Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
– glatt rasiert, angetan mit einem schneeweißen Hemd, einer blauen, gestreiften Krawatte und seinem Hochzeitsanzug. Er sah nicht einmal aus wie ein Arbeiter, sondern eher wie ein Bankangestellter.
Doch das war nur gut so, denn er würde jetzt in das Büro hinaufgehen. Während er das Terrain sondierte, wollte er einen Büroangestellten spielen, der sich verirrt hatte. Er drückte seine Zigarette aus, lächelte das Mädchen hinter der Theke an und ging zur Tür hinaus und über den Platz.
Als er die Treppe hinaufstieg, hörte er das Klappern einer Schreibmaschine. Am oberen Ende des Treppenhauses befand sich eine halb verglaste Tür. Das war eine weitere Überraschung, da er erwartet hatte, dass die ganze Etage so gut gesichert sein würde wie Fort Knox. Er klopfte an, zog die Tür dann jedoch sofort auf und trat ein.
An einem Schreibtisch saß eine recht reizlose Frau in roter Bluse von etwa dreißig Jahren, mit einer Brille mit dicken Gläsern und glattem, strähnigem braunen Haar. Sie hielt in der Arbeit inne und lächelte. Die offene Tür neben ihrem Schreibtisch musste in Truemans Büro führen, worauf der schwere, lederne Drehstuhl in dem Raum hindeutete. Es war kein besonders großartiges Büro für einen Mann, der ein Imperium von beträchtlicher Größe leitete, und es herrschte dort fast ebenso großes Chaos wie in Johnnys Büro.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte die Frau.
»Ich bin die Aushilfe, die Sie angefordert haben«, sagte Dan. »Von Alfred Marks.«
Sie sah ihn verwirrt an. »Wir haben keine Aushilfe verlangt«, erwiderte sie. »Sind Sie sicher, dass Sie die richtige Adresse haben?«
»Ich hoffe es«, antwortete Dan und schenkte ihr ein Lächeln von jener Art, die Fifi als besonders gewinnend bezeichnete. Dann tastete er umständlich seine Taschen ab und förderte schließlich ein Stück Papier zu Tage, auf das er zuvor einige Notizen gekritzelt hatte. »Nummer sechs, Saint Anne’s Court«, las er vor. »Das ist doch hier, nicht wahr?«
»Hm, ja«, entgegnete sie stirnrunzelnd. »Aber Mr. Trueman hat nicht erwähnt, dass wir jemanden von einer Agentur erwarten.«
»Ist er hier, sodass Sie ihn vielleicht fragen könnten?«, erkundigte sich Dan, während er aus seinem nassen Regenmantel schlüpfte und ihn über seinen Arm legte.
»Nein, leider nicht«, entgegnete sie. »Er kommt normalerweise nicht vor eins. Ich kann ihn auch nicht anrufen, weil er zurzeit in einem seiner Unternehmen ist.«
»Oje«, erwiderte Dan mit niedergeschlagener Miene. »Das ist kein besonders guter Anfang. Ich bin gerade erst nach London gekommen, und ich war so froh, dass man mir sofort diesen Job angeboten hat.«
Seit Dan in London arbeitete, war sein in Wiltshire erworbener Akzent etwas weniger auffällig geworden, aber jetzt trug er dick auf. »Und es wäre auch schön gewesen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
Sie errötete und senkte den Blick. »Woher kommen Sie denn?«, erkundigte sie sich.
»Ich stamme aus Trowbridge«, erzählte Dan ihr und spielte mit Hingabe den Jungen vom Land, den es in die große Stadt verschlagen hatte. Er sprach davon, wie verwirrend er London finde und wie teuer alles sei. Sein Verhalten erzielte die gewünschte Wirkung, denn die Sekretärin entspannte sich ein wenig und wurde immer zugänglicher. Sie stellte sich als Janice vor, und er erzählte ihr, dass er ein Zimmer in Kentish Town gefunden habe und eigentlich in einer Bank hätte arbeiten wollen, sich aber dafür entschieden habe, bei einer Zeitarbeitsagentur anzufangen, bis er festen Boden unter den Füßen hatte.
»Es hat mich umgeworfen, als man mich nach Soho schickte«, fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu. »Es muss furchtbar aufregend sein, hier zu arbeiten.«
Sie lachte. »Das Soho, das Sie meinen, wird erst lebendig, nachdem die Läden und Büros geschlossen haben«, antwortete sie. »Ich bekomme es nie zu Gesicht.«
»Ihr Freund führt Sie doch abends sicher in die Clubs aus?«, fragte er.
»Ich habe keinen Freund«, sagte sie. »Aber gewöhnliche Leute wie ich kommen ohnehin nicht hierher. Ich glaube auch nicht, dass es mir gefallen würde. Es ist schon schlimm genug, tagsüber die Leute zu sehen, die in Mr. Truemans Clubs und den Kaffeebars arbeiten. Ich passe einfach nicht zu ihnen.«
Dan heuchelte arglose Überraschung, dass ihr Chef derartige Etablissements besaß. »Wie sind diese Leute denn so?«
»Nun ja, sie sind ein wenig … derb«, erwiderte sie. Ihr war offensichtlich klar, dass sie nicht
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