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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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»›Du sollst nicht in der Subway missionieren.‹ Jedenfalls nicht an regnerischen Montagen.«
    Kirby lächelt und beobachtet den Mann aus dem Augenwinkel. Gerade legt er uns dar, dass wir Pflaumensaft trinken sollen, während wir auf die Wiederkunft des Herrn warten.
    Â»Deine Mutter hat überhaupt keinen Grund zur Eifersucht«, sage ich dann doch – aus Respekt und Dankbarkeit für die Frau, die Kirby aufgezogen hat, und um Kirby zu beruhigen.
    Sie scheint in Gedanken versunken, während unser Prediger uns auffordert, mit ihm »Lobet den Herrn« zu rufen.
    Aber niemand macht mit, darum schreit er alleine: »Lobet den Herrn!«
    Â»Ich weiß nicht. Vielleicht ist es ja gar keine Eifersucht. Vielleicht fühlt sie sich einfach nur … bedroht«, überlegt Kirby.
    Mir krampft sich der Magen zusammen, und ich erwidere: »Ich glaube, das kam sehr überraschend für sie. Wenn du vorher mit ihr geredet hättest, käme sie jetzt vielleicht besser damit zurecht.«
    Kirby schüttelt den Kopf und klammert sich fester an die Stange. »Nein. Sie hätte sich dann genauso aufgeregt. Wahrscheinlich empfindet sie mein Verhalten als treulos.«
    Â»Aber sie ist doch deine Mutter«, betone ich. »Ich bin doch nur … irgendeine Frau in New York.«
    Erst als ich Kirbys verletzten Blick sehe, wird mir klar, dass ich gerade etwas Ungeschicktes gesagt habe. Rückblickend klingen meine Worte wirklich eher wie eine Verzichtserklärung. Eigentlich wollte ich damit Demut und Hochachtung vor ihrer Mutter ausdrücken.
    Â»Ich meine, natürlich ist es nicht so simpel. Ich habe dich vierzig Wochen lang im Bauch getragen … na ja, neununddreißig. Du bist eine Woche zu früh gekommen. Danke für diese freundliche Geste.« Ich lächele. Sie lächelt zurück und erklärt, da sei sie bestimmt das erste und einzige Mal in ihrem Leben irgendwo zu früh gekommen.
    Dann müssen wir aussteigen, wir sind an der Fifty-first Street angekommen. Ich führe sie aus der Subway, die Treppe hoch und auf die Lexington Avenue, wo wir uns durch den Verkehr kämpfen und im Slalom den Pfützen ausweichen. Als wir durch die Glasdrehtür des Gebäudes treten, sind wir windzerzaust und nass, trotz der großen schwarzen Golfschirme, die wir jetzt gleichzeitig ausschütteln und schließen. Wieder zu Atem gekommen, murmele ich, dass ich jetzt unbedingt einen Kaffee brauche, und frage sie, ob sie auch was von Starbucks will. »Vielleicht eine heiße Schokolade?«
    Sie schaut mich missbilligend an. »Ich bin achtzehn, nicht zehn.«
    Â»Schon klar.« Ich lache nervös und entdecke Peter, der in der Warteschlange steht und sich mit seinem Blackberry beschäftigt. Ich weiß nicht, warum, aber ich werde nervös, als ich auf ihn zugehe, mit Kirby im Schlepptau. Als er in unsere Richtung sieht, winke ich ihm zu.
    Â»Champ«, begrüßt er mich und lächelt steif, was mich noch unsicherer macht. Dann wendet er sich an Kirby: »Ein kleiner Ausflug zum Fernsehen?«
    Sie nickt aufgeregt.
    Ich rette sie. »Ja, Kirby, wird uns ein bisschen zur Hand gehen. Drehbuchautoren können immer Hilfe gebrauchen.«
    Â»Klar«, erwidert er und bedenkt sie mit seinem typischen, intensiven Pressekonferenz-Lächeln, das ihm den Ruf eingebracht hat, aalglatt, ja fast skrupellos zu sein. »Soll sie euren Streit schlichten? Viel Glück dabei.«
    Â»Wir streiten nicht, wir führen fruchtbare Debatten«, verbessere ich und stelle mich hinten in der Schlange an. Zwischen uns stehen ein paar noch halb schlafende Kollegen.
    Â»Hat Marian dir gesagt, wie die Regel lautet, wenn man die heiligen Hallen zum ersten Mal betritt?«, fragt Peter Kirby.
    Sie schüttelt den Kopf. Ich erkläre: »Das ist keine Regel, sondern eine Tradition.«
    Â»Es ist eine Regel«, beharrt er.
    Â»Was für eine Regel?«, will Kirby wissen.
    Â»Jeder, der zum ersten Mal in den Writers’ Room kommt, muss den anderen etwas vorführen«, erklärt er mit spöttischer Miene. »Wer sich weigert, wird nicht mehr rausgelassen. Die anderen stehen da und bewachen die Tür.«
    Sofort wird Kirby furchtbar nervös. Sie sieht aus, als wollte sie entweder kotzen oder wegrennen. »Was soll ich denn vorführen ?«
    Ich will sie beschützen, weiß aber, dass es absolut unmöglich sein wird, sie vor der eisernen Tradition

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