Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
Anscheinend ging sie nur für Kleiderproben bei ihren wohlhabenden Kunden aus dem Haus, aber man nahm gemeinhin an, dass sie alles wusste, was in der Straße geschah. »Sie könnte einige Extraschichten für dich einlegen. Oder vielleicht sollte ich eine Studie über sie in Angriff nehmen!«
»Wir könnten uns die ›Superschnüffler‹ nennen«, kicherte Fifi.
Dan lachte. Er war so erleichtert, dass Fifi jetzt glücklicher zu sein schien. Am Nachmittag hatte er ein oder zwei Minuten befürchtet, sie könne den nächsten Zug zurück nach Bristol nehmen.
Er liebte sie über alle Maßen, und allein der Anblick ihres zauberhaften Gesichts brachte sein Herz zum Schmelzen, und er konnte noch immer nicht recht fassen, dass ein Mädchen wie sie ihn lieben konnte. Aber es gab Zeiten, da benahm sie sich wie ein verwöhntes Kind und erwartete, dass das Leben ein einziges langes Picknick in der Sonne sein würde. Er hatte sie endlich aus dem Einflussbereich ihrer Eltern befreit, und obwohl der Umzug nach London sich wahrscheinlich als ein weiterer Nagel in seinem Sarg erweisen würde, brauchte Fifi dringend eine Dosis Realität.
Kapitel 5
F ifi tänzelte die Straße hinunter. Sie war glücklich, weil Samstag war, ein wunderschöner, sonniger Tag, und sobald sie die Einkäufe erledigt hatte, wollten Dan und sie zu einem Picknick in den Hyde Park gehen. Als sie Mrs. Jarvis’ Haus am Ende der Straße erreichte, klopfte sie aus einer spontanen Eingebung heraus an ihre Tür.
»Hallo«, sagte sie, als die alte Dame ihr öffnete. »Ich gehe runter zu Victor Values, kann ich Ihnen vielleicht etwas mitbringen?«
»Ist das der neumodische Laden, in dem man sich selbst bedienen muss?«
Fifi lächelte. Obwohl Alice Jarvis über achtzig und sehr gebrechlich war, entging ihr nichts von dem, was sich draußen ereignete. Fifi hatte vor einem Monat, einige Tage nach ihrem Umzug in die Dale Street, zum ersten Mal mit ihr gesprochen und war gleich auf eine Tasse Tee eingeladen worden. Die alte Frau lebte in einer viktorianischen Zeitschleife, mit denselben schweren, auf Hochglanz polierten oder zu dick gepolsterten Möbeln, die ihre Eltern mitgebracht hatten, als sie vor vielen Jahren in die Dale Street gezogen waren. Alice Jarvis war damals noch ein Kind gewesen. Sie hatte vier Geschwister gehabt, war aber niemals wie diese von zu Hause fortgegangen; als sie Mr. Jarvis geheiratet hatte, war er zu ihr und ihren Eltern gezogen.
Die einzige Konzession, die Mrs. Jarvis an die modernen Zeiten machte, war der elektrische Strom, den sie widerstrebend nach dem Krieg, kurz nach dem Tod ihres Mannes, hatte legen lassen. Ihr Heim spiegelte das Leben und die Persönlichkeit all jener wider, die dort gewohnt hatten: ein selbst gemachtes, mit Spitze gesäumtes Tischtuch ihrer Mutter, eine Standuhr, die der ganze Stolz ihres Vaters gewesen war, dutzende gerahmter Schwarz-Weiß-Fotografien von ihren Brüdern und Schwestern und das Klavier im Salon, auf dem sie alle gespielt hatten.
»Ja, man bedient sich selbst«, antwortete Fifi. »Aber es ist so viel billiger als drüben im Lebensmittelladen.«
»Für mich klingt das alles sehr amerikanisch.« Mrs. Jarvis rümpfte missbilligend die Nase. »Ich kann mich für die Dinge, die von dort kommen, nicht erwärmen. Und ich hab’s gern, wenn man mich bedient.«
»Ich spare lieber«, sagte Fifi mit einem Lächeln. »Und wenn ich für Sie hingehen würde, würden Sie gar nicht merken, dass Sie nicht persönlich bedient werden.«
Mrs. Jarvis zauderte. Sie sah sehr streng aus in ihrem altmodischen schwarzen Kleid und den dicken Strümpfen, das weiße Haar zu einem straffen Knoten gebunden, doch in Wahrheit war sie ein sehr warmherziger und freundlicher Mensch, wie Fifi entdeckt hatte. »Nun ja, ich könnte ein Viertelpfund Tee und ein Päckchen Schokoladenkekse gebrauchen, falls Ihnen das nicht zu viel Mühe macht«, antwortete sie. »Morgen Nachmittag kommt meine Nichte mit ihrem Mann zu Besuch. Normalerweise führen sie mich zum Tee irgendwohin aus, aber es ist im Augenblick so schön draußen im Garten, dass sie vielleicht lieber hierbleiben wollen.«
Fifi hatte das Gefühl, dass Mrs. Jarvis von kaum etwas anderem als von Tee und Keksen lebte; als sie in der vergangenen Woche bei ihr gewesen war, hatte sie in ihrer Küche keine Spur von irgendwelchen Lebensmitteln entdecken können. Aber einstweilen kannte sie sie noch nicht gut genug, um sie ins Kreuzverhör zu nehmen.
»Sind Sie mit dem Anstreichen
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