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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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legst dich zehn Minuten lang, machst dich frisch und dann konzentrierst du dich. Aber immer locker bleiben.“
    „Zu Befehl!“
    Beide hörten noch ein Schmunzeln am Hörer, dann legten sie auf.
     
    *
     
    „Pünktlich wie die Uhr“, sagte Klaus Wilkens ganz ohne gute Laune, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
    „Tja, Pünktlichkeit lernt man in Deutschland. Immerwährendes Lächeln und ein Schuss allgemeine Geschwätzigkeit sind neuerdings auch gefragt. Bei verschiedenen Jobs, die einem einen Schuss lächerliche öffentliche Aufmerksamkeit versprechen, ist das die wichtigste Arbeitsleistung.“ Small Talk mal anders, dachte Manfred.
    „Sie können aber böse sein.“
    „Da hätten wir dann ja was gemeinsam... Wir sollten nach oben gehen, bevor es anstrengend wird.“
    Im Wohnzimmer angekommen, setzte sich Klaus Wilkens mit einem „Nochmal Guten Abend Frau Magotti“ an seinen Platz. Embrina Magotti bemerkte Manfreds fordernden Blick zum leeren Glas und schenkte Wein ein. Klaus Wilkens hatte sich kaum hingesetzt, da legte Manfred los.
    „Erinnern wir uns an meinen Satz von vorhin: ‚Wenn Sie uns helfen, gibt es keine Öffentlichkeit.‘“ Manfred wurde lauter. „Und damit wir in jeder Beziehung orientiert sind, erlauben wir uns auch den Umkehrsatz: Wenn Sie uns nicht helfen, wird es für Sie ungemütlich.“
    „Ist ja gut, Herr Koshe. Die Pause ist Ihnen anscheinend nicht gut bekommen“, sagte Embrina Magotti.
    „Es ist zu Ihrem Vorteil, wenn Sie ausdrücklich um die Möglichkeiten meiner Organisation wissen. Wir können Öffentlichkeit schaffen, die weh tut. Und im Gegensatz zum deutschen Justizapparat kann sich ein norditalienischer Staatsanwalt sehr wohl für die Vergehen eines Unteroffiziers einer NS-Organisation interessieren.“
    Klaus Wilkens seufzte. „Ist schon klar, dass Sie mir das Leben schwermachen können.“ Postwendend setzte er sich gerade hin und schlug mit der flachen Hand auf den Tischrand. „Was wollen Sie? Was genau wollen Sie?“
    „Uns interessiert die genaue Tätigkeit Ihrer Gestapo-Dienststelle. Und das scheint mir etwas mit dem Knackpunkt von vorhin zu tun zu haben.“
    „So, so, schau an“, sprach Klaus Wilkens.
    Beide lehnen es ab, unterwürfig zu sein, zumindest darauf haben sie sich in der Pause verständigt, glaubte Manfred und legte nach.
    „Wir wollen die Akten der Keller-Gestapo, wie ich Ihre Diensteinheit nennen möchte. Es sind die gleichen Akten, die Sie, Frau Embrina Magotti, hier in Klausen, wahrscheinlich in diesem Haus, vor vielen Jahren entdeckt haben und die Sie zur braunen Vergangenheit von Klaus Wilkens geführt haben.“
    Wilkens räusperte sich, er suchte nach Worten. Er sprach schnell, als er sagte: „Es gibt keine Akten.“
    „Der damalige Schulleiter Paul Seligen erzählte da aber, wie wir von seiner Tochter erfahren haben, etwas anderes. Und Seligen weiß einiges von Ihnen, wie wir aus dem Brief wissen. Sie hatten ja noch Kontakt miteinander.“
    „Nicht lange. Bis 47.“
    Das hörte Manfred gern. Je länger sich die beiden nicht mehr kannten, desto weniger konnte Klaus Wilkens Misstrauen gegen den gefälschten Teil des Briefes von Paul Seligen aus dem Jahre 1973 entwickeln.
    „Warum wurde die Freundschaft beendet?“
    „Wir benutzten uns, so kann man es nennen, ein, zwei Jahre gegenseitig, um uns die Richtigkeit des Nationalsozialismus zu bestätigen. Unmittelbar nach dem Krieg waren wir unfähig, alles infrage zu stellen. Als ich dann anfing anders zu denken, war ich froh, dass man nichts mehr voneinander hörte. Und ihm wird es, wie ich jetzt weiß, genauso gegangen sein.“
    „Paul Seligen vergaß sie aber nicht. Er sah sie als ewigen Nazi, dem seine Vergangenheit scheißegal war. Ganz offensichtlich war es außerhalb jedes Vorstellungsvermögens von Paul Seligen, sich bei dem Klaus Wilkens, wie er ihn kennen gelernt hatte, also bei diesem jungen, cholerischen, zwanghaften Mann vorzustellen, dass der sich ändern kann. Und die Erinnerung an diesen fürchterlichen jungen Klaus Wilkens, die ertrug er manchmal nicht so gut angesichts dessen, wie er litt.“
    „Deswegen lügt er, ich hätte mich bereichert.“ Manfred guckte seinem Gegenüber tief ins Gesicht und machte sich seine Gedanken. Um seine Zwanghaftigkeit loszuwerden, hat Klaus Wilkens ein Jahrzehnt Therapiearbeit gebraucht, in welcher Form auch immer. Vielleicht waren es ja die Bücher.
    „Wie auch immer... Neben der Tochter hatte auch Adolf Wegemann von Paul Seligen über

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