Sonnenschein gealtert, hingen die schmutzigen und brüchigen Gardinen vor dem Fenster. Am Kamin stand ein Esstisch in altmodischem Bauernstil. Unter einem großen Bild mit grasenden Kühen gab es eine kleine Sitzgruppe und einen alten Fernseher.
    » Hier hat man gesessen, wenn eine Feier stattfand«, fuhr Agnes fort. » Im Kamin brannte ein Feuer, und es gab Himbeertorte und Weizenbrot. Aber das kommt mir jetzt alles viel kleiner vor, die niedrige Decke und alles. Können Sie sich erinnern?«
    » An den Kamin entsinne ich mich. Das war immer toll, wenn ich Großmutter helfen durfte, die Holzscheite nachzulegen. Und die Pumpe. Es war großartig, wenn man sich ordentlich abgerackert hat und dann das Wasser rauskam. Aber wenn man nicht aufpasste, konnte der Pumpschwengel mit voller Wucht zurückschlagen.«
    » Ich frage mich, ob wohl noch Wasser im Brunnen ist. Das Grundwasser müsste doch auch dann noch vorhanden sein, wenn der Brunnen nicht benutzt wird, oder?«, überlegte Agnes und klopfte ein paar Mal auf die Sitzkissen, sodass eine Wolke aus Staub und Asche aufwirbelte.
    » Haben Sie heute die Zeitung gesehen?«, fragte Frida.
    » Das hab ich«, erwiderte Agnes. » Eine deutliche Aussage.«
    » Ich habe nur geschrieben, was die Leute gesagt haben und was ich entdeckt habe. War das zu viel?«
    Agnes sagte nichts und wedelte ein paar Mal mit der Hand durch die staubige Luft.
    » Sie sind mutig«, sagte sie schließlich ernst.
    Frida lachte erstaunt. »Mut ist wohl das Letzte, was ich habe.«
    » Warten Sie’s einfach ab«, entgegnete Agnes.
    Eine Windböe erfasste die Haustür und knallte sie gegen die Außenwand. Kalter Wind fegte durch den Raum. Frida beeilte sich, die Tür zu schließen und sie richtig im Schloss zu verankern. Als sie sich umwandte, sah sie Agnes mitten im Zimmer stehen und dachte, dass dieser Anblick sehr behaglich und beruhigend wirkte und sie eigentlich hierhergehörte.
    » Haben Sie immer gewusst, dass Sie hier leben wollten?«, fragte Frida.
    » Ich?«
    » Ja? Da Sie sich entschieden haben, hier zu leben, müssen Sie die Gegend doch sehr gern haben.«
    Agnes blickte zur Seite. »Ganz im Gegenteil. Ich wollte immer von hier weg. Hierzubleiben kam mir wie ein Schicksal vor, das schlimmer war als der Tod. Aber vielleicht hab ich mich da auch verschätzt; das werde ich erst beurteilen können, wenn ich nicht mehr da bin.«
    Frida verstand plötzlich gar nichts mehr. Sie hatte einfach vorausgesetzt, dass Agnes

Weitere Kostenlose Bücher