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Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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warnte ihn, keine Risiken einzugehen. Ein nervöser Ganove, dem die Polizei auf den Fersen war, war zu allem fähig. Und in jedem Fall würde er sich alle Beweise vom Hals schaffen.
    Dan stand vom Bett auf und griff nach seiner Jacke. Als Erstes würde er mehr über Jack Trueman in Erfahrung bringen müssen.
    Das Geräusch von Regen weckte Fifi. Ihr war wärmer als gewöhnlich, und sie wollte gerade wieder die Augen schließen, als sie bemerkte, dass die Decke über ihr sich dicker anfühlte. Sie war doppelt gefaltet, und Yvettes Mantel lag darüber.
    Fifi drehte den Kopf, um sich umzusehen, konnte Yvette aber nirgends entdecken, und es war Furcht, die sie vollends weckte.
    Es dämmerte bereits. In etwa zwanzig Minuten würde es vollkommen dunkel sein, und ihr wurde klar, dass sie mehrere Stunden lang geschlafen haben musste. Yvette hatte sich am Morgen sehr seltsam benommen: Sie hatte sich ein gutes Stück von Fifi weggesetzt, sich hin und hergewiegt und etwas auf Französisch vor sich hin gemurmelt, während sie die ganze Zeit über den Gürtel ihres Rocks durch ihre Hände hatte gleiten lassen, als wäre er ein Rosenkranz.
    Fifi ging zu ihr und legte die Arme um sie, und sie bat sie, still zu sein und sich neben sie zu legen, um ihre Kräfte zu schonen.
    Yvette sah sie eigenartig an. »Ich dachte, ich sei bei Mama«, murmelte sie.
    Danach legten sie sich nebeneinander auf die Matratze, und das Letzte, was Fifi in Erinnerung blieb, bevor sie eindöste, war Yvettes Hand auf ihrer.
    »Schlaf, ma petite«, flüsterte sie, wie eine Mutter es zu einem Kind sagen würde. »Mögen die Engel über dich wachen.«
    Bei der Erinnerung an diese letzten Worte musste Fifi nun all ihre Kraft aufbieten, um sich dazu zu zwingen, sich in dem Käfig umzuschauen, denn sie wusste instinktiv, was sie sehen würde – und sie wollte es nicht sehen.
    Trotzdem schrie sie, als sie sie erblickte:
    Yvette baumelte von den oberen Gitterstäben des Käfigs herab, ihren braunen Gürtel fest um den Hals geschlungen. Ihre Augen traten auf Grauen erregende Weise aus den Höhlen, und ihr Mund stand offen wie zu einem lautlosen Schrei.
    Fifi wusste, dass sie ohnmächtig werden würde, wenn sie aufstand, daher legte sie sich wieder nieder, kniff die Augen fest zusammen und zog sich die Decke über den Kopf.
    Es erschien ihr unglaublich, dass Yvette die Kraft gefunden hatte, dort hinaufzuklettern, und die stählernen Nerven, nicht nur ihren Plan in die Tat umzusetzen, sondern sich genug zu beherrschen, um dabei leise zu sein und ihre Freundin nicht zu wecken. Selbst die Stelle, die sie ausgewählt hatte, befand sich in einem Teil des Käfigs, den Fifi so, wie sie gelegen hatte, nicht hatte einsehen können.
    Doch obwohl Fifi wünschte, sie hätte großherzig genug sein können, um sich darüber zu freuen, dass Yvette von ihren Qualen erlöst war, schrie jede Faser ihres Seins vor Empörung darüber, dass die andere Frau so egoistisch gewesen war, sie hier zum Sterben allein zu lassen. Aber sie war zu schwach, um zu toben und zu kreischen; sie musste sich damit abfinden, hier zu liegen, während über ihr ein Leichnam baumelte.
    In der vergangenen Nacht hatte Yvette ihr in der Dunkelheit leise von vielem erzählt, von der Zeit nach dem Ende des Krieges, als sie und die anderen Mädchen aus dem Bordell auf die Straße hinausgeschleift worden waren, wo man ihnen den Kopf geschoren hatte, weil man sie für Nazihuren gehalten hatte.
    Sie war während der Nacht nach Calais gegangen und hatte tagsüber auf Feldern und in Scheunen geschlafen, um nicht gesehen zu werden. Sie hatte auf Äckern und in Obstgärten, die während des Krieges nicht verwüstet worden waren, Obst und Gemüse gestohlen. Irgendwann war sie dann von einer Gruppe alter Nonnen gerettet worden, die in einer zerstörten Kirche gelebt hatten. Die Nonnen pflegten sie gesund und teilten ihre mageren Rationen mit ihr, und sie waren es auch, die sie mit der Flüchtlingsorganisation in Verbindung brachten, über die sie schließlich nach England gelangte.
    Fifi konnte nicht anders, sie musste noch einmal aufblicken. Das Licht verdämmerte bereits, in zehn Minuten würde pechschwarze Dunkelheit herrschen, und sie hatte das Gefühl, ihre Freundin nicht einfach dort oben hängen lassen zu können. Sie würde sich dazu zwingen müssen, an den Gitterstäben hinaufzuklettern und Yvettes Leichnam abzunehmen.
    Vor nur einer Woche war sie so flink wie ein Affe hinaufgeklettert, doch als sie es jetzt wieder

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