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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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man selbst von einem Hai als Mittagsmahl ausgesucht wurde?
    Diese Kinder waren gut erzogen, sie legten den Schlüssel sorgsam zurück an seinen Platz unter dem Blumentopf.
    Bingo.
    Er konnte ihren Schlüssel nehmen, ohne sich mit seinen abplagen zu müssen, und hineingehen, wann immer er wollte. Und er wollte in dieses Haus; er wollte unbedingt wissen, wie er sich drinnen fühlen würde. Tot oder lebendig?
    Aus dem Wohnzimmer drang verhaltenes Gepolter und lautes Gekicher. Die Kinder sahen fern.
    Er beobachtete das Haus, bis direkt nebenan diesmal ein anderer Hund zu einem Spaziergang aus der Tür kam; er führte sein scharfsichtiges älteres Herrchen und kaute auf seiner Leine herum, ohne auch nur einen Blick in Rays Richtung zu werfen. Ray ging zu seinem Auto zurück, in dem es inzwischen wahrscheinlich heiß war wie in einem Hochofen. Mit den Hemdzipfeln das Lenkrad drehend, warf Ray den Motor an, fuhr um den Block, ließ die Klimaanlage auf Hochtouren laufen und kehrte in die Bombardier Avenue zurück, wo er diesmal ein Stück von seinem alten Haus entfernt parkte.
    Gut. Der große Hund und sein wachsames Herrchen waren wieder ins Haus verschwunden.
    Er näherte sich dem Haus. Obwohl er keinen Schlüssel brauchte, weil er wusste, wo ihrer versteckt war, verspürte er den dringenden Wunsch, seinen eigenen alten Schlüssel zu benutzen. Ob er passte?
    Drinnen plärrten Zeichentrickfilme. Er fummelte mit einem der Schlüssel am Schloss herum, dann mit einem zweiten.
    Und so weiter.
    Auf der Straße regte sich nichts. Nur die Hitze glühte auf
dem Bürgersteig und auf den geparkten Wagen, und der stinkende schwarze Teer, mit dem die Risse in der Straße geflickt waren, schmolz.
    Der vierte Schlüssel passte. Ein Adrenalinstoß, heißer als die Außenluft, ließ ihn innehalten. Nass geschwitzt und nervös, doch unter dem Einfluss eines Zwangs, den er nicht unter Kontrolle hatte, drehte er den Schlüssel im Schloss um und schob vorsichtig die Haustür auf.
    Er erinnerte sich daran, dass dieses Haus keinen Flur hatte, kein freundliches Willkommen. Besucher stolperten gleich ins Wohnzimmer. Er öffnete leise die Tür einen Spalt weit und machte anhand der Geräusche den Standort des Fernsehers aus. Die beiden Kinder drinnen bekamen womöglich Angst.
    »Oh, hi«, sagte er, als sei er überrascht, sie zu sehen, während er innerlich jubelte, dass er sich so leicht Zugang verschafft hatte.
    Ein sehr seltsames Gefühl überkam ihn, als er die Kinder dort auf dem Boden hocken sah. Ein Gefühl, als gehörte er dazu. So unbehaglich, wie ihm in letzter Zeit in seiner Haut zumute war, hatte er fast vergessen, wie angenehm das war.
    »Hi«, sagte der Ältere, ein Junge, etwa acht Jahre alt. »Wer sind Sie?« Sie lagen auf dem Teppich, ihm den Rücken zugewandt, und hatten sich jetzt beide herumgedreht. Sie sahen einander so ähnlich, dass er Mühe hatte, nicht zu lachen. Er blieb im Türrahmen stehen und machte ein harmloses Gesicht.
    Sein Herz klopfte wie wild. »Wo sind eure Eltern?«, fragte er.
    »Auf der Arbeit«, sagte die Jüngere, ein Flachskopf, und wandte sich wieder dem Fernseher zu. Auf dem Bildschirm fuhr ein rosafarbenes Wesen in einem fliegenden Auto herum.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich habe mich wohl in der Uhrzeit geirrt. Ich dachte, sie wären schon zu Hause.«

    »Nee«, sagte der Junge. »Mom arbeitet bis vier.«
    »Noch fast zwei Stunden«, sagte Ray. »Ich bin ja viel zu früh dran.«
    »Ja.« Der Junge musterte ihn, als dämmerte ihm, dass er ihm ein paar Fragen stellen sollte. Doch offensichtlich wollte ihm nicht einfallen, was er ihn fragen sollte. Sein Blick wanderte zurück zum Fernseher.
    »Heißer Tag«, sagte Ray, dem auffiel, dass zwar ein Ventilator lief, aber keine Klimaanlage.
    »Ja«, sagte der Junge noch einmal.
    »Wisst ihr, ich habe mal hier in diesem Haus gewohnt.«
    »Ehrlich?« Im Grunde fanden die Kinder die Trickfilme viel interessanter. Jegliches Interesse war reine anerzogene Höflichkeit.
    »Ich hatte das Zimmer, das gleich da von diesem Flur abgeht. Links.«
    »Mein Zimmer«, sagte der Junge.
    »Und hinter dem Haus war ein Tetherball-Pfosten .«
    Sie wussten nicht, was ein Tetherball-Pfosten war.
    »Es gab eine Terrasse mit einer Art … ähm … Sonnenschutz darüber. Ein Gitter.«
    »Das ist ganz überwuchert, ziemliche Sauerei. Überall Blätter«, erklärte das Mädchen, offensichtlich ihre entnervten Eltern zitierend.
    »Macht es euch etwas aus, wenn ich mich mal

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