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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Jahren abgeschlossen worden.”
    “Das weiß ich, Montgomery!”, sagte Josh ungehalten. “Hol sie einfach und gib sie Matt.” Als Rob verschwunden war, deutete Josh mit seinem Finger auf Matt: “Ich will die Akte in vierundzwanzig Stunden wieder auf meinem Schreibtisch haben.”
    “Danke, Josh. Ich weiß deinen Großmut zu schätzen.”
    Zur Rushhour war eine Kaltfront herangerückt und hatte die Temperaturen auf weniger als zehn Grad sinken lassen.
    Grace wünschte, sie hätte einen wärmeren Mantel eingepackt und schlug den Kragen ihrer Lederjacke hoch. Mit hochgezogenen Schultern näherte sie sich der Kirche, in der sie Pastor Donnelly anzutreffen hoffte. Um diese Zeit müsste er sich gerade für die 8-Uhr-Messe bereit machen. Matt hatte zwar bezweifelt, dass der Priester Bernie davon überzeugen könnte, sich in Schutzhaft zu begeben, aber nach allem, was sie über diesen Pastor gehört hatte, schöpfte Grace dennoch Hoffnung. Und selbst wenn Pastor Donnelly nichts ausrichten könnte, hätte sie zumindest alles in ihrer Macht Stehende versucht, um Bernie zu beschützen.
    Als sie sich dem Parkplatz näherte, flog plötzlich die Hintertür der Kirche auf, und ein Mann rannte hinaus. Es war Bernie; er raste Richtung Ferris Street.
    “Bernie!”
    Doch er blieb weder stehen, noch reagierte er in irgendeiner Form auf ihre Anwesenheit. Er musste sie doch gehört haben; schließlich war er nur wenige Meter entfernt. “Bernie!”, rief sie wieder. “Warte!”
    Er bog um die Ecke, ohne sich umzuschauen.
    Wie angewurzelt blieb sie einen Augenblick auf dem leeren Parklatz der Kirche stehen. Sie musterte das alte steinerne Gebäude und erinnerte sich daran, was Denise ihr erzählt hatte:
Bernie hat keinen Fuß mehr in diese Kirche gesetzt, nicht einmal zur Trauerfeier für Steven.
    Was mochte ihn dann am heutigen Abend hergeführt haben? Und warum war er nicht stehen geblieben?
    Die Kirchentür war angelehnt. Intuitiv nahm Grace die Stufen und trat ein. Das Innere der Kirche war menschenleer, dunkel und roch nach Weihrauch. Einzig eine Reihe Kerzen, deren flackernde Flammen seltsam geformte Schatten an die Wände warfen, spendete ein wenig Licht. Von Kirchenbänken zu beiden Seiten flankiert, führte der Mittelgang direkt zum Altar, auf dem eine große Kerze brannte.
    “Pastor Donnelly?”
    Die Stille wurde bedrückend dicht, und das ungute Gefühl, das sie beschlichen hatte, wuchs mit jedem Augenblick.
    “Pastor Donnelly? Sind Sie da? Ich bin's, Grace McKenzie.”
    Am Altar angekommen, hob sie den Kopf und betrachtete die Jesusfigur am Kreuz. Sie kam sich überängstlich und albern vor und wusste nicht, warum.
    “Suchen Sie nach mir, Ms. McKenzie?”
    Erschreckt schrie Grace auf und wirbelte herum. Pastor Donnelly stand mit unbewegter Miene und vor den Bauch gefalteten Händen direkt hinter ihr. “Pastor.” Sie schlug sich eine Hand ans Herz. “Haben Sie mich erschreckt.”
    “Das tut mir leid. Sind Sie schon länger hier?”
    “Ja. Nein. Ich meine, ich habe mehrmals nach Ihnen gerufen.”
    “Ich war einen Moment draußen. Erst als ich wieder hereinkam, habe ich bemerkt, dass Sie hier sind.” Er lächelte. “Was kann ich für Sie tun, Ms. McKenzie?”
    Ihr Herzschlag beruhigte sich langsam wieder. “Ich habe Bernie aus der Kirche rennen sehen und hoffte herauszufinden, ob …”
    Er runzelte die Stirn. “Bernie Buckman?”
    “Ja. Ich habe gesehen, wie er aus dem Hintereingang herausrannte.”
    Er schüttelte den Kopf. “Da müssen Sie sich irren. Bernie war nicht hier. Seit dem Tod seiner Mutter hat er keinen Fuß mehr in diese Kirche gesetzt.”
    “Ich irre mich nicht”, sagte sie, vielleicht eine Spur zu scharf. “Es
war
Bernie. Er kam aus dieser Tür herausgerannt.” Sie deutete mit dem Finger darauf. “Dieselbe, durch die ich hereingekommen bin.”
    “Da saß eben jemand in der letzten Bank und hat gebetet, aber das war nicht Bernie.” Sein Lächeln war freundlich und mitfühlend. “Was bedrückt Sie denn, Ms. McKenzie?”
    “Ich verstehe nicht, warum Bernie nicht stehen geblieben ist, als ich seinen Namen rief.”
    “Vielleicht hat er, wer immer es auch gewesen sein mag, sie einfach nicht gehört.”
    “Er hat mich gehört, Pastor.”
    “Ich glaube nicht, dass Bernie sie einfach ignoriert hätte. Ich habe erfahren, was Sie neulich für ihn getan haben. Am nächsten Tag habe ich mit seiner Schwester gesprochen, und sie erzählte mir, wie sehr sie beide Ihnen für Ihre mutige Tat

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