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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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kleiner Knospen wuchsen.
    Stirnrunzelnd betrachtete Lena die an kleine Nagelköpfe erinnernden Sprösslinge eingehend, doch der Anblick weckte keinerlei Assoziationen in ihr. Sie dachte über das nach, was Aaliyah gesagt hatte – der Baum, der Sansibar auf der ganzen Welt berühmt gemacht hatte –, und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Gewürznelken, natürlich!“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe Gewürznelken immer nur fertig abgepackt im Supermarkt gekauft, ohne mir je Gedanken darüber zu machen, woher sie eigentlich stammen.“
    „Nun, jetzt wissen Sie es“, entgegnete Aaliyah. Sie nahm den Zweig, streifte geschickt die Knospen herunter und reichte sie Lena. „Das ist natürlich noch nicht das Endprodukt“, erklärte sie dann. „Um daraus die Gewürznelken herzustellen, die Sie aus dem Supermarkt kennen, werden die Knospen noch über einem Holzfeuer und in der Sonne getrocknet.“
    Sie gingen weiter, und Lena lernte die Vanillepflanze kennen, die zu ihrem Erstaunen nicht am Boden wuchs, sondern an Baumstämmen emporkletterte.
    „Schauen Sie hier.“ Aaliyah deutet auf die Früchte der Pflanze – jeweils zwei etwa zwanzig Zentimeter lange Schoten. „Im frischen Zustand besitzen sie noch nicht das typische Aroma – das erhalten Sie erst durch einen Vorgang, der Schwarzbräunung genannt wird. Die Früchte werden dabei mit heißem Wasser und Dampf behandelt und anschließend vier Wochen luftdicht verschlossen, wobei unter Einwirkung von Bakterien und Pilzen die charakteristische schwarzbraune Farbe und das Aroma entstehen.“
    „Das klingt kompliziert“, sagte Lena.
    „Und das ist es auch“, erwiderte Aaliyah. „Nicht umsonst ist echte Vanille nach Safran das teuerste Gewürz der Welt.“
    Als sie eine Lichtung erreichten, auf der einige einfache Hütten aus Holz, Lehm und Stroh standen, blinzelte Lena überrascht. „Ich wusste gar nicht, dass zum Grundstück der Farm auch ein Dorf gehört.“
    „Das ist auch kein richtiges Dorf, Lena“, erklärte Aaliyah schmunzelnd. „Hier wohnen die Arbeiter und ihre Familien.“
    Damit hatte Lena nicht gerechnet. Allerdings musste sie eingestehen, dass sie sich bisher überhaupt keine Gedanken darüber gemacht hatte, wohin all die Menschen, die auf der Gewürzfarm arbeiteten, wohl nach Einbruch der Dämmerung verschwanden.
    Als Europäerin schockierte es sie schon ein bisschen, wie die Leute hier lebten. Doch die Menschen, die sie erblickte – Frauen, die auf offenen Feuerstellen vor ihren Häusern das Essen zubereiteten, und Kinder, die mit einem kleinen Hund spielten – schienen alles andere als unglücklich oder unzufrieden zu sein.
    Der Hund sprang fröhlich kläffend umher und schreckte die Hühner auf, die in kleinen Ställen neben den Wohnhäusern untergebracht waren. Katzen und Ziegen liefen umher, und über allem lag der kräftige Duft der Gewürze, die hier reichlich zum Kochen verwendet wurden.
    Ein paar der Kinder kamen zu Lena herübergelaufen und musterten sie neugierig. Als sie sich hinkniete, trat ein kleines Mädchen vor und berührte mit großen, staunenden Augen Lenas helles Haar, ehe es sich kichernd umwandte und zu seiner Mutter zurücklief.
    „Auf Sie muss das alles sehr ärmlich wirken“, sagte Aaliyah schließlich. „Aber Sie dürfen nicht vergessen, dass dies Afrika ist, nicht Europa. Im Vergleich zum tansanischen Festland geht es uns hier sehr gut. Wir haben Arbeit und ein Zuhause – und dass das noch so ist, verdanken wir Ihnen, Lena.“
    Verlegen senkte Lena den Blick. Einmal mehr wurde ihr klar, dass sie das Richtige getan hatte. Die Frage war nur, wie es nun weitergehen sollte.
    Ein großer Teil des Geldes, das sie aus Andys Lebensversicherung erhalten hatte, war für den Kauf der Farm draufgegangen. Die ganzen Reparaturen und Ausbesserungsarbeiten würden noch einmal ein kleines Vermögen verschlingen. Andy hatte ihr die Rechte an seinen Büchern testamentarisch vermacht, sodass sie zwei Mal jährlich eine Ausschüttung der Gewinnbeteiligungen aus den Verkäufen erhielt. Eine Weile würde sie also noch von ihren Ersparnissen leben können, aber früher oder später musste die Farm Gewinne abwerfen.
    Was, wenn es nicht klappte? Wenn sie in sechs Monaten oder in einem Jahr vor dem Nichts stand? Wie sollte es dann weitergehen?
    Sie wusste schon, was Patrick dazu sagen würde. Schließlich predigte er ihr nun seit Wochen, dass sie Vernunft annehmen und nach Berlin zurückkehren solle. Er wollte einfach

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