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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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H&M und fragte die rothaarige Frau an der Kasse, ob es vielleicht noch eine andere H&M-Filiale in Halmstad gebe. Die Verkäuferin, die ihren recht stabilen und umfangreichen Körper in sehr enge Teenagersachen gezwängt hatte und nach Zigaretten, Pfefferminz und Kaffee roch, blickte Frida an, als wäre sie ein UFO.
    » Sie sind wohl nicht von hier, oder?«
    » Nein, deshalb frage ich ja«, erwiderte Frida.
    » Es gibt keinen anderen H&M in der Innenstadt, nein.«
    » Und außerhalb?«
    » Das ist ja was anderes. Wir haben einen Riesenladen im Eurostop, an der Autobahn südlich der Innenstadt«, erklärte die Frau bissig lächelnd.
    Das Einkaufszentrum war gigantisch. Fünfzehnhundert Parkplätze und bestimmt hundert verschiedene Geschäfte. Es war Samstag kurz vor Geschäftsschluss. Familien auf Großeinkauf standen an den Kassen, um mit Schweinefilets, Videospielen, neuen Jeans und Kapuzenjacken für die Kinder in ihre Reihenhäuser zurückzukehren. Frida lief durch die Gänge des Zentrums. Ihr Blick suchte die Umgebung ab, die verworren und dunkel wirkte. In einer Ecke stand ein Ausverkaufsständer mit billigen Bademänteln. Dahinter hingen Jogginghosen und andere Trainingsbekleidung. Unter einer Stange mit hellgrauen Trainingshosen sah sie ein Paar kleine Gymnastikschuhe hervorlugen.
    Frida trat dichter heran, ging in die Hocke und flüsterte vorsichtig: »Aliana? Bist du das?«
    Das kleine neunjährige Mädchen, leichenblass und verweint, warf sich in Fridas Arme und flüsterte: »Ich dachte schon, du würdest nie kommen. Ich dachte, ich müsste für immer allein bleiben.«
    » Ach was«, erwiderte Frida und streichelte ihr den Rücken. » Ich hab doch gesagt, dass ich komme. Aber ich wusste nicht, in welchem Laden du bist. Es gibt nämlich zwei.«
    Erst als die Lautsprecherstimme das Ende der Geschäftszeit verkündete, löste sich Aliana von Frida, fasste sie dann aber fest an der Hand.
    » Hast du Hunger?«, fragte Frida.
    Aliana nickte.
    » Hier gibt’s einen McDonald’s.«
    Nachdem beide ihr Menü aufgegessen hatten, merkte Frida, wie schrecklich müde und verkatert sie war. Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt mit Aliana machen sollte. Sie konnte sie schließlich nicht einfach mitnehmen. Irgendwo in der Nähe warteten die besorgte Mutter und die große Schwester. Sie kaufte einen Softdrink für Aliana und einen großen Kaffee für sich selbst und überlegte. Sie fragte Aliana, ob sie nicht lieber zur Polizei gehen sollten, damit sie bei ihrem Papa sein konnte, und versicherte ihr, dass ein neunjähriges Mädchen in einem Land wie Schweden niemals im Gefängnis landen könne. Doch da fing Aliana an zu weinen und sah aus, als ob sie wegrennen wollte. Frida musste versprechen, sie nicht zur Polizei zu bringen. Das würde Aliana ihr niemals verzeihen. Frida fragte vorsichtig, warum die Polizei gekommen war und ihren Vater und die anderen festgenommen hatte, und welche Rolle sie selbst bei der ganzen Sache gespielt hatte. Aliana war völlig überrascht, dass Frida die Sache nicht durchschaut hatte.
    » Papa und mein Onkel stehen an einer Stelle, und meine großen Brüder gehen einen bestimmten Weg durch den Laden. Die bewegen sich nach einem Muster, das sie selbst erfunden haben. Ich werfe dann eine Kleiderstange oder einen Ständer mit Süßigkeiten um, oder ich falle hin und stoße mich, und während sich ein paar hilfsbereite Menschen zu mir herunterbeugen, kommen Papa und die anderen und nehmen den Leuten das Portemonnaie aus der Tasche. Kazan kann innerhalb von vier Sekunden eine Brieftasche rausziehen, Geld und Karten rausnehmen und sie dann wieder in die Tasche stecken. Er ist echt ein Ass. Niemand merkt was, bevor es zu spät ist.«
    Plötzlich fiel der Groschen. All die verschiedenen Orte, von denen Aliana eine SMS geschickt hatte. Jetzt begriff Frida, wieso sie dort gewesen waren. Es waren Taschendiebe, ganz einfach. Und Aliana war der Lockvogel. Frida war völlig schockiert. Was für zynische Eltern! Wie konnte man seinem Kind so etwas antun? Die arme Kleine.
    » Wie lange machst du so was schon?«
    » Ich durfte anfangen, als ich sieben wurde«, erwiderte Aliana fast stolz.
    » Und deine Mutter und Schwester? Und Trine, so hieß sie doch, deine kleine Schwester? Welche Rolle spielen die denn?«
    » Mama ist krank. Und Zana kann nicht mit, denn sie ist ein Teenager und könnte sich in einen schwedischen Jungen verlieben. Das darf sie nicht. Und Trine ist zu klein. Außerdem hat sie eine

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