Wo die Wahrheit ruht
Jahrhunderts spezialisiert.”
“Wie William Merritt Chase, Childe Hassam und William Leroy Metcalf?”
Sie sah ihn in einem völlig neuen Licht. “Alle Achtung, Bernie.
Sie
sollten besser statt meiner die Hatfield Gallery führen. Ihr Wissen beeindruckt mich.”
“Steven war ein guter Lehrer.”
“Haben Sie je überlegt, sich einen Job in diesem Bereich zu suchen?”
“Ich bin nicht sonderlich gern mit Menschen zusammen, obwohl es dank Steven anfing, besser zu werden.” Vorsichtig legte er den Köder wieder zurück in das dafür vorgesehene Fach und holte den nächsten hervor. “An meinen freien Tagen durfte ich ihn manchmal vertreten, wenn er Besorgungen machen oder am College unterrichten musste. Einmal habe ich sogar ein Bild verkauft.” Sein Gesicht strahlte vor Stolz. “Ein Stillleben von Doug Emmerson. Steven bestand darauf, mir einen Anteil an dem Verkauf als Provision zu zahlen.”
“Das hatten Sie sich ja auch verdient.” Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. “Haben Sie je den Namen Victor Lorry gehört?”, fragte sie.
Bernie dachte einen Augenblick nach. “Nein, ist er ein Künstler?”
“Ein Händler, mit dem Steven Geschäfte gemacht hat. Ich dachte, er hat ihn vielleicht einmal erwähnt.”
“Warum interessieren Sie sich für ihn?”
“Oh, aus keinem bestimmten Grund”, sagte sie betont unbekümmert. “Steven hatte eines seiner Bilder in Kommission genommen, und Mr. Lorry wollte wissen, ob es bereits verkauft worden ist.”
“Welches Gemälde?”
Ihr gefiel seine Neugier. “'Markttag' von Eduardo Arroyo. Er war ein Künstler des amerikanischen Westens des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Steven hatte es zusammen mit einigen anderen im Hinterzimmer stehen.”
“Das Bild kenne ich nicht, aber Steven mochte die Kunst des amerikanischen Westens. Er hat oft gesagt, dass er gerne mehr davon in Kommission nehmen würde, wenn das Interesse der Kunden daran größer wäre. Aber hier in unserer Gegend verkauft sich die Kunst des Westens nicht so gut.”
“Ich habe den Arroyo ausgestellt. Sie können jederzeit gerne vorbeikommen und ihn sich ansehen. Ich würde mich sehr freuen. Außerdem”, fügte sie, einer plötzlichen Eingebung folgend, hinzu, “habe ich den Ausstellungsraum umgestaltet, um mehr Bilder an die Wände hängen zu können. Es würde mich sehr interessieren, was Sie davon halten.”
Seine Wangen färbten sich vor Freude. “Meinen Sie das wirklich ernst?”
“Absolut. Kommen Sie, wann immer Sie möchten.”
“Das werde ich. Danke.” Er warf einen Blick auf die Kaminuhr. “Ist es Ihnen wirklich recht, dass ich hier bei Ihnen auf meine Schwester warte? Sie ist Krankenschwester im Doylestown General, da kann es manchmal auch sehr spät werden!”
“Und ob mir das recht ist, Bernie. Ich unterhalte mich sehr gerne mit Ihnen.” Plötzlich fiel ihr ein, dass es schon spät geworden war. “Haben Sie schon gegessen?”
Er schüttelte den Kopf. “Ich esse immer erst, wenn ich nach Hause komme.”
“Dann müssen Sie ja am Verhungern sein.” Sie stand auf. “Ich schaue mal, was ich in der Küche für Sie auftreiben kann.”
“Nein, nein, Sie haben schon viel zu viel für mich getan. Ich möchte Ihnen keine Umstände machen.”
“Das sind keine Umstände. Ich habe selber auch ein wenig Hunger.”
Sie ging in die Küche und warf einen Blick ins Gefrierfach, in der Hoffnung, ein paar Fertigmenüs zu finden, die sie in die Mikrowelle schieben konnte. Doch das Glück ließ sie im Stich. Im Gefrierfach lagen nur Päckchen mit portioniertem Fleisch und gefrorenem Gemüse.
Der Inhalt der Schränke war ebenso enttäuschend. Alles, was sie fand, war ein Sortiment an Cornflakes, Kaffee, Marmelade, Kräutern und Gewürzen. Schließlich jedoch stieß sie hinter diesen Vorräten auf zwei große Packungen Makkaroni mit Käsesoße.
Sie zog eine der Packungen hervor, die laut Herstellerangaben bereits alles beinhaltete, was man zur Zubereitung einer schnellen, sättigenden Mahlzeit brauchte. Aufmerksam studierte Grace die Hinweise zur Zubereitung.
Einen Liter Wasser zum Kochen bringen.
Das würde sie schaffen.
Eine Packung Muschelnudeln ins kochende Wasser geben.
So weit, so gut.
Zehn Minuten kochen, abschütten und mit der Käsesoße vermischen.
Das war wirklich nicht schwer.
Sie ließ die Packung auf dem Küchentisch stehen und kehrte ins Wohnzimmer zurück. “Wie klingt Makkaroni mit Käsesoße?”
Bernie bewunderte noch immer seine neuen
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