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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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dieses Wochenende niemanden küssen. Und wenn doch, mache ich zuerst mit Peter Schluss.«
    Jess wirkt enttäuscht. Dann räuspert sie sich. »Okay. Was glaubst du, wie euer Treffen wird? Was wirst du zu ihm sagen?«
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Meinst du, du solltest ihn vorher anrufen, um ihn vorzuwarnen?«, fragt Claudia.
    Â»Findest du denn, dass ich das machen sollte?« Als hätte ich mir über diese ziemlich offensichtliche Frage noch nicht den Kopf zerbrochen.
    Â»Ich weiß nicht. Hättest du es besser gefunden, wenn Kirby dich angerufen hätte, bevor sie an deine Tür geklopft hat?«, will Claudia wissen.
    In dem Versuch, meine Entscheidung zu rechtfertigen, erkläre ich ihr, dass ich mir nicht sicher bin, ob das viel ausgemacht hätte. Vielleicht wäre ich dadurch auch schrecklich nervös geworden.
    Â»Ich glaube, insgeheim hoffst du, dass er nicht zu Hause ist«, sagt Jess. »Klassische Konfliktvermeidung. Dann könntest du noch zehn Jahre länger Ruhe haben. Oder zwanzig.«
    Sobald sie die Worte ausgesprochen hat, wird mir klar, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Ich habe den Mund ziemlich voll genommen, vielleicht auch wegen Kirby, aber in Wirklichkeit ist Conrad Knight der letzte Mensch, den ich besuchen will. Und auf eine Aussprache mit meinem Vater bin ich auch nicht gerade scharf. Schon von dem Gedanken daran wird mir schlecht, und ich frage meine Freundinnen, ob ich wirklich dabei sein muss, wenn Kirby an die zweite wichtige Tür klopft.
    Â»Verdammt, machst du Witze?«, fragt Jess und lässt die Kinnlade auf übertriebene Art herunterklappen. Einen anderen Gesichtsausdruck hat sie im Moment wahrscheinlich nicht drauf.
    Claudia ist derselben Meinung und schüttelt heftig den Kopf. »Marian. Das kannst du Kirby nicht antun. Und Conrad auch nicht.«
    Â»Es war ja bloß ein Gedanke«, sage ich.
    Â»Ein ziemlich bescheuerter«, bemerkt Jess, und Claudia nickt zustimmend.
    Â»Ja, da musst du jetzt durch. Zieh deine vernünftige Unterwäsche an wie ein braves Mädchen«, sagt Jess. »Es ist Zeit.«
    Â»Höchste Zeit«, fügt Claudia hinzu.
    Â»Okay, okay, ich hab’s ja kapiert«, sage ich. Die Rolle auf dem heißen Stuhl ist ungewohnt. Normalerweise sitzt Jess dort. Ich atme tief durch und frage mich, wie ich die nächsten zweiundsiebzig Stunden überstehen soll. Eins weiß ich ganz sicher: Ich werde mir eine andere Strategie als die der letzten achtzehn Jahre zulegen müssen.
    Zwölf Stunden später stehe ich müde (mein Flug ging unverschämt früh) am Gepäckband des O’Hare-Flughafens und warte auf meinen Koffer und meinen Vater. Diese Situation habe ich schon zigmal erlebt, seit ich von zu Hause ausgezogen und aufs College gegangen bin. Aber dieses Mal ist alles anders. Als ich auf das Gepäckband starre, das vor lauter Koffern überquillt, wünsche ich mir, ich hätte ein Auto gemietet oder meine Mutter darum gebeten, mich abzuholen. Aber sie hat darauf bestanden, dass es so am besten sei – dass mein Vater und ich ein bisschen Zeit alleine miteinander verbringen, bevor Kirby kommt, um »ihrer Vergangenheit zu begegnen«, wie meine Mutter es ausdrückt. Mein Dad und ich haben noch nicht miteinander gesprochen, seit alles ans Licht gekommen ist. Als ich meinen Koffer aus dem Schacht fallen sehe, wird mir plötzlich klar, dass das der erste ehrliche Moment zwischen uns beiden seit achtzehn Jahren sein wird – seit ich erwachsen bin. Obwohl ich furchtbar nervös bin, hoffe ich, dass wir einen neuen Anfang machen können – und dass er auch so empfindet.
    Kurz nachdem ich meinen Koffer in Empfang genommen habe, drehe ich mich zum Ausgang um und sehe ihn auf mich zukommen. Er ist schon immer schmal gewesen, aber jetzt wirkt er geradezu hager und irgendwie müde. Aber in seinem Gesicht lese ich Konzentration und Entschlossenheit – so sieht er aus, wenn er sich durch einen wichtigen, anstrengenden Prozess kämpft.
    Â»Hallo, Dad«, sage ich, als er nur noch einen Schritt von mir entfernt ist.
    Â»Hallo, Liebes«, sagt er und feuert seine üblichen Fragen ab . Wie war der Flug? Nur einen Koffer? Hast du Hunger?
    Gut, ja, nein. Wir gehen zu seinem Auto, und ich versuche mich ebenfalls in Smalltalk. Wie läuft’s bei der Arbeit? Habt ihr schon Urlaubspläne? Ganz schön warm heute. Der Sommer kommt, sogar in

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