Wo die coolen Kerle wohnen
Männer stören sich nur nicht an den altersbedingten Veränderungen.
Wie auch viele Frauen die hormonelle Umstellung in ihrem Körper nicht bewusst wahrnehmen und plötzlich verwundert feststellen, dass ihre Regel ausbleibt. Das Leiden der Frauen am Klimakterium scheint insgesamt geringer geworden zu sein. Vielleicht weil Leiden auch Einstellungssache ist. Bei Männern wie Frauen. Wer den Veränderungen in der Lebensmitte prinzipiell positiv gegenübersteht, der wird dieselben Schweißausbrüche weniger leidvoll erleben als jemand, der das Klimakterium für eine Katastrophe oder den Anfang vom Ende hält.
Beim Gesinnungswandel meiner etwas älteren Freundin Amelie war ich sogar live dabei. Es war, als würde ein Schalter umgelegt: Wir saßen gerade in einem Restaurant, als sie von einer Hitzewallung überflutet wurde. Beklommen und reichlich genervt verzog sie sich auf die Toilette, um sich den Pulli aus- und ein T-Shirt anzuziehen. Doch als sie an unseren Tisch zurückkehrte, strahlte sie wie verklärt. Sie erzählte mir, dass sie sich im Spiegel betrachtet habe und total fasziniert von ihrem glühenden und blühenden Gesicht war. Sie habe auf sich selbst geradezu jugendlich und strahlend gewirkt. Aber auch die Jungs am Tresen hätten sie auf dem Rückweg ganz begeistert angestarrt.
Seit diesem Erlebnis schämte sich Amelie nicht mehr für ihre Hitzen, sondern bewertete sie als etwas Gutes. Als ein paar Jahre später ich damit »dran« war, habe ich versucht, es ihr nachzumachen. Das klappte ziemlich gut.
Es wäre zu wünschen, dass auch Männer dahin kommen, ihre klimakterischen Symptome neu zu sehen, bestenfalls als einen Impuls zu Wandel und Wachstum, der auch sie letztlich attraktiver und lebendiger macht.
Der entscheidende Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Klimakterium ist auf körperlicher Ebene die Tatsache, dass bei uns Frauen die reproduktive Zeit mit der Menopause endgültig endet, während bei den Männern die Zeugungsfähigkeit im Prinzip bis ins hohe Alter erhalten bleibt. Ein Unterschied, den Männer ja nicht müde werden zu betonen. Allerdings nimmt bei Männern die Menge der Spermien ab dem 35. Lebensjahr ab. Bei einem 45-Jährigen ist sie bereits ein Drittel geringer als bei einem etwa 20-Jährigen, die Anzahl der lebensfähigen Spermien sinkt sogar um 50 Prozent. Auch werden sie immer weniger beweglich und sind häufiger defekt. Es wird immer unwahrscheinlicher, ein (gesundes) Kind zu zeugen. (Auf Freud und Leid »alter Väter« gehe ich in Kapitel 5 näher ein.)
Die häufigsten körperlichen Beschwerden und seelischen Beeinträchtigungen der Männer unterscheiden sich kaum von dem, was Frauen erleben: Gefühle von Erschöpfung und Antriebslosigkeit, wie auch ein Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit und der kognitiven Leistung. Sozial auffällige Verhaltensweisen wie Gereiztheit am Arbeitsplatz und in der Familie sowie innere Unruhe oder eine Neigung zum Weinen. Zu den körperlichen Symptomen gehören am häufigsten Gewichtszunahme, vor allem am Bauch, sowie zugleich eine Abnahme der fettfreien Muskelmasse, Rücken- und Gelenkschmerzen und Osteoporose. Ebenso berichten Männer von Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und nächtlichen Schweißausbrüchen. Und davon, dass ihre Lust auf Sex abnimmt und Erektionsstörungen öfter vorkommen.
Das große Tamtam ums Testosteron
Wie gesagt wird bei Männern wie Frauen das Klimakterium durch hormonelle Umstellungen ausgelöst, und bei beiden ist es vor allem die Gewichtung der Androgene und der Östrogene, die sich verschiebt. Im Blut von Männern und Frauen zirkulieren sowohl männliche als auch weibliche Hormone. Während aber bei den Männern die männlichen Androgene, allen voran das Testosteron, überwiegen, sind es bei der Frau die weiblichen, vor allem Östrogen, ein Oberbegriff für die wichtigsten weiblichen Geschlechtshormone.
Sie werden in den Eierstöcken, während der Schwangerschaft in der Plazenta (Mutterkuchen) und in geringem Maße im Unterhautfettgewebe produziert. Bei Männern werden Östrogene übrigens in den Hoden, in der Nebennierenrinde und im Fettgewebe gebildet. Östrogene steuern die Entwicklung des Mädchens zur Frau, sie sind für die Brustentwicklung, die Monatsregel, den typisch weiblichen Knochenbau und für die Hautelastizität verantwortlich. Ihr Einfluss stärkt Knochen und Herz und sorgt für eine ausgeglichene Gemütslage. Die typisch weiblichen Rundungen, die weiche Haut, geringe Körperbehaarung
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