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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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öffnete den altersschwachen Kühlschrank.
    » Was möchtest du trinken?«
    » Einen Wein vielleicht?«
    » Genau. Hab ich für dich besorgt. Ich glaube, schwedische Mädchen mögen Wein.«
    » Und du? Trinkst du keinen Wein?«
    » Ich bin mit Cola aufgewachsen. Ein Kasten bei Netto, 59 Kronen. Für Mama war es ein Luxus, dass sie es uns anbieten konnte. Vergoldet den Alltag, sagte sie, und stellte sie uns morgens, mittags und abends auf den Tisch.«
    » Andere Länder, andere Sitten. Dann trinke ich auch Cola«, sagte Frida.
    Dani blieb vor dem geöffneten Kühlschrank stehen und wirkte so, als wolle er einen wichtigen Beschluss fassen. Dann machte er die Tür wieder zu und breitete die Arme aus. »Oder…«, sagte er, » ich richte mich zur Abwechslung mal nach den anderen Sitten. Heute Abend werde ich das erste Glas Wein meiner persönlichen Weltgeschichte trinken. Was hältst du davon?«
    » Oh. Das ist aber mutig.«
    » Mit dir habe ich Lust, neue Sachen auszuprobieren«, sagte Dani dramatisch, und Frida wusste nicht, ob er sie auf den Arm nahm oder es tatsächlich ernst meinte.
    Der Wein vermochte wirklich, die Zunge zu lösen, die– in Danis Fall– auch von Beginn an nicht sonderlich festgesessen hatte. Frida erfuhr alles über das Jungenzimmer in Södertälje, über Mutter und Vater, die Brüder und Schwestern, die Kumpel und Lehrer. Dani erzählte von den engen Wohnverhältnissen, den Kriminellen, dem Zerwürfnis, der Langeweile, der Musik, dem Gruppendruck, den verlorenen Träumen und der Sehnsucht nach der gleichberechtigten Liebe, die er zu Hause in Södertalje nicht hatte finden können. Dani sprach von einem selbstgewählten Exil, wo er seine Seele retten und nach einem Dasein suchen konnte, wo alles anders war, ursprünglicher und echter, ohne altmodisch, konventionell oder rückwärtsgewandt zu sein.
    Frida wurde von seinen Worten, Erzählungen und Gedankensprüngen langsam benommen. Als er bei seinem zweiten Glas angekommen war, hatte sein blasses Jungengesicht einen leicht rosaroten Ton angenommen, die Fliege hatte sich gelöst, und seine Haare waren jetzt genauso zerzaust wie immer.
    Mit wackligen Beinen stellte er sich auf seinen Stuhl und hielt eine kurze, aber eindrucksvolle Rede: » Vor dieser ehrenvollen Versammlung gelobe ich, dass ich alle meine Kinder gleich behandeln, mit ihnen genauso viel Fußball wie Computerspiele spielen und ihnen beibringen werde, egal ob sie Jungen oder Mädchen sind, Auberginen und Kebab zu braten. Ich gelobe weiter, dass ich meine überschüssigen Gewinne aus dem Pokerspiel dazu verwenden werde, anderen Gutes angedeihen zu lassen, und später, wenn ich kann, ein bisschen in der Chemie zu forschen. Und zu guter Letzt gelobe ich hiermit, der am meisten gleichgestellte Mann auf der Welt zu werden! Meine Zukünftige soll sich niemals unterdrückt und unfrei fühlen und soll es niemals langweilig haben… natürlich nur, wenn sie will, denn das kann sie natürlich haben, schließlich ist das die totale Gleichberechtigung. Friede sei mit Euch. Salam aleikum!«
    Dann sank Dani auf seinen Stuhl. Frida lachte über seine gute Laune, die großen Pläne und nicht zuletzt darüber, dass seine Körperteile nicht länger in der Lage schienen, miteinander zu kommunizieren. Seit ihrer Ankunft war sie selbst fast gar nicht zu Wort gekommen.
    Sie stand auf, um den Tisch abzudecken und auf die Toilette zu gehen. Als sie sich im Badezimmerspiegel betrachtete, sah sie einen neuen Glanz in ihren Augen, der sich vorher dort nicht befunden hatte. Vermutlich lag es am Licht oder am Wein, doch da war ganz deutlich ein neuer, regenbogenartiger Schimmer auf Iris und Pupille.
    Als sie wieder in die Küche kam, war Dani infolge seines ersten Alkoholrauschs auf dem Stuhl eingeschlafen. Er war wirklich ein sehr besonderer Neunzehnjähriger. Sie räumte die Sachen beiseite, legte eine Decke über ihn, schrieb einen Zettel, auf dem sie sich für das Essen und die angenehme Gesellschaft bedankte, und machte sich auf den Heimweg. Nicht ein einziges Auto und kein einziger Mensch begegneten ihr auf der Straße, aber das war ohne Bedeutung.

6
    In der Woche darauf ging es los. Åke rief am Vormittag an und bat Frida, umgehend nach Eksjö zu kommen. Für einUhr war eine Sondersitzung in der Redaktion einberufen worden, und er wollte vorher unbedingt noch mit ihr sprechen. Am Telefon wollte er nicht sagen, worum es sich handelte.
    Frida hatte Probleme einen Parkplatz zu finden, war verspätet und hatte

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