Wo die Liebe beginnt
aus?«, will Charlotte wissen. »Dein Dad.«
»Mein Dad sitzt neben mir«, erwidere ich und zeige auf meinen Vater, der mich anlächelt.
Charlotte sagt: »Ja, klar! Du weiÃt, wen ich meine â deinen leiblichen Vater.«
»Tja, der sieht gut aus. Wie ein echter Rock ânâ Roller«, lache ich. Meine Mutter wirkt schon wieder besorgt. »Keine Sorge, Mom, er ist kein langhaariger, drogenabhänger Rocker aus den Achtzigern. Bloà ein Künstler. Er ist wirklich cool. Und sehr nett.« Ich bin drauf und dran, von unserem gemeinsamen Auftritt zu erzählen, lasse es dann aber doch bleiben, weil ich das erst mal für mich behalten will. AuÃerdem möchte ich meinen Dad nicht verletzen. Ich finde ja, dass er mehr mit Charlotte gemeinsam hat als mit mir, und ich will nicht, dass ihm das plötzlich auch auffällt. Darum wechsele ich das Thema und sage meiner Mutter etwas Nettes: »Ach übrigens, Mrs. Caldwell fand deine Servietten sehr hübsch.«
»Wirklich?« Plötzlich hellt sich ihre Miene auf.
»Ja. Sie haben ihr sehr gut gefallen. Und sie hat sich auch über den Kuchen gefreut.«
»Habt ihr ihn angeschnitten?«, will sie wissen.
»Nein. Wahrscheinlich wollte sie ihn für später aufheben. Aber sie haben keine Nussallergie.«
Meine Mutter strahlt. Charlotte und Noah erklären, dass sie jetzt losmüssen. Sie sind zu einer Poolparty eingeladen. »Willst du mitkommen?«, fragt Charlotte mit groÃzügiger Geste. Das macht sie aus Höflichkeit, aber es ist trotzdem nett von ihr.
Ich lehne dankend ab und sage, dass ich müde von der Fahrt bin und lernen muss. Dann gehen die beiden Hand in Hand. Ich muss an Philip denken, will ihn wiedersehen, will ihn küssen.
Ich entschuldige mich, um auspacken zu gehen, aber meine Eltern halten mich zurück. Sie haben etwas mit mir zu besprechen.
Ich richte mich schon auf eine weitere Litanei übers College ein, aber sie wollen über Belinda reden.
»Was ist mit ihr?« Fieberhaft überlege ich, wie viel sie wissen können und wie weit ich irgendwas damit zu tun habe.
»Wir wissen Bescheid über das gestohlene Kleid«, sagt mein Dad. Bevor ich mich dumm stellen kann, fragt er: »Du hast es gewusst, nicht wahr?«
Ich starre ihn ungläubig an. Jetzt soll ich deswegen Ãrger kriegen? Aber wenn ich lüge, wird alles noch schlimmer. »Ja, ich habe es gewusst. Aber woher wisst ihr es?«
»Die Filialleiterin hat mich angerufen«, erklärt meine Mutter. »Am Sonntagmorgen. Sie hatte in Erinnerung, dass Belinda das Kleid anprobiert hat. Darum fiel der Verdacht auf sie, als es bei der Inventur nicht mehr aufzufinden war. Und dann wollte sie abwarten, ob Belinda das Kleid zum Schulball trägt.«
»Und wieso hat sie ausgerechnet dich angerufen?«, will ich wissen.
»Sie dachte, Belinda sei meine Tochter.«
»Und was hast du darauf gesagt?«
»Dass sie nicht meine Tochter, sondern eine Freundin der Familie sei. Und dass ich der Sache nachgehen und sie wieder anrufen würde.«
»Und dann?«
»Habe ich Charlotte gefragt, was für ein Kleid Belinda getragen hat. Und Charlotte hat bestätigt, dass es das gesuchte war.«
»Holt die Polizei sie jetzt ab?«, frage ich geschockt.
Meine Mutter sieht meinen Dad an, und der sagt: »Nein. Die Filialleiterin wollte erst die Polizei rufen, aber deine Mutter und ich haben das Kleid bezahlt.«
»Ihr habt was ?« So etwas hätte ich nie von meinen Eltern erwartet â sie decken eine Straftäterin.
»Sie wollten sie anzeigen«, erzählt mein Dad. »Aber ich habe ihnen gesagt, dass ich das Kleid bezahle und mich um die Angelegenheit kümmere. Dann habe ich Belinda angerufen.«
»Und dann?«
»Dann haben wir sie herübergebeten und mit ihr geredet.«
»Belinda ist jetzt ziemlich fertig«, sagt meine Mutter. »Sie hat eine schwere Zeit durchgemacht, seit ihr Vater die Familie verlassen hat. Und sie haben finanzielle Probleme. Das ist natürlich keine Entschuldigung. Aber wir wollen nicht, dass sie sich die Zukunft verbaut. Wir glauben nämlich, dass sie im Grunde ein anständiges Mädchen ist, aber im Moment ist sie einfach durcheinander.«
»Wie hat sie reagiert?«
»Sie war ziemlich bestürzt. Nicht nur, weil sie erwischt worden ist. Es schien ihr wirklich leidzutun. Sie hat versprochen, uns das Geld
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