Wo die coolen Kerle wohnen
sich ihren Kinderwunsch noch spät im Leben mit einer anderen, jüngeren Frau erfüllen können.
Der Gedanke »vielleicht könnte ich ja doch noch …« macht es Midlife-Männern andererseits generell schwerer, Grenzen zu akzeptieren, Wünsche loszulassen, Träume und versäumte Möglichkeiten ein für alle Mal zu verabschieden und vor allem: in der zweiten Halbzeit die Kurve in ein neues Leben mit anderen Prioritäten zu nehmen.
Lasst mich bloß in Ruhe, Mädels!
»Ich will nicht mehr für die ›Biologie‹ zur Verfügung stehen«, sagt Hinrich. »Ich habe mich nach dem vierten Kind sterilisieren lassen. Ich wollte nie wieder in die Situation kommen, dass mich eine Frau mit ihrem Kinderwunsch unter Druck setzt.« Auch Gernot hat auf diese Weise selbst einen Schlussstrich gezogen. Nachdem ihm seine ehemalige Ehefrau ein drittes Kind abgetrotzt hatte, »wollte ich nicht noch einmal in die Falle tappen und habe mich sterilisieren lassen. Meine jetzige Freundin könnte noch Kinder kriegen, hat aber schon zwei, so dass das Thema auch für sie erledigt ist. Und jetzt haben wir auch kein Gedöns mehr mit der Verhütung.«
Dabei betont Gernot, er bleibe »offen für alles, was das Leben bereithält«. Falls er nochmal auf eine andere Frau träfe, die Kinder wolle, »dann kann man ja adoptieren«.
Armin, 50, dagegen sitzt mit seiner 27 Jahre jüngeren Freundin in der Klemme: »Sie dachte, ihre fehlende Lust könnte mit der Pille zusammenhängen. Also hat sie sie abgesetzt. In dieser Zeit habe ich Kondome benutzt, und dann hatte ich weniger Empfinden, das war auch nicht schön.« Armin hat deshalb erwogen, sich sterilisieren zu lassen, aber seine Freundin sagt, sie will unbedingt noch Kinder von ihm; und dann ist fraglich, ob sich die Sterilisation auch wirklich rückgängig machen lässt. Armin möchte im Prinzip auch nochmal Kinder, aber: »Sie will erst fertig studieren und vor Anfang, Mitte dreißig nicht loslegen. Da bin ich dann schon über sechzig. Ob ich das dann noch kann und will?«
»Ich habe meine reproduktiven Pflichten erfüllt«, sagt Manfred. »Ich will jetzt frei sein. Eine Frau, die noch Kinder möchte, ist für mich ein absolutes No-go. Ich bin heilfroh, dass meine aktuelle Freundin schon keine mehr kriegen kann. Das entspannt die ganze Beziehung und auch unseren Sex!«
Kleine Zwischenbilanz: Die Einwohner des Midlife-Männerlandes können sich die Illusion von der ewigen Jugend länger erhalten als wir Frauen. Es stehen ihnen dadurch mehr Fluchtwege aus dem »Alter« offen. Bei genauerer Betrachtung aber sind das Wege, die sie auf der Lebensbahn eher zurückführen als voran. Fluchtwege, die auch in eine neue Unfreiheit führen können. Zu ihnen gehören übrigens auch die »kleinen« Fluchten beziehungsweise Süchte:Alkohol, Zigaretten, Anerkennungssucht und sexuelle Eskapaden.
Die Droge Anerkennung
Manche Midlife-Männer überdecken aufkeimende Gefühle von Unzulänglichkeit mit Alkohol und Zigaretten. Oder sie versuchen Überforderungsängste durch einen erhöhten Einsatz im Beruf zu kompensieren. Andere beginnen, exzessiv Sport zu treiben – sehr beliebt sind da Triathlon, Marathon oder doch wenigstens Halbmarathon.
Je weniger sie mit sich selbst im Reinen sind, desto größer wird ihr Hunger nach Bestätigung von außen.
Mit »außen« sind nicht nur ihre Chefs oder ein anonymes Publikum gemeint, sondern vor allem wir, die Frauen. Wie groß und quälend dieser Wunsch nach Anerkennung sein kann, ist für Frauen kaum nachvollziehbar. Als ich die folgenden Zeilen in einem Männermagazin las, wollte ich erst nicht glauben, dass sie ernst gemeint sind:
Oliver Bloss, Chefredakteur von Men ’ s Fitness, schrieb in der Juliausgabe 2011 an seine Leser: »›Wann ist ein Mann ein Mann?‹, sang einst schon der gute Herbert Grönemeyer. Doch genau diese Frage stellen sich viele Männer immer wieder selbst. (…) Was macht einen richtigen Mann aus? (…) Klar, es liegt an einem selbst, was man aus sich macht und wie man sich seinen Mitmenschen präsentiert. Sind wir ehrlich, definieren wir Männer uns über die Ansicht und Meinung, die das weibliche Geschlecht über uns hat. Man(n) möchte gefallen.«
Sind die Kerle wirklich so abhängig vom Beifall der Frauen? Müssen wir ihnen dauernd applaudieren, damit sie sich selbst definieren können?
Dazu eine typische Geschichte. Nein, es geht nicht um die klassische Männerfrage nach dem Sex: »Wie war ich?« Die haben sich viele Midlife-Männer zum
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