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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Angelköder. “Großartig.”
    Obwohl sie beide etwa gleich alt waren, kam sie sich wie eine Mutter vor, die sich um ihr Kind kümmert. Er war ein schüchterner, aber liebenswerter Kerl, und sie konnte verstehen, warum Steven ihn gemocht hatte.
    Als sie in die Küche zurückkehrte, fand sie einen großen Topf, füllte ihn mit Wasser und setzte ihn auf den Herd. Während sie darauf wartete, dass das Wasser zu kochen anfing, nahm sie ein Küchenmesser zur Hand und durchtrennte den Klebestreifen, mit dem die Schachtel verschlossen war. Dann klappte sie den Deckel auf.
    Als sie sah, was in der Schachtel verborgen lag, fuhr sie erschrocken zurück.
    Bündel von Hundertdollarnoten, von Gummibändern zusammengehalten, quollen ihr entgegen.
    Nachdem sie sich mit einem Blick über die Schulter vergewissert hatte, dass Bernie ihr nicht in die Küche gefolgt war, zog sie eines der Bündel hervor, fächerte es auf und zählte die Scheine. Jedes der zweiundzwanzig Bündel bestand aus fünfzig Scheinen. Das ergab zusammen eine Summe von einhundertzehntausend Dollar plus ein paar loser Hundertdollarscheine, die vermuten ließen, dass noch mehr vorhanden gewesen war.
    Ihr Herz klopfte wild, als sie die andere Packung hervorzog und ebenfalls öffnete. Auch in dieser war Geld versteckt. Die Bündel lagen dicht an dicht wie Ölsardinen in einer Büchse.
    Doch mit der Packung, die sie zu sich herangezogen hatte, fiel ihr noch ein weiterer Gegenstand entgegen, den sie zuvor gar nicht gesehen hatte: ein Revolver.

18. KAPITEL
    W ie betäubt starrte Grace auf den Revolver. Ihres Wissens nach hatte Steven nie eine Waffe besessen, welcher Art auch immer. Er war weder Jäger noch Sportschütze gewesen und hatte keinen einzigen Gedanken an seine persönliche Sicherheit verschwendet. Ebenso wenig hatte es zu seinen Gewohnheiten gehört, große Summen Bargeld in Küchenschränken zu verstecken. Das taten nur Drogendealer. Und für eines legte sie die Hand ins Feuer – Steven verachtete Drogenhandel und alles, was damit zusammenhing.
    Doch hier war eindeutig etwas faul. Die Entdeckung des Geldes, Schwarzgeld, wie sie vermutete, erklärte Stevens Europareisen, die teuren Anzüge, die Rolex und den Porsche.
    Wenn aber das Geld nicht aus Drogengeschäften stammte, woher kam es dann?
    Schlagartig fiel ihr Matts Kommentar über Victor Lorry wieder ein.
Er sieht eher wie ein billiger Ganove und nicht wie ein Kunsthändler aus.
    Was, wenn Lorry tatsächlich mit Fälschungen handelte? Und angenommen, Steven hatte es herausgefunden und gedroht, ihn zu enttarnen, wenn er ihn nicht beteiligte? Nicht mit dem üblichen Anteil von fünfunddreißig Prozent, sondern mit Bargeld, das Steven am Finanzamt vorbeischleusen konnte?
    Oh, Steven, dachte Grace und spürte, wie sich ein flaues Gefühl in ihrer Magengrube breitmachte. Auf was hast du dich da nur eingelassen? Und in was hast du
mich
hineingezogen?
    Plötzlich bemerkte sie, dass das Wasser im Topf schon längst sprudelte. Hastig schaltete sie die Kochplatte aus und spähte vorsichtig durch die Tür. Bernie war noch immer mit der Betrachtung seiner neuen Errungenschaften beschäftigt.
    In einer Schublade fand sie eine Rolle Klebeband. Schnell verschloss sie die beiden Packungen wieder und stellte sie zurück an ihren alten Platz. Sie musste sich genau überlegen, was mit dem Inhalt geschehen sollte. Doch dafür brauchte sie etwas Zeit. Jetzt, da Bernie nur wenige Meter entfernt im Wohnzimmer saß, war auf jeden Fall nicht der richtige Zeitpunkt für eine solche Entscheidung.
    Nachdem Grace noch weitere Schubladen durchstöbert hatte, fand sie eine Dose Chili, eine Packung Kräcker und einen Dosenöffner. Es war zwar nicht das, was sie Bernie versprochen hatte, aber er war hungrig und würde sicher nicht weiter fragen.
    Wenige Minuten später trug sie ein Tablett ins Wohnzimmer. Nachdem Bernie ihr versichert hatte, dass er Chili sehr gerne aß, schlang er das Essen heißhungrig hinunter, während sie wie alte Freunde miteinander plauderten. Grace erfuhr, dass er sein gesamtes Leben in New Hope verbracht hatte. Steven hatte er vor sechs Monaten kennengelernt, als er an seiner Lieblingsstelle angelte, die nur ein paar hundert Meter vom Cottage entfernt lag. Steven war auf seiner Joggingrunde vorbeigekommen und stehen geblieben, um sich vorzustellen. Sie hatten sich schnell angefreundet, was, wie Bernie zugab, ungewöhnlich für ihn war, da er ansonsten nicht so schnell Menschen an sich heranließ.
    “Er hat

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