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Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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fertig?«, erkundigte sich Mrs. Jarvis. Bei ihrer letzten Begegnung hatte sie eine Bemerkung über die Farbspritzer in Fifis Haar gemacht.
    »Ja, es ist sehr hübsch geworden«, erzählte Fifi eifrig. »Das Wohnzimmer ist jetzt hellgrün und das Schlafzimmer cremefarben. Außerdem haben wir auch einen neuen Teppich gekauft. Miss Diamond findet ihn sehr geschmackvoll.«
    »Ich hoffe, sie ist nett zu Ihnen?«, fragte Mrs. Jarvis ängstlich. »Sie kann ziemlich grimmig sein.«
    Fifi grinste. Miss Diamond, die in der Wohnung unter ihnen wohnte, war eine recht Furcht erregende Dame, die sämtliche Regeln im Haus festlegte. »Ich kann mich durchaus meiner Haut wehren«, sagte sie. »In Wirklichkeit ist sie aber ein gutherziger Mensch. Mir ist sie als Nachbarin jedenfalls deutlich lieber als gewisse andere Leute in dieser Straße.«
    »Haben Sie sie gestern Nacht gehört?«, wollte Mrs. Jarvis wissen und hob mit entsetzter Miene die Hände. »Sie haben die ganze Zeit geschrien und gejohlt, und dann diese Sprache!«
    Sie redete natürlich von den Muckles. Es verging kaum eine Nacht, ohne dass dort irgendetwas vorfiel. Wenn sich Molly und Alfie nicht stritten, schrien die Kinder, oder man hörte überlaute Musik aus ihrer Wohnung. Und jeden Freitagabend fanden Kartenpartien statt, und in den frühen Morgenstunden verließen zwielichtig aussehende Männer das Haus, knallten Autotüren zu und hupten laut.
    Am vergangenen Freitag war Dan zu ihnen hinübergegangen, weil eine der Frauen geschrien hatte, als würde sie verprügelt. Aber glücklicherweise war der Lärm dann plötzlich abgebrochen, und Dan hatte es dabei bewenden lassen.
    »Bei unserem Einzug dachten wir, die Leute würden übertreiben«, erwiderte Fifi. »Die Polizei wird da wirklich nichts ausrichten können. Man könnte sie doch zumindest wegen Ruhestörung belangen, nicht wahr?«
    »Es heißt, Alfie besteche die Polizei, damit sie ein Auge zudrückt«, vertraute Mrs. Jarvis ihr mit verschwörerischem Tonfall an. »Ich wünschte, ich könnte jemanden bestechen, der dieses Haus mitsamt der ganzen Familie abbrennt. Mr. Jarvis ist einmal rübergegangen, um zu versuchen, etwas gegen diesen Lärm zu unternehmen, und kurze Zeit später ist er eines Abends auf dem Heimweg überfallen worden. Wir konnten den Muckles nichts nachweisen, aber jeder wusste, dass sie es waren. Sie haben ihm den Kiefer und die Rippen gebrochen – sie sind schlimmer als Tiere.«
    Obwohl Fifi und Dan die Geschichten über die Muckles zu Anfang ein wenig weit hergeholt gefunden hatten, konnte es keinen Zweifel daran geben, dass einige der Nachbarn echte Angst vor ihnen hatten. Mrs. Jarvis’ Lippen zuckten, und ihre Stimme zitterte, wenn sie von ihnen sprach, und bevor sie ihre Haustür öffnete, schaute sie immer zuerst aus dem Fenster. Fifi fand es schrecklich, dass eine alte Dame, die den größten Teil ihres Lebens hier verbracht hatte, ihre letzten Jahre in solcher Angst leben musste.
    Fifi selbst fürchtete sich nicht vor den Muckles, doch es war inzwischen für sie zu einer Sucht geworden, diese Leute zu beobachten. Sie wusste, dass sie sich ihrer Faszination hätte schämen sollen, denn die Muckles waren der absolute Abschaum. Aber sie hatten den Reiz des Neuen und waren so weit von der stillen Vornehmheit der Nachbarn entfernt, mit denen sie aufgewachsen war, dass sie sie beinahe mochte, weil sie so unterhaltsam waren.
    Dan hatte einen gebrauchten Fernseher gekauft, aber Fifi zog es meistens vor, die Muckles zu beobachten, statt sich einen Film anzusehen. Es war so, als hätte sie eine Bühne vor ihrer Türschwelle, als spielten die Mitglieder der Familie eine Fortsetzungsserie von besonders langer Laufzeit. Es war eine Komödie, wenn Dora, die geistig zurückgebliebene Schwägerin, die Straße hinunterrannte, mit nichts anderem bekleidet als Männerstiefeln und einem um die Hüften gewickelten Handtuch. Sie pflegte hinter Mike, dem Neffen, herzulaufen und dabei ihre Liebe zu ihm laut herauszuschreien.
    Dann wieder entwickelte sich das Ganze zu einem Krimi, wenn Molly und Alfie betrunken nach Hause kamen. Würde der Abend in einem Streit enden? Oder würde man später animalische Laute aus dem Haus hören können, wenn die beiden miteinander schliefen? Wenn freitagabends die Männer zum Kartenspielen kamen, gewann das Theaterstück eine fantastische Note. Meistenteils sahen die Männer genauso zwielichtig aus wie Alfie, aber einige von ihnen waren recht elegant, beinahe wie

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