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Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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bezweifelte Fifi, dass das Kind mittags etwas zu essen bekam. Yvette hatte ihr erzählt, Angela werde morgens aus dem Haus geschickt und bleibe den ganzen Tag über draußen.
    Fifi und Yvette hatten sich angefreundet, seit diese ihr die Vorhänge genäht hatte. Sie waren aus billiger Baumwolle vom Markt, aber das Lilienmuster auf dem hellgrünen Hintergrund war sehr hübsch, und sie reichten von der Decke bis zum Boden und gaben dem Raum eine ausgesprochen elegante Note. Wann immer Fifi sie ansah, lächelte sie, weil sie so schön waren. Yvette war wirklich sehr geschickt.
    Aber sie war auch verwirrend. Nicht nur ihre unmodernen Kleider, das Eremitendasein, das sie führte, oder ihre Wohnung, in der das reinste Chaos herrschte – an all das war Fifi gewöhnt. Das eigentlich Verwirrende an Yvette war, dass sie nichts von sich preisgab.
    Sie war ein sehr warmherziger Mensch, sie nahm sich die Sorgen anderer zu Herzen und weigerte sich häufig, Geld für die kleinen Näharbeiten anzunehmen, die sie für ihre Nachbarn erledigte. Außerdem interessierte sie sich ungemein für andere Menschen. Warum aber offenbarte sie niemals ihre eigenen Hoffnungen und Träume, die Fehler oder Erfolge ihrer Vergangenheit?
    Ihre Erdgeschosswohnung war übersät von Musterbüchern, die Wände waren fast vollkommen verborgen unter Modefotos, die sie aus Zeitschriften ausgeschnitten hatte. Auf dem Boden stapelten sich Kartons mit Stoffen und Bordüren, und überall standen Schachteln mit Knöpfen und bunten Garnen. Aber sie schien keine persönlichen Dinge zu haben, nicht einmal ein Foto. Zu den Anproben ging sie grundsätzlich in die Häuser ihrer Kundinnen. »Es wäre mir peinlich, wenn die Frauen zu mir kämen«, gab sie unverhohlen zu.
    Fifi konnte in Ermangelung jedweder Informationen nur vermuten, dass Yvette weder eigene Familie noch echte Freunde hatte. Sie hörte ihren Kundinnen zu, wenn sie von ihren Familien, von einem Urlaub oder einem gesellschaftlichen Ereignis erzählten, aber sie selbst schien ein Leben aus zweiter Hand zu führen.
    Fifi ging ausgesprochen gern zu Yvette hinüber. Sie war so herzlich, so interessiert, und sie besaß eine Art Lebensklugheit, die ganz und gar einzigartig war. Aus diesem Grund war Yvette auch die erste Person nach Dan, der Fifi von dem Baby erzählte.
    »Das ist ja wundervoll«, rief Yvette voller Entzücken und klatschte begeistert in die Hände. »Sie müssen so glücklich sein.«
    Fifi vertraute ihr an, in diesem Punkt nicht ganz sicher zu sein. Außerdem hatte sie ihr früher einmal davon erzählt, dass ihre Eltern Dan missbilligten und dass sie Angst habe, in der Dale Street hängen zu bleiben, falls es ihnen nicht gelang, ein eigenes Haus zu finden.
    »Dann müssen Sie … wie sagt man noch gleich? Den Stier bei den ’örnern packen«, erwiderte Yvette mit einem rätselhaften Lächeln. »Sie müssen die Starke werden.«
    Womit Yvette vermutlich meinte, dass sie Dan mehr antreiben solle. Aber das war nicht notwendig – seit Fifi ihm von dem Baby erzählt hatte, hätte er am liebsten rund um die Uhr gearbeitet. Sie gingen nicht mehr essen, und wenn sie dem Pub einen Besuch abstatteten, dann gönnten sie sich nie mehr als einen Drink. Dan nahm die Vaterschaft sehr ernst.
    Fifi kam der Gedanke, dass Yvette Dan ebenso falsch beurteilte wie ihre Eltern. Hielten sie ihn für leichtsinnig und schwach? Denn das war er ganz gewiss nicht.
    Als Yvette ihre Vorhänge zuzog, blickte sie zu den Fenstern auf der anderen Straßenseite hinüber. Sie konnte Fifis Silhouette im oberen Stockwerk sehen und vermutete, dass sie wieder allein war. Hoffentlich macht Dan wirklich Überstunden und sitzt nicht mit seinen Arbeitskollegen im Pub, dachte sie.
    Yvette mochte Fifi wirklich. Aber andererseits war sie die Art Mädchen, die fast jeder mochte, denn sie war schön, sie hatte ein sonniges Naturell, und sie war so voller Leben. Yvette hoffte um Fifis willen, dass sie bald wegziehen würde, denn diese Straße würde auch sie mit der Zeit verändern.
    In den sechzehn Jahren, die Yvette hier verbracht hatte, hatte sie beobachtet, dass die Straße die Menschen in Apathie stürzte. Es war beinahe so, als läge in der rußgeschwängerten Luft etwas Giftiges. Natürlich wollte niemand hier leben, abgesehen vielleicht von der alten Mrs. Jarvis und den Muckles, die niemals etwas anderes kennen gelernt hatten. Wenn die Leute hierher zogen, sagten sie, es sei nur eine vorübergehende Lösung, bis sie etwas Besseres

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