Wo die Liebe beginnt
als hätte sie gerade etwas Unangenehmes gerochen. »Das ist ja wohl dermaÃen out. Entweder kurz oder lang, da gibt es nichts dazwischen.«
»Was ich sagen will, ist, ich bin nicht die einzige Mutter, die â¦Â«
Ich unterbreche sie, weil ich einen nicht ganz unwichtigen Punkt einwenden muss: »Mary Margaret ist voll behindert. Sie geht mit ihrer Mom einkaufen, weil sie keine Freunde hat.«
»Ihre Mutter hat mir gesagt, dass sie im Organisationskomitee des Balls ist.« Meine Mom gibt sich offensichtlich Mühe, meine Wortwahl zu ignorieren. »Bestimmt hat jemand, der im Organisationskomitee mitmacht, genügend Freunde.«
»Sollte man denken«, sagt Charlotte. »Aber nicht in diesem Fall. Niemand kann sie leiden.«
»Sie hat ja nicht mal ein Date«, ätzt Belinda, und wir grinsen uns an. Innerhalb von nur wenigen Tagen haben wir uns in die Mädchen verwandelt, die ihrem Ideal entsprechen â und vielleicht auch meinem eigenen, auch wenn ich das nie zugeben wollte. Ich fühle mich sogar in der Schule anders, obwohl niemand von der Veränderung weiÃ, die mit mir vorgegangen ist, oder sich überhaupt dafür interessiert. Aber ich weià es, und das ist ein ziemlich gutes Gefühl.
»Okay, okay, ich habe die Botschaft verstanden. Ich sage nichts mehr«, erklärt meine Mutter in dem Versuch, die lustige Mom zu sein, obwohl ihr das total widerstrebt. »Sehr freundlich von euch, dass ich euch beim Einkaufen begleiten darf, aber ich werde von jetzt an meine altmodische Meinung für mich behalten.«
Ich nicke, und wir stürzen uns wieder auf die Ständer mit den Kleidern, unterstützt von einer jungen Verkäuferin namens Shelly. Eine halbe Stunde später stehen wir in verschiedenen Umkleidekabinen und probieren ein Kleid nach dem anderen an. Die meisten verwerfen wir sofort, bei manchen bitten wir Shelly um eine andere GröÃe. Ständig jammern wir darüber, wie furchtbar wir aussehen, aber manchmal kommen wir raus, um ein besonders lächerliches oder ein ganz nettes Modell vorzuzeigen.
Nach vielen Diskussionen, Vetos und Ermutigungen haben wir drei endlich unsere Lieblingsmodelle gefunden und präsentieren uns meiner Mom und Shelly vor dem groÃen Spiegel.
»Ach, Mädchen, ihr seht umwerfend aus! Ich bin so gerührt, dass ich beinahe weinen muss!«, ruft meine Mom.
»Du weinst ja wirklich«, bemerke ich.
»Mom!«, tadelt Charlotte. Sie sieht sich nervös im Laden um und flüstert: »Hör sofort auf. Das ist ja total peinlich. Das sind doch nicht unsere Brautkleider!«
Dann dreht sie sich mit perfekter Haltung zu mir um und murmelt: »Obwohl ich Noah auf jeden Fall irgendwann heiraten werde.«
»Meine Mädchen sind jetzt erwachsen. Ich erinnere mich genau daran, wie ihr noch Windeln getragen habt und mit Schwimmflügeln herumgelaufen seid. Und jetzt schaut euch bloà an!« Meine Mutter ist so in ihrer Nostalgie gefangen, dass sie ihren Zorn auf Belinda ganz vergisst. Und den auf mich gleich mit.
»Okay, fangen wir mit Lottie an«, sagt Belinda und betrachtet meine Schwester in ihrer langen Chiffonrobe.
»Dreh dich um«, bitte ich sie.
Sie dreht sich um die eigene Achse, und Belinda und ich murmeln unsere Zustimmung. Anders als Belinda und ich sieht Charlotte in wirklich jedem Kleid super aus, aber dieses hier ist mit Abstand das schönste. Der lachsrosa Ton passt perfekt zu ihrem Haar und ihrem Teint, und das trägerlose Oberteil betont ihre tolle Schwimmerinnenfigur. Das Kleid ist trendy, aber auch zeitlos auf eine märchenhafte Art und scheint allen Generationen im Raum zu gefallen. Belinda und ich versichern Charlotte, dass sie ihr Kleid gefunden hat und kein weiteres anprobieren muss. Charlotte ist ganz unserer Meinung, flattert auf Zehenspitzen durch den Umkleidebereich und bewundert sich selbst aus jeder Perspektive im Spiegel. Sie übt sogar schon einen anzüglichen Blick ein, der meine Mom viel eher beunruhigen sollte als die Farbe Schwarz.
»Wie viel kostet das?«, flüstert meine Mom Shelly zu, obwohl sie weiÃ, dass wir alle gute Ohren haben. Sie schaut nervös drein, auch nachdem Shelly ihr zwitschernd versichert hat, dass es relativ günstig ist.
»Wie günstig?«, will meine Mom wissen.
»Dreihundert â¦Â«
Meine Mutter keucht, aber Shelly beendet ihren Satz: »Aber Sie haben Glück, es ist um die Hälfte
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