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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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britische Sänger auf dem Geländer einer Brücke über die Themse balancierte. Die Melodie ging in einen Refrain über, und als das Wort schließlich auftauchte, konnte Frida nicht einmal mehr nachdenken, bevor es aus ihr hervorbrach:
    » Big time?! Das stimmt doch, oder?«
    Der Mann mit der Lederjacke fuhr mit erschrockenem Ausdruck herum, nickte bestätigend und fuhr dann kommentarlos fort, seine Flaschen einzuwerfen.
    Frida wünschte, sie hätte ihre Zunge verschluckt. Sie und ihre Impulse, immer falsch, immer takt- und gefühllos.
    Peter hatte das auch stets gesagt– dass sie keinerlei Feeling habe und nicht improvisieren könne. Hier stand sie also mit einem der bekanntesten schwedischen Musiker der neunziger Jahre, der durch die ganze Welt getourt war, und bekam dann nichts Vernünftigeres heraus.
    » Tut mir leid, ich wollte nicht aufdringlich sein. Es muss ziemlich nervig mit diesen ganzen Leuten sein, die ankommen und mit einem reden wollen«, sagte sie in dem Versuch, die Situation zu retten.
    Er stellte seinen Müllsack ab und sah sie mit seinen eisblauen Augen an. »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Seit ein paar Tagen sind Sie die erste, die mit mir redet.«
    » Na, ich wollte jedenfalls nicht stören.«
    » Ist schon in Ordnung.«
    Frida lachte und war froh, dass sie so glimpflich davongekommen war.
    » Ich sollte mich vielleicht vorstellen…«, sagte Frida.
    » Ich weiß, wer Sie sind«, unterbrach Lederjacke. » Ich habe Ihr Bild heute in der Zeitung gesehen. Ich hab mich gefragt, wieso Sie darauf so ernst aussehen.«
    » Ich wollte nur seriös erscheinen«, erwiderte Frida und streckte die rechte Hand aus.
    Sie blieb in der Luft hängen. Wieder falsch, dachte Frida. Er hielt ja seinen Plastiksack mit der rechten Hand und konnte ihre Geste natürlich nicht erwidern. Wieso hatte sie das nicht bemerkt? Weshalb sollte er hier auf einem Recyclinghof mitten im Nirgendwo ihre Hand nehmen? Wieder wurde sie gerettet, indem er unbeholfen seine linke Hand ausstreckte. Das war zwar eine verkehrte Begrüßung, aber er nahm sie trotzdem, ihre ausgestreckte Hand, und nannte seinen Namen– Micke. Sie erinnerte sich an seinen Künstlernamen: Micke Molotov. Damals hatte er gut geklungen, doch jetzt hörte er sich völlig übertrieben an. Vielleicht hatte er ihn aufgegeben.
    Trotz des lockeren Handschlags fühlte Frida ein paar kräftige Narben auf seiner Handfläche.
    » Was ist mit Ihrer Hand geschehen?«
    » Ach, das ist im Suff passiert. Ziemlich idiotisch, man könnte sagen, das Ergebnis lag auf der Hand. Hab ein Drahtseil gehalten, das ausgebrochen ist. Die Sehne zum Daumen und zu zwei anderen Fingern ist draufgegangen.«
    » Oje. Und wie geht’s jetzt mit dem Gitarrespielen?«
    » Überhaupt nicht. Deswegen bin ich ja hier.«
    » Ach wirklich? Ja, ich war verwundert, Sie hier zu sehen. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie im Ausland leben.«
    » Das ist lange her«, sagte er, warf die letzte Flasche ein und knüllte den Müllbeutel zusammen.
    Frida hob den ersten Karton an und begann nun damit, ihre Flaschen wegzuwerfen.
    » Und was machen Sie jetzt?«, fragte sie. Sie wollte nicht, dass er jetzt einfach so ging, denn sie fand es spannend, mit ihm über die Welt da draußen zu reden, von der sie viel lieber ein Teil gewesen wäre.
    » Was ich mache? Ich versuche, das alte Leben zu ertränken, und bilde mir ein, dass ein neues auf mich wartet. Obwohl ich nicht wirklich daran glaube.«
    » Und das ausgerechnet hier?«
    » Hier sieht auf jeden Fall niemand, wie bergab es mit mir gegangen ist. Wenn man einmal erlebt hat, wie es ist, immer nur höher und weiter zu gehen, kommen einem alle anderen Richtungen ziemlich lächerlich und unbedeutend vor. Ich hab wohl irgendwie die Pointe im Leben verpasst. Wenn man erst mal aus dem Zusammenhang gerissen wird, versucht man lieber, einen Komazustand zu erreichen.«
    » Das klingt ziemlich ernst. Was brauchen Sie denn jetzt, um die Pointe wiederzufinden?«, fragte Frida.
    » Sagen Sie es mir? Vielleicht eine neue Leidenschaft«, sagte Micke und strich Frida schnell mit zwei Fingern über die Wange.
    Frida spürte, wie sie errötete, während er in seinen Jeep sprang und verschwand.
    Als Frida zurückkam, hatte Agnes unter der Spüle aufgeräumt, die Küche geputzt und den abgewischten, wachstuchüberzogenen Tisch mit Frikadellenbrötchen, Rote-Beete-Salat und Kaffee gedeckt. Ein ungewohntes Gefühl von Wärme und Zusammengehörigkeit breitete sich in Frida aus, als

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