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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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den vergangenen Wochen in zu schnellem Tempo gelebt; jetzt entrichtete er den Preis in geistiger Erschlaffung.
    Ein- oder zweimal versuchte er sich auf die Gefahren seiner Lage aufmerksam zu machen; er sollte nach Aeroben oder Flußpferden Ausschau halten. Aber weder die einen noch die anderen vermochten ihn zu beunruhigen. Seine Gedanken flossen träge dahin. Es war angenehm, seine Sorgen davongleiten zu lassen – oder von ihnen davonzuschweben, er wußte nicht, was.
    Er schlief nie ganz ein, war aber an diesem Nachmittag auch nie ganz wach. Einmal blickte er dumpf auf einen Drachen, der keine dreißig Fuß entfernt auftauchte, laut schnob und wieder untertauchte.
    Er dachte undeutlich an seine Jugend, an die seltenen Gelegenheiten, auf diese Weise zu sinnen; an Eremiten, die nichts anderes taten, als zu meditieren; an träge weidendes Vieh. Er dachte an das Leben, das gemächlich zu den Wüsten hinabströmte wie der Fluß.
    Er dachte an Pflanzen, die im Trockenen starben und im Nassen wieder lebendig wurden. Er dachte an die Menschen, die starben und wieder geboren wurden. Jede Nässe war ein neuer, geschlossener Kreislauf der Erfahrung. Aber waren alle Erinnerungen an frühere Zyklen verlorengegangen?
    Die Sennarener des Eldric-Rätsels glaubten das nicht. Ein richtig geübter Geist, so meinten sie, könne sich an Dinge erinnern, die gewöhnlich vergessen seien. Er hatte keine solche Übung, aber nun begann er zu begreifen, was die Geist-Adepten gemeint hatten.
    Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf, hohe Städte des Aufbruchs, die Zauberschiffe schwebten darüber, die großen Karawanen zogen durch die angenehmen Länder, wo jetzt nur Wüstensand wehte. Mächtige Könige saßen auf prächtigen Thronen inmitten strahlenden Glanzes; weise alte Weißbärte berieten sie, prophezeiten die Zukunft; auf riesigen Schanschids oder sogar Rhamrans saßen gepanzerte Männer und schlugen große Schlachten.
    Zauberer bekriegten einander oder jagten ganze Städte in die Luft und handelten mit Mädchen, vor allem mit Prinzessinnen, um ihr dunkles Wissen von ihren Dämonenherren zu erkaufen. Helden schritten auf der Erde, mächtige Schwerter und unverderblichen Geist führend, die alle Beschwörungen der Zauberer überwanden. Ungeheuer verwüsteten wehrlose Länder …
    Nach einiger Zeit erhoben sich die Hackmatack-Hügel über ihm, warfen ihre Schatten über den breiten, langsam fließenden Yang. Der Fluß kam durch ein enges, gewundenes Tal. Verträumt blickte Trebor auf die singenden Kristallwasser des schönen Selbun, wo sie den hohen Mian Hin hinabstürzten, um sich im trägen, braunen Yang aufzulösen. Und er blickte auf die funkelnden, klingenden Kaskaden der kleinen Nebenflüsse Dul und Dars, wo sie auf beiden Seiten herabrauschten.
    Nun trieb er zwischen den Beinen von Shepperalk dahin, die schwarz und zernarbt zum purpurnen, bestirnten Himmel des späten Abends hinaufragten, und die Nebel stiegen auf vom Yang und schwankten cremig in trägem, phantastischen Tanz zu.Erinnerung des Mannes oder Gottes, der einst über dem Fluß gestanden hatte und dessen Beine noch geblieben waren. Dann glitt die Stadt Perdurdamen an ihm vorüber, die vor urdenklichen Zeiten von irgendeinem Zauberer zerstört, an einem einzigen kurzen Tag zu Ruinen zerschmettert, mit Gebeinen bestreut wurde. Nun kannten nur die Echsen die Rätsel Perdurdamens.
    Im trüben Restlicht des Abends stieg ein Fisch schwerfällig auf den Stamm, um Insekten zu fangen, keuchend und immer wieder wachsam ein Auge auf Trebor werfend. Aber der schwarze Schatten von Irillion auf dem Westufer trieb den Fisch zurück in seinen Fluß. Nun erhob sich über dem Fluß dieser mächtige Hügel, dieser kleinere Berg, dessen Hänge einst das Hämmern der Wellen von Stacienndanies gekannt hatten. Auf diesem Hügel, als er ein Berg und eine Insel in Ozean-Iréné gewesen, stand die große Granmanaria, die Ewige, die Mutter der Welten, im Krieg der Halb-Erde gegen den Mond wegen Hochverrats geschleift, zerstört bis auf das Gesicht und das Denkmal für die Welt-die-erst-sein-soll. Jetzt war dieses großartige und berühmte Denkmal verschwunden, von der Verwitterung der vorbeihuschenden Jahrhunderte zu Staub zermahlen.
    Auf dem Kliff hier an der Südseite, wo der Stamm zum Stillstand kam, war einmal das Gesicht des Mannes, der die Worte gesprochen hatte, eingemeißelt gewesen, Die Worte, die hinaustönten zu den Sternen, alle verändernd, die sie hörten, bis die Menschen wie

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