Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
Sonne scheint so grell und kraftvoll am wolkenlosen Himmel, dass es den Anschein erweckt, ein perfekter Frühlingstag zu werden, und die Vögel zwitschern, als würden sie irgendwo Schneewittchen um die Ecke biegen sehen. Wieder einmal sind also alle gut drauf, während ich schon wieder derart genervt bin, dass es kaum eine Steigerung gibt. Wenn ich nicht ausreichend Schlaf bekomme, bereiten mir grelles Licht und lautes Vogelzeug Kopfschmerzen. Und bin ich schlecht drauf, sollte es dem Rest der Welt von mir aus ganz genauso ergehen. Ich gehöre nun einmal nicht zu den Menschen, die nach Salz und Tequila fragen, wenn einem das Leben eine Zitrone gibt. Viel lieber würde ich sie Leuten wie Ulf gerne in die unteren Körperregionen stecken. Da ich allerdings gerade weder das eine noch das andere in meiner Nähe wüsste, setze ich meine Orsay-Sonnenbrille auf und schlendere zum Papiercontainer. Bedauerlicherweise befindet der sich am Ende der Straße, womit ich meine Aufgabe nach fünf Minuten erledigt hätte. Was sollte ich also als Nächstes tun? Ein Spaziergang wäre vielleicht eine gute Idee. Vielleicht kann ich so dem Gezwitscher der Kaff-Einödenheimer-Tohuwabohu-AC/DC-Spatzen entfliehen.
Spazieren gehen ist anstrengend. Nicht, dass ich jetzt noch immer über die Eigenarten meiner Mitmenschen nachgrüble, nun bewege ich mich sogar noch dazu. Eigentlich hätte ich dafür auch zu Hause bleiben können, doch da ist eben Daniel, und so, wie ich ihn kenne, gibt er mir nur noch mehr Stoff zum nachdenken und spekulieren.
Ich schlendere am Park entlang. Einen Moment lang bin ich gewillt, durch das Gras zu spazieren, erinnere mich glücklicherweise jedoch rechtzeitig wieder daran, dass diese Wiese mit Hundehaufen vermint ist, und das würde mir jetzt gerade noch fehlen. Ich frage mich ernsthaft, wer eigentlich jemals auf die Idee gekommen ist, dass es Glück bringt, in so etwas hineinzutreten? Schon allein der Geruch eines solchen Hundehaufens am Schuh macht ganz schön einsam. Zudem muss man die Schweinerei anschließend auch wieder entfernen. Allerdings sollte ich die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Urheber dieser Weisheit eine Familie wie die meine gehabt haben könnte. Dem wäre die Einsamkeit dann natürlich in jedem Falle vorzuziehen.
„Lilli?“, ertönt es plötzlich von der anderen Straßenseite.
„Bernd“, freue ich mich über diese unverhoffte Begegnung. Der Tag hat also doch noch eine nette Überraschung für mich parat.
„Was tust du denn um diese Uhrzeit hier?“, fragt er mich lächelnd und begrüßt mich mit einer Umarmung.
Bernd ist der einzige Mensch, der sich mir gegenüber so herzlich verhält und darüber hinaus auch noch einen sehr schönen Spitznamen für mich hat. Von meiner Familie kenne ich nur „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ mit Handschlag und das von mir verhasste Atelie. Schon allein deshalb ist Bernd mir viel sympathischer als der Rest meiner Umwelt. Anfangs ist es jedoch seltsam gewesen, und ich hatte mich erstmal an sein aufgeschlossenes Wesen gewöhnen müssen.
„Ich versuche, meinem Leben für eine Weile zu entfliehen“, entgegne ich schulterzuckend.
„Schon wieder Krach mit Daniel?“
Ich zucke zusammen. Bernd kennt mich eben und weiß genau, wann bei mir der Schuh drückt und wo. Wenn ich es ihm jetzt sage, mache ich mein neu erworbenes Single-Dasein bekannt. Dann ist es wirklich vorbei.
„Ihr habt euch getrennt“, schlussfolgert er ganz selbstverständlich, als ich nicht antworte.
„Ist mir das etwa anzusehen?“, frage ich entrüstet.
„Einerseits schon. Andererseits ist es sowieso nur noch eine Frage der Zeit gewesen. Trotzdem finde ich es schade, dass es mit euch beiden nicht geklappt hat. Er ist ein netter Kerl.“
„Ich weiß“, entgegne ich betrübt. „Aber irgendwie sind wir eben nicht mehr auf einer Wellenlänge. Und obwohl ich zum Schluss resigniert habe, hätte ich anderenfalls auch nicht gewusst, wie man das noch hätte retten können.“
„Ach Mädel!“, sagt Bernd tröstend und legt seinen Arm um mich, „mach dir keine Vorwürfe! Manche Menschen passen einfach nicht zusammen. Punkt! Aus! Ende! Natürlich wäre es schön gewesen, wenn es anders gekommen wäre. Doch es ist nun einmal nicht zu ändern. Davon geht die Welt nicht unter.“
Bernd hat recht. Manche Beziehungen sind einfach nicht für die Ewigkeit gemacht, auch wenn sie etwas Derartiges verheißen.
„Was hältst du davon, wenn ich dich auf einen Kaffee
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