Wo die Wahrheit ruht
danken.”
Er trat an ihre Seite, und sie schritten gemeinsam den Mittelgang entlang aufs Hauptportal zu. “Bernie ist ein guter Kerl. Früher hat er sich sehr für die Kirche und für Gott begeistert. Der Tod seiner Mutter hat das geändert. Ich habe versucht zu helfen, aber …” Er hob beide Arme und ließ sie in einer Geste der Hilflosigkeit sinken. “Manchmal sind selbst die größten Bemühungen vergebens. Ich würde nur zu gerne glauben, dass Bernie hier war, dass er bereit wäre, seinen Frieden mit Gott und der Kirche zu schließen, aber wie gesagt, ich habe fast eine ganze Stunde vorne am Altar verbracht und bin dann in die Sakristei gegangen. Wenn Bernie da gewesen wäre, hätte ich ihn sehen müssen.”
Wie hätte Grace seine Worte bezweifeln können? Geistliche logen nicht. Vielleicht hatte Bernie etwas erschreckt und ihn dazu gebracht, aus der Kirche zu rennen, noch bevor Pastor Donnelly aus der Sakristei zurückgekehrt war. “Sie haben bestimmt recht. Entschuldigen Sie die Störung.”
“Dafür brauchen Sie sich doch nicht zu entschuldigen.” Sie hatten das Portal erreicht. “Doch ich verlasse mich auf Ihr Versprechen, am Sonntag die Messe zu besuchen.”
Davor würde sie sich nun nicht mehr drücken können. Das war sie ihm schuldig. “Ich werde kommen. Noch einen schönen Abend, Pastor.”
“Wünsche ich Ihnen auch, Ms. McKenzie.”
Sie trat auf den Parkplatz hinaus und holte tief Luft, um wieder zur Ruhe zu kommen. Die Hände in ihren Taschen vergraben, ging sie zurück in Richtung Galerie, wo sie ihren Wagen geparkt hatte. Kurz bevor sie die Bridge Street erreichte, drehte sie sich um und warf noch einen letzten Blick auf die Stelle, an der sie Bernie zuletzt gesehen hatte.
Pastor Donnelly stand noch immer im Kirchenportal.
Sein freundliches, mitfühlendes Lächeln war wie weggewischt.
30. KAPITEL
T rockenes Laub wirbelte um Grace' Füße, während sie schnellen Schrittes den verlassenen Parkplatz überquerte. Obwohl sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, wollte sie schleunigst einen möglichst großen Abstand zur Kirche und zu Pastor Donnelly gewinnen, dessen Blick sie noch immer auf ihrem Rücken spürte.
Die Galerie lag nur wenige Blocks entfernt, doch sie bereute es nun, nicht mit dem Wagen hergefahren zu sein. Ihr Unbehagen wandelte sich in blanke Angst, als sie am Rande ihres Gesichtsfelds einen Schatten wahrnahm. Er bewegte sich. Sie blieb stehen und wandte den Kopf gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich jemand hinter einer Eiche duckte. Pastor Donnelly war verschwunden, doch der Gedanke,
er
könne derjenige sein, der sie verfolgte, war zu absurd, um ihn ernst zu nehmen.
Sie rannte los. An eine Großstadt mit all ihrer Kriminalität und Gewalt gewöhnt, würde sie nicht riskieren, es noch einmal mit einem unbekannten Angreifer aufzunehmen, egal, wie sehr sie ihre Kampftechnik auch perfektioniert haben mochte.
Als sie auf die Bridge Street stieß, fuhr ein Wagen vorbei. Einen Augenblick lang überlegte sie, ihn anzuhalten. Aber was würde sie tun, wenn der Fahrer nicht anhielt? Wertvolle Sekunden würden verstreichen, die sie ihrem Verfolger näher brachten.
Ihre Schritte hallten laut über das Straßenpflaster. Sie wusste nicht, ob ihr Verfolger noch immer hinter ihr her war. Sie konzentrierte sich allein auf das Ziel, ihren Wagen zu erreichen, und betete, dass sie genug Zeit haben würde, hineinzuspringen und die Tür zu verriegeln.
Doch dieses Glück war ihr nicht beschert. Als sie um die Ecke bog, prallte sie mit einem Mann zusammen. Sie wäre fast gestürzt, wenn er sie nicht festgehalten hätte.
“Lassen Sie mich los!”, schrie sie panisch, als er ihren Arm packte.
“Grace!” Der Mann schüttelte sie. “Hören Sie auf damit. Ich bin's, Matt.”
Sie hielt inne. “Matt?” Immer noch zitternd, warf sie einen Blick über ihre Schulter. Von den Scheinwerfern eines herannahenden Wagens abgesehen, lag die Straße verlassen da. Hatte sie sich den Verfolger nur eingebildet? “Sind Sie mir gerade gefolgt?”
“Nein. Wozu hätte ich das tun sollen?”
“Weiß nicht.” Sie wartete, bis der Wagen vorbeigefahren war. “Was machen Sie hier?”
“Ich habe bei der Galerie vorbeigeschaut und gehofft, Sie dort zu erwischen, bevor Sie schließen. Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie zittern.”
“Alles bestens.” Sie schnappte mehrmals nach Luft. “Nein, ist es nicht”, räumte sie ein. “Jemand hat mich verfolgt.”
Matt blickte die Straße
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