Wo die Wahrheit ruht
musst du als Erstes aufs Revier kommen und eine Aussage machen. Sie auch, Maureen.”
“Ich werde da sein. Kann ich jetzt weiterfahren?”
“Können Sie.”
“Was passiert mit meinem Wagen?”, fragte Bernie.
“Wir werden ihn erst morgen aus dem Wasser bergen können, aber da er ein Beweisstück bei einem noch ungeklärten Unfallgeschehen ist, muss ich ihn sowieso beschlagnahmen. Ob der noch mal fahrtüchtig wird …”, er schüttelte den Kopf, “… ich fürchte, nach diesem Bad kannst du ihn als Totalschaden abschreiben.”
Bernie nickte resigniert. Dann folgte er dem Wink von Grace und stieg gemeinsam mit Denise die Böschung hinauf.
17. KAPITEL
“D u magst ihn, nicht wahr?”, fragte Denise, nachdem Grace Bernie in Stevens Zimmer hochgeschickt hatte, wo er duschen und sich trockene Kleider anziehen konnte. Sie hatte sich zuerst umgezogen, und dank des Feuers, das Denise im Kamin entfacht hatte, begann sie gerade wieder warm zu werden.
“Das stimmt, obwohl ich gar nicht genau sagen kann, warum. Vielleicht weil er am Telefon so ehrlich zu mir war oder weil ich seine aufrichtige Trauer um Steven spüre.”
“Immerhin hat er seinen besten und einzigen Freund verloren.”
“Und jetzt auch noch seinen Wagen. Wie wird er nun zur Arbeit kommen?”
“Vielleicht kann ich ihm aushelfen”, sagte Denise. “Fred hat einen alten Firebird, der meist in der Garage steht. Ich bin sicher, er hat nichts dagegen, wenn Bernie ihn fährt, bis der arme Kerl Ersatz gefunden hat.” Sie betrachtete ihre karminroten Fingernägel. “
Persönlich
kann ich ihn das zwar nicht fragen, aber ich werde mit Rob reden.”
“Dein Mann will dich immer noch nicht sehen?”
Denise schüttelte den Kopf. “Jeden Tag gehe ich zum Gefängnis. Jeden Tag habe ich die Hoffnung, dass er seine Meinung ändert, aber da mache ich mir nur selber etwas vor.”
“Das tut mir leid, Denise.”
Grace hörte Schritte und drehte sich um. Bernie stand hinter ihr. Er hatte graue Dockers und ein graues Sweatshirt angezogen. Beides stand ihm sehr gut.
“Du siehst großartig aus”, sagte Denise.
“Danke. Und Dank auch an Sie, Ms. McKenzie, dass ich das hier tragen darf.”
“Sie können die Sachen behalten, wenn Sie möchten. Ist Ihnen warm genug?” Sie klopfte auf den Sessel, der gegenüber vom Sofa stand. “Kommen Sie, und setzen Sie sich dicht ans Feuer.”
Er lachte, aber folgte ihrem Wunsch. “Machen Sie sich meinetwegen bitte keine Umstände.”
“Tut mir leid. Ich will Sie nicht bemuttern, aber irgendwie fühle ich mich schuldig. Ich hätte Sie bei diesem Wetter nicht bitten sollen, den Weg auf sich zu nehmen.”
“Ich bin gerne hergekommen.” Sein Blick fiel auf den Köderkasten, der auf dem Beistelltisch wartete. “Ist er das?”
“Ja. Nur zu”, forderte sie ihn auf. “Machen Sie ihn auf. Er gehört Ihnen.”
Als Bernie den Verschluss öffnete, stand Denise auf. “Ich würde liebend gern noch bleiben, aber das war schon genug Aufregung für einen Abend. Und der Anblick dieser Köder würde mir vermutlich den Rest geben”, fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu. “Sehen wir uns morgen, Grace?”
“Ganz sicher.” Grace begleitete Denise zur Tür und wartete, bis ihr Wagen die Einfahrt verlassen hatte. Dann kehrte sie zurück ins Wohnzimmer.
Bernie hielt gerade bewundernd einen der Köder ins Licht. “Was für Köder”, seufzte er freudig, wie ein kleiner Junge am Weihnachtsmorgen. “Er hat es nicht vergessen.”
Grace setzte sich wieder auf die Couch. “Ich habe nicht gewusst, dass Steven sich so fürs Angeln begeisterte.”
“Hat er auch nicht wirklich, aber er fand es interessant, und da habe ich ihm einige Sachen beigebracht. Im Gegenzug habe ich von ihm viel über Kunst gelernt.”
“Tatsächlich?”
Er wirkte nun viel entspannter, plauderte einfach drauflos, ohne dass Grace ihn dazu ermuntern musste. “Ich habe viel Zeit in der Galerie verbracht und mich mit den Künstlern, deren Arbeiten Steven ausgestellt hat, und ihren jeweiligen Techniken auseinandergesetzt. Er hat mich auch viel über wichtige Künstler des neunzehnten Jahrhunderts gelehrt. Meine Lieblingskünstler sind Johann Berthelsen und Guy A. Wiggins.”
Grace lächelte. “Dann müssen Sie die Ansichten von New York City mögen.”
“Stimmt genau.” Er hob den Kopf. “Was ist mit Ihnen. Was mögen Sie?”
“Ich habe mich auf die amerikanischen Impressionisten des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten
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