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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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geht um zehn.«
    Â»Das wäre aber nicht nötig gewesen.«
    Â»Das ist schon okay, ich habe so viele Meilengutschriften gesammelt …«
    Â»Danke.«
    Â»Gern geschehen«, sagt sie und schaut auf die Uhr. »Wir haben noch ungefähr eine Stunde, bis du zum Flughafen musst. Kannst du bis dahin alles zusammenpacken?«
    Â»Ja, klar.« Ich betrachte das Ticket und danke ihr noch einmal.
    Â»Dafür brauchst du dich wirklich nicht zu bedanken«, erwidert sie.
    Ich sehe ihr in die Augen und kämpfe gegen die Versuchung, ihr zuzustimmen.
    Eine Stunde später stehen Marian und ich an der Ecke Madison und Eighty-seventh. Sie hat mir gerade fünfzig Dollar fürs Taxi zugeschoben, die ich widerstrebend angenommen habe. Sie hat mir schon so viel bezahlt, die Kleider, die Schuhe, den Flug, aber andererseits habe ich Angst, dass ich die Taxifahrt nicht mehr selbst bezahlen kann. Ich betrachte sie, wie sie konzentriert nach einem Taxi Ausschau hält und auf eine Frau auf der anderen Straßenseite deutet. »Unsere Gegenspielerin.« Die Frau sei nämlich auch auf der Suche nach einem Taxi. »Wer schläft, hat das Nachsehen in dieser Stadt«, scherzt sie. Einen Augenblick später tritt sie auf die Straße und hält kühn ein Taxi an, und eine Sekunde später steht sie schon am Kofferraum und hebt meine Tasche hinein. Dann öffnet sie die hintere Tür und trägt dem Fahrer auf, mich zum Delta-Terminal nach LaGuardia zu bringen. Das Ganze geschieht so schnell wie eine von Charlottes Unterwasser-Rollwenden.
    Als die Formalitäten geklärt sind, starren wir uns noch ein paar peinliche Momente lang an, dann verschränkt sie die Arme und erklärt: »Wie du von meiner Geschichte von gestern Abend wissen dürftest, bin ich nicht besonders gut im Auf-Wiedersehen-Sagen.«
    Â»Ja, das hab ich schon kapiert«, erwidere ich.
    Sie umarmt mich, ein bisschen länger als gestern Abend. Ich spüre ihr seidiges Haar an meiner Wange und rieche ihren Vanilleduft.
    Â»Sagst du mir Bescheid, wenn du gut zu Hause angekommen bist?«, bittet sie. Ich frage mich, ob es nur eine Floskel ist. Oder ob es das ist, was man ehrlicherweise sagen würde, wenn man sich von einem Kind verabschiedet, das man zur Adoption freigegeben hat.
    Ich nicke. Mein Magen krampft sich zusammen.
    Â»Du hast ja meine Nummer«, fügt sie noch hinzu. »Ruf mich an oder schick mir eine SMS , wenn du mich brauchst.«
    Und was, wenn ich dich nicht brauche? Was, wenn ich nur ein bisschen reden will?
    Ich danke ihr, und sie erwidert: »Nein, ich danke dir . Dafür, dass du gekommen bist. Dass du nach mir gesucht hast.«
    Ich versuche zu antworten, finde aber nicht die richtigen Worte und denke mir, lieber nichts sagen als das Falsche. Darum nicke ich bloß und setze mich auf den Rücksitz. Sie schließt die Tür und winkt. Ich sitze im Taxi und frage mich, ob ich sie je wiedersehen werde. Irgendwas in meinem Inneren sagt mir, dass es nicht so kommen wird – weil sie es so will. Sie hat ihre leibliche Tochter kennengelernt, ihr ein Paar hübsche Schuhe gekauft und ein Flugticket in die Hand gedrückt, und jetzt kann sie diesen Punkt auf ihrer To-do-Liste abhaken und ihr normales Leben wieder aufnehmen.
    Kurz darauf fahren wir über eine große Brücke. Auf dem Schild steht, dass es die Robert-F.-Kennedy-Brücke ist. Ich schaue aus dem Fenster. Die Sonne geht auf, der Himmel ist rosa und blitzt hinter Schornsteinen und Gebäuden und Werbetafeln hervor. Ich bin traurig und fühle mich, als hätte man mich von Neuem weggegeben.
    Fünfeinhalb Stunden später gehe ich durch die Eingangstür unseres Hauses. Ich bin nur drei Tage weg gewesen, aber alles sieht anders aus und riecht anders – so ähnlich, wie ich mich im Inneren auch fühle. Ich höre Gelächter aus der Küche und schaue hinein – da sitzt meine Schwester zusammen mit Noah Smith, einem der süßesten Jungs der Schule und zufällig auch ein Star-Schwimmer. Ihr männliches Gegenstück also. Sie trinken Root Beer mit Vanilleeis und machen sich gegenseitig schöne Augen wie Vorzeige-Teenies in den verdammten Fünfzigern.
    Charlotte springt auf, als sie mich sieht und umarmt mich so ehrlich erfreut, dass ich sie auch drücke. Das habe ich schon lange nicht mehr getan. Für mich ist das die dritte Umarmung innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Das ist neuer

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