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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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dunklen Nacht, aber nach ein, zwei Tagen würde er ihn im Stich lassen, wenn er nicht aß … und schlief. Rasten genügte nicht; er mußte schlafen.
    Mit einem Seufzer stemmte er sich hoch und machte sich wieder auf den Weg. Trotzdem war seine Gangart so schnell wie zuvor; er schätzte, daß Ozziwun Meilen hinter ihm sein mußte; der alte Mann konnte auch nach dem Dunkelwerden nicht viel herumstolpern. Aber wie viele Tage würde es dauern, aus der Reichweite des anderen zu gelangen? In einer Stadt, unter vielen Menschen, würde er vor Mordträumen einigermaßen sicher sein. Traumbeschwörungen waren nicht leicht zu dirigieren.
    Plötzlich kam er an einen Fluß. Betroffen schaute er hinauf und hinunter. Der Fluß war breit und schien tief zu sein, wenngleich er träge floß. Die Flüsse, die aus dem Zittersumpf kamen, genossen einen Ruf …
    Dann wurde ihm klar, welcher Fluß das sein mußte: Yang. Er entstand im Innersten des Sumpfes und floß nach Südwesten durch die Hackmatack-Berge, durch Aetha, und verlor sich zuletzt im Sand des Bitterlandes. Aber Yang strömte an Vallatia vorbei … sein Richtungssinn hatte ihn nicht in die Irre geführt. Agonie lag freilich nicht so weit im Süden, wie er angenommen hatte. Er hätte genau nach Westen oder sogar nach Südwesten gehen sollen.
    Jedenfalls war der Fluß schneller – und er mochte auch sicherer sein als der Wald.
    Trebor wandte sich nach links und lief eifrig am Ufer dahin. Der Yang stieg oft genug über seine Ufer, um Bäume niederzureißen, und andere waren untergraben. Er sah mehrere, die zu groß waren, als daß er sie bewegen konnte, dann einen, halb im Wasser, der sich herauslösen ließ.
    Sein Schwert durchtrennte mühelos die verfilzten Wurzeln, die ihn am Ufer festgehalten hatten. Einen der Äste schnitt er zurecht und stakte damit den Baumstamm mit einiger Mühe in den Strom hinaus. Der Stamm drehte sich langsam herum, dann blieb er im Gleichgewicht. Er war ungefähr zwei Fuß dick, und das Gewirr der Äste würde verhindern, daß Trebor herunterfiel, wenn er einschlafen sollte.
    Draußen in der ungewohnten, gleißenden Sonne war die Stange nicht mehr erforderlich. Trebor trank aus dem Fluß, trank noch einmal. Er war nicht besonders durstig, aber Yang trug vom Zittersumpf Salz mit. (Das meiste Salz der Stacienndanies wurde ins untere Ende des Dunkelberges gespült.) Die Pfützen, aus denen er getrunken hatte, waren gefährlich rein gewesen.
    Er erschlaffte im Geäst, sein erschöpfter Körper saugte Ruhe auf, der Hunger ließ nach. Er schlief beinahe, als das Flugschiff heranschwebte.
    Es befand sich nicht direkt über ihm, war aber keine halbe Meile entfernt. Trebor erstarrte, dann glitt er aalgleich am Stamm ins Wasser und wünschte sich verzweifelt, seine eigene, dunkelgetönte Reisekleidung zu tragen.
    Das Flugschiff hatte seine Segel gerefft. Ein runder Ballon am Bug war von einem Höhenwind erfaßt und zerrte es langsam mit. Ohne Zweifel suchten magische Augen aufmerksam den Fluß ab. Er konnte es kaum glauben, als das Schiff weiter über den Fluß glitt und hinter den Wipfeln auf der anderen Seite verschwand.
    Trebor zog sich langsam wieder hinauf. Er dachte nach.
    Wenn Lyantha ihre Leute ausgeschickt hatte, ihn zu suchen, wären sie naturgemäß direkt nach Vallatia geflogen. Natürlich mochten sie in der Umgebung des gestohlenen Schiffes suchen, aber niemand konnte genau sagen, wo er und Ozziwun es verlassen hatten.
    Es konnte nur eine einzige Antwort geben: Sie war in Gedankenkontakt mit Ozziwun. Er hatte nicht nur einen, sondern zwei Adepten auf seiner Fährte.
    Schlimmer noch: Er hatte sich mit dem Gedanken beruhigt, daß der alte Mann durch diesen weglosen Wald stapfte. Aber er mußte in diesem oder in einem anderen Flugschiff sein. Es war Trebor allein, der sich den Gefahren des Hackmatack-Waldes gegenübersah. Und er wußte, wer ihn in Vallatia erwarten würde.
    Als er wieder in Ufernähe kam, lenkte er den Stamm an Land und schnitt graues, abgestorbenes Unkraut ab, um einen Sonnenschutz zu errichten, der ihn auch von der Luft aus tarnte.
    Das Flugschiff überflog den Fluß erneut, weiter unten. Aber er sah den ganzen Tag über nur ein zweites Schiff, aus weiter Entfernung.
    Seine Anspannung konnte nicht dauern. Fische umschwärmten den Stamm, und es gelang ihm, einen zu durchspießen, ohne sein Schwert zu verlieren. Gesättigt, rastend in der angenehmen Wärme der Sonne – sogar die Insekten waren fort –, atmete er auf. Er hatte in

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