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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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Versprechungen in keiner Weise gebunden. Ich werde es behalten und gebrauchen … oder vielleicht verhandle ich mit Euch. Eure Unterstützung für mich als Panarch –«
    »Unmöglich! Wir haben unsere eigenen Pläne. Wir müssen das Siegel haben und werden es bekommen. Ihr werdet es mir auf der Stelle aushändigen. Ich bin Ozziwun der Göttliche; meinem Willen kann kein Widerstand geleistet werden …« Er bewegte rhythmisch die linke Hand und murmelte etwas vor sich hin.
    Trebor zuckte die Achseln und trat auf ihn zu, das Schwert vielsagend in Bewegung.
    Ozziwuns rechte Hand explodierte in einem Rauchwölkchen, und eine Donnerkugel pfiff an Trebors Ohr vorbei. Ein kalter Hauch ließ seinen Magen verkrampfen, aber er sprang vorwärts.
    Der Zauberer verschwand. Trebor blieb im Rauch stehen und schnupperte – dasselbe Zaubergemisch wie in Rhodrora.
    Der Wald war eine tiefe, stille Düsternis. Dunkle Säulen sprangen aus dem Schatten einem stumpfen Himmel entgegen, Hier und dort ließ ein Strahl frühen Morgenlichtes die Dunkelheit um so schwärzer erscheinen, so undurchdringlich wie schwarzverschattete Höhlen.
    Es war nichts zu hören als Hummer, die durch die Bäume geisterten.
     

 
    8
     
    Der Nachtwald
     
    Viele haben den Hackmatack-Wald betreten, nur wenige sind zurückgekommen. Er reichte vom Zittersumpf im Norden bis zur Bittersalz-Wüste im Süden; im Osten wurde er vom Fernen Fahrland, Incavallonne, begrenzt, im Westen ging er schließlich ins schöne Land Aetha über. In dieser ganzen riesigen Ausdehnung war er überall gleich, eine endlose düstere Ödnis ungeheuer dicker Bäume, die verwurzelt waren in feuchtem Boden und den Tag darüber fernhielten.
    Mit der stufenweisen Verdunstung des Wassers und dem noch langsameren Ansteigen des Bodens kroch der Wald nach Norden immer weiter auf seinen Erzeuger zu, den großen Sumpf. Zu einer Zeit, als Catramaijian der Morbide die Fundamente von Paxicum und das Zweite Irenische Reich zerstörte, bedeckte der Große Zittersumpf dieses ganze Gebiet und reichte nach Aetha hinein. In der Zeit noch davor hieß er in der Sprache des Ersten Irenischen Reiches Stacienndanies von Aera: das Letzte Salzmeer der Erde.
    Und noch einmal lange vorher war er nur ein Teil von Ozean-Iréné in den ruhmreichen Tagen des Aufbruchs, und niemand anderer als die anmutige Gramanaria die Ewige, Mutter der Welten, herrschte von ihrem Sitz in den Hackmatack-Hügeln – damals Inseln – aus, an den Grenzen des jetzigen Aetha.
     
    Aber das Land stieg empor und das Wasser floß ab, und die Ozeane schrumpften zu seichten Seen wie Pfützen am Boden des Tieflandes. Der Regen kam und spülte das Übermaß an Salz in die verbleibenden Seen, das Land reinigend. Noch immer aber zog das Wasser sich zurück, und das Land kam herauf, bis die seichten Seen einer nach dem anderen verschwanden und nur ihre Betten aus konzentriertem Salz zurückließen, die anzeigten, daß es diese Seen je gegeben hatte.
    Dann blieb nur das Letzte Salzmeer. Die Goldenen Imperatoren des Ersten Irenischen Reiches besetzten die gefallene Aufbruch-Stadt, die sie Chailiana nannten und jetzt Rhodrora hieß, erhoben sie zu ihrer Hauptstadt und brüteten über den Stacienndanies und ihren Inseln, dem Ewigen Archipel und Agonie, wo das Erste Reich sich übernahm und in der Schlacht von Agonie zusammenbrach, wie Layan es im Vierten Buch der Stunden, der Tage von Ruhm und Infamie schilderte.
    Nun erinnerte sich nur der bärtige und feierliche Wald an das Geräusch von Wasser, wenn es durchpflügt wurde von den Kriegsund Handelsmarinen des Ersten Reiches. Nur die alten Bäume erbten die Erinnerungen an den Großen Sumpf, der die Armeen des Zweiten Reiches verschlang, die ausgeschickt worden waren, die ogerartigen Sumpfkinder, die Grallatore, zu vernichten. So ging das Zweite Reich unter, dezimiert, geteilt. Und es war der Hackmatack-Wald selbst, der die Heerscharen des Dritten Imperiums verschlang, die entsandt worden waren von Noronion, der von der Hauptstadt Irenaica nach dem schönen Aetha eine Straße bauen wollte. Das Dritte Imperium wäre gewiß vor seiner Zeit untergegangen, wie das Erste und Zweite Reich, hätte es nicht die Warnung vom Behaarten Eremiten von Hagstein, dem Ersten Pramantiner des Kults des Aufbruchs, gegeben.
    So viele Gespenster aus so vielen Zeitaltern suchten den riesigen Wald heim, daß weder die stärksten Winde noch die mächtigsten Reiche gegen seine brüllende Stille aufkamen. Wenn die Winde oder die

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