Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
versuchte, musste sie feststellen, all ihre Kraft verloren zu haben. Sie war außer Stande, sich an den Gitterstäben festzuhalten oder die Bewegungen ihrer Arme und Beine zu koordinieren. Das war ein Beweis dafür, dass Hunger und Durst ihren Körper langsam aufzehrten.
Aber sie versuchte es dennoch weiter, obwohl sie vor Anstrengung keuchte. Als sie Yvette endlich erreichte und einen Arm ausstreckte, um ihre Kraft zu erproben, war sie zu schwach, um auch nur den Gürtel um Yvettes Hals zu öffnen, und sie hatte nichts, womit sie ihn hätte durchschneiden können.
Allein die Berührung ihrer Freundin, die Steifheit des Körpers, der sie während all dieser Nächte warm gehalten hatte, ließ Fifi zusammenbrechen. Sie weinte und zitterte so heftig, dass sie um ein Haar gefallen wäre. Jeder Knochen in ihrem Körper schmerzte, ihre Sicht war verschwommen, und sie wusste, dass dies der Anfang vom Ende war.
Irgendwie gelang es ihr, wieder hinunterzukommen und auf die Matratze zurückzukriechen, aber die Anstrengung war so ungeheuer, dass sie es anschließend kaum noch schaffte, die Decke über sich zu ziehen.
Sie würde nie wieder aufstehen können; das war er, der letzte Teil des langsamen Hinübergleitens in den Tod. An einem der vergangenen Abende hatte sie Yvette etwas erzählt, das sie einmal irgendwo über Yogis in Indien gelesen hatte. Diese Menschen konnten wochenlang ohne Essen oder Wasser überleben, indem sie ihre Atmung verlangsamten und vollkommen reglos dalagen. Yvette hatte nur gelächelt, vielleicht weil sie zu diesem Zeitpunkt bereits den Entschluss gefasst hatte zu sterben.
Fifis Mund und ihre Kehle waren so trocken, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte. Doch selbst wenn sie draußen jemanden gehört hätte, hätte sie nicht schreien können. Aber es war die Aussicht auf eine weitere Nacht hier, die sie am meisten ängstigte. Kein Zweifel, die Ratten würden über sie herfallen, weil sie spürten, dass sie sie nicht länger abwehren konnte.
Kapitel 19
A m Tor zum Betriebshof von Johnny Milkins’ Gerüstbau-Firma blieb Dan zögernd stehen. Der Regen hatte den Boden in eine einzige schlammige Pfütze verwandelt, und mitten auf dem Hof stand ein halb beladener Pritschenwagen.
Es war nicht der Schlamm, der Dan am Weitergehen hinderte, sondern einzig die Angst, was geschehen würde, wenn Johnny ihm tatsächlich die Informationen gab, die er brauchte. In diesem Falle würde er handeln müssen, allein und ohne Unterstützung der Polizei. Tat er wirklich das Richtige?
Johnny erschien in der Tür seines Büros im hinteren Teil des Hofes, und als er Dan sah, breitete sich ein herzliches Lächeln auf seinen Zügen aus.
»Wollen Sie bei dem Bombenwetter nicht hineinkommen?«, rief er ihm zu. »Oder haben Sie Angst, dass Ihre schicken Schuhe schmutzig werden?«
Dan musste trotz seiner Furcht lächeln. Der Humor des hünenhaften Mannes war stets wohltuend. Er nahm den besten Weg durch die Pfützenlandschaft und folgte Johnny in dessen Büro.
»Gerade rechtzeitig für ein Tässchen Tee«, sagte Johnny und schlug Dan auf die Schulter. »Diese Sintflut wirft meinen ganzen Zeitplan über den Haufen. Ich musste meine Männer nach Hause schicken. Um ehrlich zu sein, ich habe gerade darüber nachgedacht, selbst heimzugehen. Bei diesem Hundewetter kriege ich keinen Handschlag getan.«
Dan zog seinen Regenmantel aus und hängte ihn an einen Haken an der Wand. Das Büro war im Grunde nur ein Schuppen und der Boden genauso schlammig wie der des Hofes draußen. Überall stapelten sich Papiere und Kartons mit diversen Gerüstbeschlägen. An den Wänden hingen Poster von Pin-up-Girls, von denen viele mit Schnurrbärten verziert waren, und auf dem Boden stand ein großer, offener Karton, in dem sich eine große Menge feiner Strickwaren für Damen befand. Offenkundig etwas, das von einem Laster gefallen war.
»Haben Sie gerade Frauenkleider anprobiert?«, scherzte Dan, während Johnny einen Elektrokessel einstöpselte, der auf einer alten Bierkiste stand.
»Sie haben mich erwischt«, antwortete Johnny. »Ein paar Minuten später, und Sie hätten mich in einem rosafarbenen Twinset vorgefunden. Aber erzählen Sie es niemandem. Es würde meinem Ruf schaden.«
»Ich werde schweigen, wenn Sie mir versprechen, niemandem zu erzählen, was ich Sie jetzt fragen werde«, sagte Dan.
»Sie wollen mich anpumpen, weil Sie die Miete nicht zusammenkriegen?«, gab Johnny zurück. »Oder versuchen Sie, mir zu raten, meine
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