Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
durch den Kopf, aber eigenartigerweise verspürte sie nichts dergleichen.
»Erinnerst du dich daran, wie ’eiß es in dieser Nacht war?«, fragte Yvette.
»Hmhm«, antwortete Fifi.
»Ich ’abe es immer ge’asst, wenn sie drüben in ’eißen Nächten diese Partys ’atten, weil die Männer den Garten als Pissoir benutzten. Der Geruch steigt in meine Küche und das Schlafzimmer. Ich ’öre sie trinken und lachen und denke, dass Molly kichert wie eine Wahnsinnige.«
Es war Mollys irres Gekicher, das Yvette bei diesen Partys stets am schlimmsten zugesetzt hatte. Das Gelächter der Männer klang nicht anders als die Geräusche aus einer überfüllten Bar, aber Mollys Stimme war schrill und irrsinnig.
Zuerst kamen die Geräusche aus allen Räumen im Erdgeschoss, Musik aus dem Wohnzimmer, schallendes Gelächter, das Klirren von Gläsern und Flaschen aus der Küche und ab und zu Kinderstimmen, die sich unter die der Erwachsenen mischten.
Früher am Tag hatte Yvette Alan und Mary voller Aufregung über den am nächsten Tag geplanten Ausflug nach Southend reden hören, und gegen zehn Uhr hatte sie mitbekommen, wie Molly sie mit derben Schimpfworten zu Bett geschickt und sie gewarnt hatte, dass sie den Ausflug abblasen würde, wenn sie am Abend noch einmal die Treppe hinunterkämen. Yvette dachte, auch Dora und Mike wären zu Bett gegangen, da sie die Stimmen der beiden nicht noch einmal hörte.
Gegen halb elf zog sich die gesamte Gesellschaft in den hinteren Raum zurück, und der Lärm verebbte ein wenig, während sie mit dem Kartenspiel begannen. Die Geräusche, die jetzt noch zu hören waren – das Knarren von Stühlen, Seufzer und häufige Schimpfworte –, störten Yvette nicht, da sie zumindest bedeuteten, dass dies nicht eine von jenen Nächten würde, in denen schrecklichere Dinge geschahen.
Auch Mollys Stimme war nicht mehr zu vernehmen, aber das war keineswegs ungewöhnlich – sie saß vielleicht betrunken im Wohnzimmer oder lag mit einem der Männer in ihrem Bett –, doch ihr Verschwinden ließ vermuten, dass an diesem Abend tatsächlich nur Karten gespielt wurde.
Yvette, die bei geschlossenen Vorhängen am Fenster des Wohnzimmers saß, beschäftigte sich mit ihren Näharbeiten. Sie war müde, aber sie wusste, dass es sinnlos war, zu Bett zu gehen, da die Party bis in die frühen Morgenstunden dauern würde, und sobald alle Gäste betrunken waren und das Interesse an den Karten verloren, brach im Nachbarhaus häufig ein Höllenlärm aus.
Später sagten ihr die erhobenen Stimmen von nebenan, dass dort etwas Ungewöhnliches vor sich gehen musste. Es war keine Seltenheit, dass Flaschen oder Gläser geworfen und Möbel umgestoßen wurden, und obwohl ihr das alles zuwider war, wusste sie zumindest immer, dass die Party sich dann ihrem Ende näherte. Aber heute Abend war etwas anders als sonst; die Männer trommelten auf den Tisch, und in ihren erhobenen Stimmen schwang Erregung mit.
Es war keineswegs Yvettes Gewohnheit, irgendwelchen Dingen, die nebenan geschahen, auf den Grund zu gehen. Im Laufe der Jahre hatte sie am eigenen Leib erfahren, was dann geschehen konnte. Einmal hatte man eine volle Bierdose nach ihr geworfen, ein andermal war sie mit Urin bespritzt worden, und es reichte schon aus, dass sie an ihrer Küchenspüle entdeckt wurde, und ihre Nachbarn schrien ihr wilde Beschuldigungen zu, dass sie ihnen nachspioniere.
Aber diesmal gewann ihre Neugier die Oberhand, und sie stahl sich leise in den Garten hinaus, wobei sie sorgfältig Acht gab, sich hinter dem Zaun zu halten, der die beiden Häuser voneinander trennte. Als sie den unteren Teil des Gartens erreichte und in den Schutz der Bäume dort trat, stellte sie sich auf eine alte Kiste, um ins Haus zu spähen.
Sie hatte einen unverstellten Blick in das zum Garten hinausgehende Zimmer im Erdgeschoss der Muckles, und da dort helles Licht brannte, konnte sie alle Männer deutlich sehen, bis auf zwei, die in unmittelbarer Nähe des Fensters standen und ihr den Rücken zukehrten. Es waren sechs Männer insgesamt, Alfie eingeschlossen, und der Tisch war übersät mit Gläsern, Flaschen, überquellenden Aschenbechern und Karten, und in der Mitte lag ein Häufchen Geld.
Molly stand an der Tür zum Flur, oder genau genommen hatte sie sich dort in eine verführerische Pose geworfen. Sie trug ein dürftiges rotes Negligee, und sie hielt Angela an der Hand.
Ein schneller Blick auf die lüsternen Gesichter der Männer, auf Mollys kokette Miene und
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