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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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die Akten erfahren. Wo sind die?“
    „Es...“
    „Falsch, Herr Wilkens.“ Nun schlug Manfred mit der Hand auf die Tischkante. „Es gibt Akten, darüber müssen wir uns nicht unterhalten. Paul Seligen sagte das, alle Erfahrungen mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Nazi-Institutionen zeigen das ebenfalls und Frau Embrina Magotti hatte vor 12 Jahren hier in diesen Gemäuern davon was in den Fingern gehabt, als Sie Ihnen auf die Spur kam... Die Anwesenden in diesem Raum sollten sich daran erinnern, dass hier alle zu klug sind, um irgendjemanden für dumm verkaufen zu können.“
    Manfred fasste zum Glas und trank den Wein, wie man eigentlich ein Bier trinkt. Sofort schenkte er sich nach, im Nu hatte er sich eine Zigarette gedreht.
    „Sie sind übrigens nicht der erste Leiter einer NS-Dienststelle, der Akten verschwinden ließ. Zuweilen fand man sie Jahre später in irgendeiner Baracke... Wo ist Ihre Baracke, Herr Wilkens?“
    Wiederum schien Klaus Wilkens nicht zu wissen, was er sagen sollte. Er fasste sich ans Ohr, suchte den Blick zu seiner Partnerin, dann sagte er: „Die Akten sind verbrannt.“
    Er will mich tatsächlich für dumm verkaufen, dachte Manfred. Seine Antwort kam zu spät, das hätte er bereits vor der Pause sagen können, ein Bücher-Sammler verbrennt keine Schrifterzeugnisse... Nein, nein, nein, das stimmt nicht, war Manfred überzeugt.
    Im Ton eines besonders ehrgeizigen Kriminaloberassistenten sagte Manfred: „Wir reagieren in einem solchen Fall vollkommen mitleidslos, Herr Wilkens, man könnte sagen, wir tun das aus Gründen der Abschreckung. Nächste Woche weiß ganz Südtirol um Ihre Vergangenheit. Außerdem werde ich gleich mein Feuerzeug angezündet aus dem Fenster halten, dann wird hier in wenigen Minuten eine Hausdurchsuchung beginnen. Niemand in der Straße wird davon auch nur irgendetwas mitbekommen. Haben Sie einen Wohnwagen, eine Parzelle oder was auch immer, wird auch dort gesucht, Sie werden diesbezüglich ausgefragt werden und glauben Sie mir, Herr Wilkens, Sie werden antworten. Unsere Mitarbeiter haben dafür verschiedene Methoden, vielleicht wird Ihnen davon ja die ein oder andere bekannt vorkommen.“
    Embrina Magottis Stimme vibrierte. „Was sind Sie nur für ein Mensch...“
    „...ist eine Frage, die Ihrem Geliebten 1944/45 wohl auch öfter gestellt worden sein dürfte... Wollen wir uns wirklich über Anstand und Moral unterhalten, Frau Magotti?“
    Klaus Wilkens‘ Gesicht zeigte Angst. „Ihre Stiftung ist für ihre Durchsetzungsfähigkeit bekannt..., Sie wollen es wissen.“
    Er hat die Akten, wollte Manfred die Bemerkung verstanden haben und ließ nicht ab: „Ich mache Ihnen noch ein letztes Angebot.“
    „Wie freundlich“, flüsterte Embrina Magotti und guckte zur Seite.
    „Niemand erfährt etwas – wenn wir von Ihnen das erfahren, was wir wissen wollen.“
    „Das kann ich kaum glauben“, sagte Klaus Wilkens.
    Manfred blieb bei seinem harten Ton. „Sollten Sie aber. Ihre innere Wandlung macht für uns ein solches Angebot halbwegs erträglich. Sie können übrigens selber etwas dafür tun, dass wir Ihnen persönlich wenig anhaften können.“
    Klaus Wilkens guckte irritiert.
    „Schwärzen Sie die Namen! Nehmen Sie einen dicken schwarzen Filzstift und löschen Sie Ihren und die Namen Ihrer Kollegen aus den Akten. Sie dürfen alles wegstreichen, was Ihre Identität preis gibt. Aber löschen Sie keinen Namen der Opfer. Denn an denen liegt uns mehr als an Ihnen, die halten wir nämlich für wesentlich wertvoller.“
    Schweigen füllte erneut den Raum. Embrina Magotti schien von der Situation mehr mitgenommen als ihr Partner. „Es hat keinen Zweck, Embrina, wir machen das so.“
    Manfred hätte am liebsten tief durchgeatmet; sofort entschied er sich, am Drücker zu bleiben. „Arbeiten Sie schnell, Herr Wilkens, das Gefühl der Beobachtung wird Ihnen dabei ganz bestimmt auf die Sprünge helfen... An welchem baldigen Tag zu welcher Uhrzeit kann ich die Akten abholen?“
     
    *
     
    „Ich habe ganz schön hoch gepokert.“
    „Ja. Aber selbst wenn Klaus Wilkens nach dem Krieg seinem Freund Paul Seligen nie etwas von den Akten erzählt hatte, was eher unwahrscheinlich ist – dafür wird der damals viel zu eitel gewesen sein –, konnte er nicht ausschließen, dass der was davon wusste. Und das war ja nur ein Punkt von vielen“, sagte der Professor.
    „Außerdem wollte ich die Akten... und ein Wille kann bekanntlich Berge vers etzen“, schmunzelte

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