Wo die Wahrheit ruht
darüber bin ich froh. Um genau zu sein, habe ich ihm in den Ohren gelegen, es zu tun. Aber sich mit den Badger-Brüdern anzulegen?” Er schüttelte den Kopf. “Das jagt mir eine Heidenangst ein.”
“Mach dir keine Sorgen um mich. Mit den Badger-Brüdern werde ich schon fertig.”
“Wer sagt denn, dass du es bist, um den ich mir Sorgen mache?”
15. KAPITEL
“I ch bin froh, dass du mich angerufen hast.” Die Hände um ihre Kaffeetasse geschlungen, nahm Denise Platz auf Stevens Sofa, schüttelte die Schuhe von den Füßen und machte es sich gemütlich.
“Es war nicht meine Absicht, dich mitten in diesem Regenguss herüberzulocken”, erwiderte Grace. Den ganzen Tag über hatte es geregnet, aber zur Rushhour hatten die Schauer an Stärke zugenommen, die Fahrbahnen unter Wasser gesetzt und im ganzen County zu Staus geführt.
“Es ist mir lieber, du bist nicht allein, wenn Bernie dich besucht.”
“Wenn ich mich richtig erinnere, hast du gesagt, er sei harmlos.”
“Ist er auch, aber …” Sie zuckte die Achseln. “Ich dachte mir einfach, du fühlst dich wohler, wenn ich dabei bin.”
Grace musste sich ein Lächeln verkneifen. Ob sie damit einverstanden war oder nicht – Denise hatte sich selbst zu ihrer Freundin und Beschützerin erklärt, mit allen Konsequenzen, die dieser Titel nach sich zog.
“Er wird nichts dagegen haben, dass ich hier bin”, fuhr sie fort. “Ich gehöre zu den wenigen Menschen in der Stadt, die er mag. Vielleicht, weil er von der Sache zwischen Steven und mir wusste.”
“Das wusste ich nicht.”
Denise nippte an ihrer Kaffeetasse. “Eines Tages hat er uns dabei überrascht, als wir uns im Hinterzimmer der Galerie geküsst haben. Ich war entsetzt und machte mir Sorgen, aber Steven blieb völlig gelassen. Er hat Bernie lediglich das Versprechen abgenommen, kein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren, und damit war die Sache erledigt.”
“Wem hätte er es denn überhaupt erzählen können, wenn er mit niemandem redet?”
“Leider muss er es aber jemandem erzählt haben, unabsichtlich natürlich. Du kannst dir vorstellen, wie es dann weiterging. Dieser Jemand hat es weitererzählt, und im Handumdrehen waren wir das Tagesgespräch in Pat's Pub.”
“Hast du Bernie gefragt, ob es ihm irgendwo herausgerutscht ist?”
“Er schwört, dass er nichts verraten hat, aber ich weiß nicht, ob ich ihm glauben soll – nicht, dass er etwa ein Lügner oder Ähnliches wäre”, beeilte sie sich hinzuzufügen. “Es schien mir eher, … als hätte er Angst oder so.”
“Angst vor …” Ein lautes Klopfen an der Haustür ließ Grace zusammenfahren.
“Hilfe!”, schrie eine weibliche Stimme. “Bitte helfen Sie! Ein Wagen ist von der Straße abgekommen und in den Fluss gestürzt!”
Denise und Grace sprangen auf und rannten zur Tür. Eine Frau in einem knöchellangen, marineblauen Regenmantel stand auf der Veranda.
“Maureen”, rief Denise. “Was machst du hier? Was ist los?”
Die Frau deutete verzweifelt zum Fluss hinüber. “Ein Wagen ist die Böschung hinuntergestürzt”, rief sie. “Und ich habe mein Handy nicht dabei!”
“Denise, ruf den Notarzt”, rief Grace und wandte sich wieder an die Frau. “Wo genau ist es passiert?”
“Folgen Sie mir.” Der Regen hatte aufgehört. Sie rannten die glitschige, kurvige Straße entlang. “Da drüben steht mein Wagen”, rief die Frau und deutete auf einen Van, dessen Scheinwerfer auf den Fluss gerichtet waren. “Sehen Sie es? Sehen Sie das Auto im Wasser?”
Grace rannte die Böschung hinunter. “Oh Gott.”
Nur noch die Hälfte des Wagens ragte aus dem Wasser heraus. Grace konnte erkennen, wie der Fahrer hektisch versuchte, seine Autotür zu öffnen.
Denise kam hinterhergerannt. “Ein Rettungsteam ist unterwegs.” Sie beugte sich so weit wie möglich vor und versuchte im grellen Scheinwerferlicht zu erkennen, wessen Wagen dort im Wasser zu versinken drohte. “Um Himmels willen, ist das Bernie? Maureen, ist das Bernie?”
Maureen trat an ihre Seite. “Es
ist
Bernie!”
Auch Grace konnte ihn jetzt erkennen. “Haben Sie einen Wagenheber im Van?”, fragte sie Maureen.
“Hab ich.”
“Holen Sie ihn bitte. Beeilen Sie sich.”
Binnen Sekunden kehrte Maureen zurück und reichte Grace den Wagenheber.
Fest entschlossen, das Leben dieses armen Mannes zu retten, watete Grace in das eiskalte Wasser.
“Grace!”, schrie Denise. “Bist du wahnsinnig? Die Strömung! Du wirst ertrinken!”
“Mir passiert
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