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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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funktionierende Telefonleitungen stellten schon Luxus dar – und Lena konnte von Glück reden, dass sie über einen Internetzugang verfügte.
    Draußen auf der Plantage sah es auf den ersten Blick besser aus. Alles wirkte grün und fruchtbar – Lena hatte es sich gar nicht vorstellen können, dass es von dieser Seite ebenfalls Probleme geben würde. Doch Fadhil hatte ihr erklärt, dass die Erträge schon seit Jahren kontinuierlich zurückgingen, weil Rafe Bennett sein Geld in ein windiges Projekt investiert hatte. Als die vermeintlich bombensichere Anlage sich als heiße Luft entpuppte, reichten seine finanziellen Rücklagen nur noch für das Allernötigste. Für vernünftigen Dünger und sinnvolle Aufforstungsmaßnahmen blieb kaum etwas übrig.
    Als Lena nicht antwortete, seufzte Aaliyah. „Ich kann mir schon denken, was es ist“, sagte sie schließlich. „Die ganze Sache fängt schon an, Ihnen über den Kopf zu wachsen, habe ich recht?“ Sie ließ sich von der Matratze heruntergleiten, kniete sich vor Lena hin und blickte ihr direkt in die Augen. „Seien Sie ehrlich – bereuen Sie Ihre Entscheidung bereits?“
    Nach kurzem Überlegen schüttelte Lena den Kopf. „Nein“, sagte sie, und es war genau das, was sie tief in ihrem Inneren fühlte. „Ich bereue nicht, dass ich hergekommen bin, ebenso wenig wie ich bereue, die Farm gekauft zu haben. Aber Sie haben ganz recht, wenn Sie vermuten, dass ich mich überfordert fühle.“ Sie lachte leise auf. „Um ehrlich zu sein, ich glaube, ich habe das alles immer noch nicht so ganz begriffen.“
    „Nun, wenn das alles ist …“ Sie stand auf und nickte Lena aufmunternd zu. „Gehen wir ein Stück spazieren. Es ist ohnehin längst überfällig, dass einer von uns einen echten Besichtigungsrundgang mit Ihnen macht.“
    Und so fand Lena sich nur ein paar Minuten später, ausgerüstet mit einer Wasserflasche, auf einem der Trampelpfade wieder, die, wie sie jetzt von Aaliyah erfuhr, die gesamte Plantage durchzogen. Der einzige befestigte Weg, der auch mit dem Auto befahrbar war, führte von der Überlandstraße bis zum Haus.
    Der harte Lehmboden war von einer Schicht ockerfarbenem Staub bedeckt. Über ihnen spannte sich ein Dach aus dichtem, grünem Blattwerk, durch das grüngoldene Sonnenstrahlen sickerten. Am Wegesrand wucherten Farne und kleine Pflanzen, von denen Lena nicht eine einzige hätte benennen können.
    Sie sah farbenprächtige Schmetterlinge, die von Blüte zu Blüte flatterten, und kleine Säugetiere, die pfeilschnell durch das Unterholz huschten.
    „Rüsselmäuse“, erklärte Aaliyah lächelnd und deutete auf ein Exemplar, das ganz in der Nähe unter einem Busch hockte. „Sehen Sie die lange Nase? Deswegen werden sie auch Elephant Shrew , also Elefantenrüsselmäuse, genannt.“
    Und tatsächlich suchte das Tier mit seiner etwa zehn Zentimeter langen Nase, die ständig in Bewegung zu sein schien, den Waldboden ab. Als Lena näher trat, schoss es schnell wie der Blitz davon.
    „Schauen Sie“, sagte Aaliyah und pflückte eine rötliche Frucht von einem Strauch. Mit einem kleinen gebogenen Messer, das sie aus einem Köcher an ihrem Gürtel zog, schnitt sie die äußere Hülle auf. Darunter kamen rotbraune Samen zum Vorschein, etwa so groß wie Perlen.
    „Was ist das?“, fragte Lena.
    „Die offizielle Bezeichnung dieser Pflanze ist Orleansstrauch, doch hier bei uns nennt man sie Lippenstiftbaum.“ Sie lächelte über Lenas verwirrten Gesichtsausdruck. „Sie wollen sicher gern wissen, warum man ihn so nennt, nicht wahr?“ Als Lena nickte, streckte sie die Hand nach der Wasserflasche aus. „Geben Sie mal kurz her, ja?“
    „Was haben Sie vor?“
    Aaliyah antwortete nicht, und so blieb Lena nichts anderes übrig, als neugierig zuzuschauen, was sie als Nächstes tat. Zu ihrer Überraschung schüttete Aaliyah nur ein wenig Wasser in die Fruchthälfte und weichte die Samen darin ein; dann nahm sie ein paar davon und zerrieb sie zwischen ihren Fingern.
    Eine leuchtend orangerote Paste entstand, in die Aaliyah den Zeigefinger eintauchte und damit über ihre Lippen strich.
    „Na?“, fragte sie und präsentierte ihren lachsfarben leuchtenden Mund, „wie sehe ich aus?“
    Lena lachte. „Mit diesem Lippenstift können Sie zumindest sicher sein, überall aufzufallen.“
    „Der Farbton entspricht vielleicht nicht unbedingt den neuesten Trends“, erklärte Aaliyah schmunzelnd, „aber der Farbstoff wird ohnehin vorrangig dazu genutzt, Textilien oder

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