Wo die Wahrheit ruht
aus. Die beiden Idioten waren nicht einmal clever genug, ihre Reaktionen unter Kontrolle zu halten. “Wir wissen von nichts”, erwiderte Lou.
“Ihr seid hier gewesen, als mein Vater reinkam.”
“Oh, das.” Lou nahm einen großen Schluck Bier und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. “Wie ich schon der Polizei gesagt habe, kam Fred rein und bestellte wie üblich ein St. Pauli Girl.”
“Und ihr zwei habt euch laut unterhalten.”
“Ist das etwa verboten?”
“Über Denise.”
“Na und?”
“Na, das Timing kommt mir ein bisschen sonderbar vor.”
Lou schaute ihn verständnislos an. “Hä?”
“Ich finde es sonderbar”, sagte Matt langsam und betont deutlich, “dass ihr schon seit einer geschlagenen Stunde hier gesessen habt, und genau in dem Augenblick, als mein Vater hereinkam, habt ihr angefangen, euch über Denise' Affäre mit Steven Hatfield zu unterhalten.”
“Da waren wir wohl gerade mit unserem vorigen Thema durch”, erwiderte Cal und lachte.
“Oder jemand hat euch beauftragt. Hat euch eingeschärft, wann und was ihr reden sollt.”
“Wer sollte das sein?”
“Keine Ahnung. Verrate du es mir.”
“Wie denn?” Cal spreizte die Hände. “Wo ich doch nicht einmal weiß, wovon zum Teufel du da redest.”
“Wie habt ihr das mit Denise und Steven herausgefunden?”
Lou fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. “Weiß ich nicht mehr.”
Matt wandte sich dem anderen Mann zu. “Was ist mit dir, Cal? Wie steht's mit
deinem
Gedächtnis?”
Cal zuckte die Achseln. “Wenn man hier so rumhängt, schnappt man einiges auf.”
Matt packte ihn am Kragen. Der Kerl wog mehr als einhundert Kilo , doch Matt riss ihn von seinem Stuhl, als wäre er federleicht. “Treib mich nicht zur Weißglut, Cal. Du weißt nicht, was dir blüht, wenn ich richtig sauer werde.”
“Nimm deine verdammten Pfoten weg!”, brüllte Cal.
Matt wollte ihn schon nach draußen zerren, als eine starke Hand seinen Arm packte.
“Beruhige dich, Matt”, sagte Eddie. Als Matt noch immer nicht losließ, drückte er fester zu. “Lass ihn los.”
Matt atmete tief aus und ließ Badger los. Enttäuschung spiegelte sich in dessen Gesicht. Der Bastard hatte es auf eine Schlägerei angelegt.
“Komm jetzt.” Eddie zerrte Matt weg. “Dein Bier wird warm.”
Wieder etwas zur Ruhe gekommen, kehrte Matt an die Bar zurück.
“Versteh mich nicht falsch”, sagte Eddie, als er wieder hinter dem Tresen stand. “Nichts würde mich mehr freuen, als dabei zuzusehen, wie sich jemand diesen Schwachkopf mal richtig vorknöpft. Aber ich will nicht, dass du dieser Jemand bist.” Er schüttete Cashewnüsse in eine Schale und stellte sie vor Matt auf die Theke.
Matt schob sich eine Handvoll davon in den Mund. “Weil du glaubst, dass ich es nicht mit ihnen aufnehmen kann?”
Eddie lachte. “Vergiss nicht, ich hab schon mit eigenen Augen gesehen, wie du größere Kaliber als Cal dazu gebracht hast, um Gnade zu winseln. Nein, ich bin nur deshalb dazwischengegangen, weil Josh auf den kleinsten Vorwand lauert, um dich einbuchten zu können. Mach es ihm nicht so leicht.”
Eddie hatte recht. Es würde ihn nicht wirklich weiterbringen, sich vor allen Leuten auf eine Schlägerei mit den beiden Idioten einzulassen. Zum Glück gab es ja auch andere Wege, um an die gewünschten Informationen zu gelangen. Fürs Erste würde sich Matt mit dem befriedigenden Gefühl begnügen müssen, dass sein Besuch die beiden wachgerüttelt hatte.
14. KAPITEL
E in unerwarteter Besucheransturm hatte Grace fast den ganzen Nachmittag über auf Trab gehalten. Zwar hatte sie bisher keine weiteren Bilder verkauft, doch der Arroyo erregte einige Aufmerksamkeit und fand weitere Interessenten. Sie verabschiedete gerade eine Gruppe von Senioren, als ein dunkelhaariger, breitschultriger Mann mit finsterem Gesicht eintrat.
“Ich bin Victor Lorry”, sagte er in dem gleichen unhöflichen Ton wie zuvor am Telefon. “Wir haben miteinander gesprochen …”
Mitten im Satz brach er ab, als er den Arroyo entdeckte. Eine Mischung aus Entsetzen und Wut machte sich auf seinem Gesicht breit. Er drehte den Kopf und starrte Grace an. “Was haben Sie getan?”
“Was meinen Sie damit?”, fragte sie, obwohl sie genau wusste, was er meinte.
“Der Preis!” Energisch wies er auf das diskrete Schildchen neben dem Gemälde. “Ich habe Ihnen doch ausdrücklich untersagt, ihn zu ändern. Aber Sie haben es trotzdem getan.”
“Und bevor Sie einfach
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