Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
Vom Netzwerk:
stocksteif, und betrachtete die Trümmer ihrer Existenz. Ihr ohnehin schon dunkles Haar war jetzt schwarz vor Nässe, Tropfen verfingen sich in ihren langen Wimpern, rollten ihr die Wangen hinunter und perlten von ihrem Kinn.
    Jonathan und sie waren bei Bekannten untergekommen. Ihr Ehemann litt unter den Folgen einer Verletzung, die er sich zugezogen hatte, als sie sich gemeinsam in letzter Sekunde aus dem brennenden Haus gerettet hatten. Der Arzt vermutete, dass sein rechtes Bein nie wieder vollkommen schmerzfrei sein würde.
    In ein paar Wochen wollte Jonathan damit beginnen, ein neues Haus zu bauen. Doch dieses würde kleiner sein als das bisherige, und deutlich weniger luxuriös eingerichtet.
    Ihr Traum von einem sorglosen, unbeschwerten Leben – ausgeträumt.
    Und schuld daran waren Henriette und Annemarie!
    Allein der Gedanke an die beiden reichte aus, um brennenden Hass in ihr aufflackern zu lassen. Sie hatten alles zerstört, was Celia im Leben wichtig war. Und trotzdem würde Annemarie, diese schamlose Person, demnächst ein Kind auf die Welt bringen.
    Celia verfluchte das Balg, ebenso wie seine Mutter. Zur Hölle sollten sie fahren!
    Hastig wandte sie sich ab und ging zu ihrem Pferd zurück, das sie in einigem Abstand von der Ruine, die einstmals ihr Zuhause gewesen war, an einen Baum gebunden hatte.
    Sie blickte sich noch ein letztes Mal um; dann stieg sie auf, gab dem Pferd die Sporen und galoppierte davon.
    Mahé, Seychellen, Dezember 1888
    „Miss’us! Miss’us! Es ist etwas Schlimmes passiert!“ Die Stimme des Sohnes ihrer Nachbarin ließ Annemarie erschrocken zusammenfahren.
    „Was ist los?“, fragte sie. „Ist etwas mit Mack?“
    „Da waren zwei Männer …“ Der Junge unterbrach sich keuchend und stützte die Hände auf die Knie. „Sie haben ihn angegriffen! Unten am Hafen! Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte!“
    Annemarie rannte sofort los.
    Ihr Atem ging in keuchenden kleinen Stößen, ihr Herz raste wie verrückt, und ihre Seiten schmerzten, als würde ihr jemand ein Messer in den Leib rammen. Doch das alles ließ sie nicht innehalten oder ihre Schritte verlangsamen. Ebenso wenig wie der schlafende Säugling, den sie fest an ihre Brust gedrückt hielt.
    Nein, dachte sie immer wieder. Sie durfte ihn nicht verlieren! Allein der Gedanke erschien ihr vollkommen unvorstellbar.
    Warum hatte sie nicht auf Mack gehört und war mit ihm nach England zurückgekehrt? Bis dorthin reichte der Einflussbereich von Celia und Jonathan Bennett ganz gewiss nicht. Mahé indes lag nur etwas mehr als neunhundert Seemeilen von Sansibar entfernt.
    Ich hätte es wissen müssen! Ich hätte es wissen müssen! Ich …
    Als sie Macks roten Haarschopf erblickte, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, doch das war ihr egal. Mack lebte. Er schien unversehrt und gesund.
    Gott sei Dank!
    Jemand machte ihn auf sie aufmerksam, und er drehte sich zu ihr um. Es war nicht das erste Mal, dass sie das Leuchten in seinen Augen bemerkte – doch es war das erste Mal, dass sie sich eingestand, dass sie dasselbe empfand.
    Sie flog in seine Arme, und er hielt sie fest, so wie er sie damals gehalten hatte, kurz nachdem Nathan gestorben war. Wie er sie seitdem schon oft gehalten hatte, immer wenn ihr alles zu viel geworden war, wenn sie nicht mehr weitergewusst hatte.
    Ihr zuliebe war er mit ihr nach Mahé gegangen, um dort abzuwarten, bis auf Sansibar die Dinge zur Ruhe gekommen waren. Doch inzwischen glaubte sie selbst nicht mehr daran, dass es jemals so weit sein würde. Celia würde niemals aufhören, auf Rache zu sinnen.
    „Oh Gott, ich hatte solche Angst um dich.“ Überschwänglich bedeckte sie Macks Stirn und seine Wangen mit Küssen. „Ich fürchtete schon, ich würde zu spät kommen. Dass du …“
    Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen, und für einen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben. Dann küsste er sie so zärtlich und liebevoll, dass Annemarie glaubte, vergehen zu müssen vor lauter Zuneigung zu ihm.
    Zuneigung? Nein, Liebe.
    Die plötzliche Erkenntnis hatte sie offenbar kurz zusammenzucken lassen, denn Mack machte sich abrupt von ihr los und stolperte einen Schritt zurück.
    „Entschuldige“, stieß er atemlos hervor. Er hielt den Blick gesenkt, so als wagte er es nicht, ihr in die Augen zu sehen. „Ich … Ich hätte das nicht tun sollen. Es tut mir leid!“
    „Nein, Mack“, protestierte Annemarie. „Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen.

Weitere Kostenlose Bücher